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Der Liebessalat

Der Liebessalat

Titel: Der Liebessalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph von Westphalen
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sagte Ellen. Es war ihr tatsächlich beim Zusammenstellen der Bügelbretter aufgefallen, und sie hatte einen Blick darauf geworfen. »Wenigstens kein hoher Ton«, sagte sie zu Viktor. Und zu Bettina: »Er stellt sich vor, auch einen Ring in der Nase zu haben, und dann seid ihr mit einem Kettchen verbunden und geht bis ans Ende der Welt.«
    »Mach nicht alles kaputt, grausame Juristin«, sagte Viktor.
    »Geil«, sagte Bettina und fing an die Platten und CDs zu inspizieren: »Habt ihr nur Jazz und Klassik?«
    Die alten Pop-Platten lagerten zum großen Teil in der Frankfurter Wohnung. Viktor nickte reumütig: »Was trinken?«
    Bettina wurde munter: »Cool. Habt ihr Cola?« Cola gab es nicht. Tee war auch gut. Ellen verschwand in der Küche, dankbar fast.
    Viktor sagte zu Bettina: »Ich wollte unbedingt verhindern, daß du hier übernachtest. Eine Liebesnacht hier ist nicht drin.«
    Bettina packte ungerührt einen Kaugummi aus, steckte ihn in den Mund und begann zu kauen: »Ist doch okay. So weit waren wir doch noch gar nicht – soweit ich mich erinnere.«
    »So weit will ich aber kommen«, sagte Viktor. Es kam eine Spur zu trotzig.
    Sein Wunsch beeindruckte sie nicht: »Ganz schön ehrgeizig. Du hast ja noch nicht mal einen Ring in der Nase.«
    Viktor senkte sein Haupt. Sie traf einen wunden Punkt. Es ging nicht um den Ring. Es ging darum, daß er immer seinen literarischen Projektionen hinterherhinkte.
    Sie nützte seine Verlegenheit aus: »Mit Nasenring hättest du echt Chancen bei mir.«
    Ellen erschien mit dem Tee. Der nächste Tag wurde organisiert. »Also, ich verlasse um acht Uhr das Haus«, sagte Ellen. Es klang so, als wolle sie damit sagen, daß sie nichts dagegen hätte, wenn danach das Nasenring-Liebespaar übereinander herfallen und sich verketten würde. Entsprechend komisch wirkte Bettinas Kommentar: »Au, acht, das ist mir zu früh!«
    Viktor lachte. Nachher würde er Ellen fragen, ob ihr der pornographische Charakter des kleinen Dialogs aufgefallen sei.

    Im Bett sagte Ellen: »Tu’s doch, geh rüber!«
    »Sie fickt nur mit Männern, die einen Nasenring haben«, sagte Viktor, »ich habe vergessen, mir einen reinbohren zu lassen.«
    Ellen kramte in ihrer Nachttischschublade und holte einen Ohrklipp hervor: »Vielleicht tut es der auch?« Sie zwickte den Klipp in einen von Viktors Nasenflügel und bewunderte ihr Werk: »Geil!« Sie umarmte Viktor mit gespielter Leidenschaft und fragte dann streng: »Was findest du an ihr?«
    »Wir haben keine Kinder«, sagte Viktor und fing an, schallend zu lachen über seinen Satz: »Du hast Neffen und Nichten. Ich habe niemanden. Ich brauche Bettina. Sonst reißt mein Kontakt zur Jugend ab. Das kann ich mir als Schriftsteller nicht leisten.«
    Ellen griff nach Viktors Ohren und zog an den Läppchen: »Das Praktische an Bettina ist«, sagte sie, »sie ist zwar jung wie eine Tochter oder Nichte, aber nicht verwandt. Kein Inzesttabu. Sie ist auch nicht minderjährig. Du kannst mit ihr ficken.«
    »Genau«, sagte Viktor, »zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich kriege Jugend, ich kriege Sex. Das Dumme ist nur«, und jetzt zog er an Ellens Ohren, »daß du hier bist. Du mußt weiter weg sein, wenn ich mit ihr schlafen können soll.«
    »Können soll?« wiederholte Ellen und fragte dann: »Wie weit weg?«
    »Fünf Kilometer, besser zehn, noch besser hundert. Je nachdem. Tausend Kilometer sind ideal. Dann ist es am wenigsten schlimm für den armen Viktor Goldmann, seine liebe Gattin Ellen mit einer anderen Frau zu betrügen.«
    »Was heißt ‘je nachdem’?« fragte Ellen.
    »Je nachdem mit wem«, sagte Viktor, »die Tscherkessin ist sehr wild, da wäre mir ein Anstands-Abstand von dreihundert Kilometern schon sehr lieb. Bei unserer jetzigen Besucherin käme ich mit dem Minimum von fünf Kilometern klar.«
    »Nehmt euch ein Hotel«, sagte Ellen.
    »Amsterdam hat eine ideale Entfernung«, sagte Viktor und bereute es sofort. Das hätte er nicht sagen sollen. Das war Verrat an Ira. Das ging niemanden etwas an. Es war zu hoffen, daß Ellen nicht wußte, wo Ira lebte und daß er Kontakt mit ihr hatte. Er lenkte schnell ab, indem er in Richtung Gästezimmer deutete: »Wie findest du ihre Nase?«
    »Apart«, sagte Ellen, »und eine wirklich makellose Figur. Eine echte Gemeinheit.« Sie richte sich im Bett auf: »Geh bitte rüber zu ihr und sag, daß jetzt gevögelt wird. Sag ihr, der Gast kann bei uns wählen: entweder mit mir oder mit dir – oder mit uns beiden. Los geh!« Ellen

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