Der Liebespakt
zwang sie, einen, wie sie wusste, weniger angenehmen Teil ihrer Natur zu offenbaren - ihren Stolz.
Er zuckte schließlich die Schultern. „Ich war nur neugierig. Nun, sagen Sie mir doch, Miss Wembly, wie kam es, dass Sie von meiner ... meiner misslichen Lage erfuhren?" Auch diese Frage hatte sie erwartet. „Ein Freund der Familie, der mit einem Angestellten im Büro Ihres Anwalts, Mr Green, bekannt ist, erfuhr, dass Ihr Anwalt nach jungen Damen guter Herkunft in bescheidenen Verhältnissen suchte. Da ich eine junge Dame in bescheidenen Verhältnissen bin und eine Vernunftehe in Betracht ziehen muss, habe ich Mr Green aufgesucht und war nach Kenntnis der Lage bereit, mich zu bewerben."
Es überraschte sie, dass sie dies alles ohne ein äußeres Anzeichen von Erregung vortragen konnte. Denk an James, ermahnte sie sich im Stillen und rang sich
verspätet ein höfliches Lächeln ab.
„Ach ja, gut. Ich habe Anweisung erteilt, diskret zu verfahren. Ich bin schon jetzt die Zielscheibe von zu viel Klatsch. Bitte seien Sie doch so freundlich, mir Ihre finanzielle Lage zu schildern."
Caroline senkte den Blick. Es fiel ihr nicht schwer, über ihre Vergangenheit zu sprechen, aber sie musste vorsichtig sein. Der eigentliche Grund für ihre Bewerbung durfte nicht bekannt werden. „Nach dem Tod meines Vaters stellte sich heraus, dass seine Ländereien stark belastet waren. Nach Tilgung der Schulden war von unserem Erbe nichts mehr übrig. Wir mussten unser Haus verkaufen und Räumlichkeiten in einer bescheideneren Umgebung mieten." Sie erzählte ihm nichts von den Spielschulden ihres Vaters oder von den Gläubigern, die einer nach dem anderen bei ihnen zu Hause aufgetaucht waren, dort wie Geier auf der Suche nach Aas eingefallen waren und alles Wertvolle mitgenommen hatten. Dann war ihnen auch noch das Haus genommen worden. „Momentan arbeite ich als Aushilfe für Korrespondenz in einer Buchhandlung. Da ich keine Mitgift habe, kommt eine Heirat mit einem Mann meines Standes für mich nicht länger infrage."
Er hörte ihr aufmerksam zu und nickte gemächlich, als ob das, was sie gesagt hatte, einen Sinn machen würde, als ob er sie verstanden hätte. Sie bezweifelte jedoch, dass es so war.
„Von den ehemaligen Heiratskandidaten hat sich also keiner mehr blicken lassen", stellte er fest und klang fast ein wenig mitleidig, „was Ihnen keine andere Wahl lässt, als zu mir zu kommen, einem Mann, der vermutlich binnen eines Jahres tot sein wird. Einem völlig Fremden und einem berüchtigten Haderlumpen obendrein. Was mich auf etwas Wichtiges zu sprechen kommen lässt." Lächelnd neigte er den Kopf zur Seite. „Welches der Gerüchte, die über mich im Umlauf sind, ist Ihnen zu Ohren gekommen? Es ist wichtig, dies gleich zu klären, deshalb seien Sie bitte so frei und erzählen Sie mir alles."
Obwohl sie wusste, dass sein mildes Lächeln und sein sanftmütiger Gesichtsausdruck einzig und allein dem Ziel dienten, sie ihre Vorsicht vergessen zu lassen, konnte dieses Wissen nicht verhindern, dass ihr Herz schneller schlug und sie sich ein wenig schwindlig fühlte. „Ich habe keinerlei Gerüchte über Sie gehört", erwiderte sie leise. Es war ihr egal, ob er wusste, dass sie log. Die Wahrheit hätte sie nicht auszusprechen gewagt.
In diesem Moment wurde das Gespräch durch den Eintritt einer Gruppe von Dienern unterbrochen.
„Ich habe mir erlaubt, Tee servieren zu lassen, da ich annahm, dass Sie um diese Zeit einer kleinen Stärkung bedürfen. Sagen Sie, Miss Wembly, sind Sie mit der Unterbringung in Barrister's Ordinary zufrieden?" Er entspannte sich sichtlich und lehnte sich zurück, als der Butler und zwei Dienstmädchen auf dem Mahagonitisch zwischen ihnen das Teegeschirr platzierten. „Sehr, Mylord. Wir sind äußerst komfortabel untergebracht."
„Ich hoffe, Ihre Reise von London hierher war nicht allzu anstrengend?"
„Aber nein, gar nicht."
„Würden Sie mir die Ehre erweisen, uns einzuschenken?"
Caroline stöhnte innerlich, weil sie fürchtete, ihre Hand würde allzu sehr zittern. Nicht auszudenken, was geschah, wenn sie ihn mit dem heißen Wasser verbrühen würde! Wenn das nur gut geht, dachte sie verzagt. Am liebsten hätte sie die Aufforderung abgelehnt, aber so viel hing davon ab, dass sie den bestmöglichen Eindruck hinterließ.
Glücklicherweise blamierte sie sich dabei nicht. Nachdem die Dienstmädchen das Teegeschirr, bestehend aus einer silbernen Teekanne, einer Wasserkanne, einer Zuckerdose,
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