Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
Vom Netzwerk:
gefallen. Ich weiß es«, sagte Toni und lächelte Frau Schurz unschuldig an.
    Besucher waren jetzt eingetreten, Beate von Randow hatte
ihren Mann im Schlepptau. »Liebling, schau dir das an. So etwas Schönes. Das schaut ja völlig anders aus als die anderen Büros«, rief sie begeistert und zog ihren Mann tiefer hinein. Der konnte sein Glück kaum fassen. Randow hatte einen guten Machtinstinkt, und er roch, dass an dieser Sache etwas faul war. Jungbluth in Schanghai, die Frau dekoriert sein Büro um, als käme gleich Kaiser Wilhelm zu Besuch, diese warmen, fast romantischen Farben, die privaten Bilder auf dem Tisch und dann dieses Ding da an der Wand. Sicher, mancher aus seinen Kreisen ging jagen, Bären in Rumänien, Hirsche in Masuren. Aber kein deutscher Topmanager hatte eine Jagdtrophäe bei sich im Büro hängen. Wir waren doch nicht in der Kolonialzeit!
    Nein, Randow konnte es nicht fassen, was für ein roter Teppich ihm hier ausgerollt wurde - der unverhoffte Weg zurück zur Macht. Hier war seine Chance, diesen Emporkömmling Jungbluth zu stoppen. Er ging zum Schreibtisch und bat, während er fast zärtlich das Hochzeitsfoto von Toni und Georg in perfekte Position brachte, über Georgs Telefonanlage dessen Sekretärin: »Alle aus dem Vorstand, die Zeit haben, sollen doch mal in Herrn Jungbluths Büro vorbeikommen. Der Mann hat neue Maßstäbe gesetzt. Oder sollte ich besser sagen: seine Frau.«
    Bald sah es in Georgs Büro aus, als sei eine Stehparty im Gange. Der gesamte Vorstand samt Chefsekretärinnen staute sich dort, man strich über die fein gearbeiteten alten Holztische, berührte die Lampenschirme und den dunkelgrünen Samt. Einige Herren saßen schon und waren sichtlich versucht, die Zigarrenschatullen zu öffnen. Man lachte, redete, fühlte sich offensichtlich wohl. Die Sekretärinnen schauten etwas irritiert den Hirsch an, die Manager bewunderten ihn. Viele sprachen Toni an, gratulierten ihr zu der - wie es mehrmals hieß - »eigenwilligen« Neudekoration. Auch das Wort »geschmackvoll« fiel.
    Als Toni ins Vorzimmer schaute, sah sie Frau Schurz dort
sitzen und wieder aufgeregt in den Hörer sprechen. »Alle haben es gesehen. Der gesamte Vorstand«, flüsterte sie ins Telefon. Danach nickte Frau Schurz mehrmals heftig, legte auf und sank in sich zusammen. Sie tat Toni leid. Aber für Mitleid war jetzt keine Zeit. Sie brauchte Frau Schurz noch. Es gab kein Erbarmen. Frau Schurz hatte mit ihr ja auch kein Erbarmen gehabt - sie hatte alles über die Affäre gewusst und sie mit keinem noch so kleinen Zeichen gewarnt.
    Toni trat zu ihr heran. »Ich mache ihn fertig. Außer …«, sagte sie sachlich.
    »Außer?« Frau Schurz nahm den Ball sofort auf. Sie sah Toni hasserfüllt an. Dreiundzwanzig Jahre Arbeit, dreiundzwanzig Jahre Unterwürfigkeit und Dienstbeflissenheit sollten endlich belohnt werden - mit Georgs Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden. Und jetzt kam diese Frau und zerstörte alles im Handstreich. Wütend riss sich Frau Schurz das Hermès-Tuch vom Hals. Warum hatte sie sich so blöd übertölpeln lassen? Wie eine Berufsanfängerin!
    »Außer Sie arbeiten mit mir zusammen. Ich will bis zur Vorstandswahl seine Termine wissen. Ich meine damit alle Termine. Mehr müssen Sie nicht tun. Dann werde ich ihn weiterhin decken, er wird Vorstandsvorsitzender, und Sie bleiben, das verspreche ich, seine Sekretärin.« Toni hatte nicht vor, sich noch mal so vorführen zu lassen wie bei der Schanghai-Reise mit Karoline. Sie wollte ab jetzt wissen, was lief.
    »Das ist Erpressung«, zischte Frau Schurz.
    »Nehmen Sie es nicht persönlich, es geht nicht gegen Sie. Und machen Sie sich keine Sorgen - ich werde ihm bis zur Vorstandswahl eine tadellose Ehefrau sein. Keine Angst. Ich will seine Wahl nicht verhindern, ich habe auch Interesse daran, dass er gewählt wird. Nur lasse ich mich nicht so von ihm behandeln, ich bin nicht irgendwer, ich bin seine Frau. In letzter Zeit, ist
mein Eindruck, hat er das wohl vergessen. Ich werde ihn also daran erinnern müssen.« Toni schaute Frau Schurz scharf an. »Also, was ist? Helfen Sie mir, oder soll ich mit Frau von Randow über die Leiden einer betrogenen Ehefrau plaudern?«
    »Sie haben ihn doch schon ruiniert. Schauen Sie sich doch an, wie Peter von Randow übers ganze Gesicht strahlt. Einen Hirsch an eine knallrote Wand zu hängen …«
    »Ochsenblutrot«, korrigierte Toni.
    »Das ist in Managerkreisen ein Harakiri. Sie wissen doch, wie konservativ die denken. Da

Weitere Kostenlose Bücher