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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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war sechsundzwanzig Jahre alt und hatte sich entschieden, das zu nehmen, was das Leben ihr bot – sie hatte sich auf eine Affäre mit einem eleganten Gentleman eingelassen, und sie hatte in dieser Affäre ihr Glück gefunden – vielleicht nicht für immer, aber immerhin war sie glücklich. Strahlende Augenblicke des Glücks vermischten sich mit berauschender Freude.
    Sie fühlte sich nicht schuldig und bedauerte nicht im Geringsten, was sie getan hatte. Nicht einmal Minnie gegenüber würde sie die Erfüllung leugnen, die sie in Vanes Armen gefunden hatte.
    Doch ihre Ehrlichkeit verlangte, dass sie die Dinge richtig stellte. Sie durfte Minnie nicht in dem Gedanken lassen, dass schon bald die Hochzeitsglocken läuten würden. Sie holte tief Luft, dann blieb sie neben Minnies Sessel stehen. »Ich habe Vanes Antrag abgelehnt.«
    »Sehr weise.« Timms beugte sich über ihre Stickerei. »Das Letzte, was du dir wünschst, ist, dass dich ein Cynster als selbstverständlich ansieht.«
    »Was ich zu sagen versuche, ist …«
    »Ist, dass du viel zu klug bist, einen solchen Antrag anzunehmen, ohne davon überzeugt zu sein. Ohne ein paar bedeutende Dinge vorher klarzustellen.« Minnie sah zu ihr auf. »Meine Liebe, du machst das genau richtig. Die Cynsters geben nie so leicht nach – ihre Version der ganzen Sache ist: Wenn sie einmal etwas in der Hand haben, dann bekommen sie es auch, selbst wenn es sich dabei um Frauen handelt. Die Tatsache, dass sie vorher ein wenig verhandeln müssen, wenn es sich um eine Frau handelt, geht ihnen einfach nicht in den Kopf. Und selbst wenn das so ist, dann versuchen sie noch immer, diese Tatsache zu ignorieren, wenn man das zulässt. Ich bin wirklich sehr stolz auf dich, dass du deinen Standpunkt einhältst. Bis du genügend Versprechen von ihm bekommen hast, bis er genügend Eingeständnisse gemacht hat, solltest du seinen Antrag auf keinen Fall annehmen.«
    Patience stand einen Augenblick lang wie angewurzelt vor ihr und starrte in Minnies Gesicht. Dann blinzelte sie. »Du verstehst es also wirklich.«
    Minnie zog die Augenbrauen hoch. »Aber natürlich.«
    Timms schnaufte. »Du musst nur dafür sorgen, dass er es auch begreift.«
    Minnie grinste. Sie griff nach Patience' Hand und drückte sie. »Du bist diejenige, die beurteilen muss, was dich überzeugen wird. Ich habe allerdings ein paar ernste Worte zu sagen, wenn du einen Rat von einer alten Frau annehmen willst, die sowohl dich als auch Vane besser kennt, als es euch beiden klar ist.«
    Patience errötete und wartete – ziemlich reumütig.
    Minnies Grinsen wurde zu einem ironischen Lächeln. »Es gibt drei Dinge, die du nicht vergessen darfst. Erstens, Vane ist nicht dein Vater. Zweitens, du bist nicht deine Mutter. Und drittens, du solltest nicht daran denken – keinen Augenblick lang – , dass du Vane Cynster nicht heiraten wirst.«
    Patience sah tief in Minnies weise Augen, dann wandte sie sich ab und sank auf den Fenstersitz.
    Minnie hatte natürlich Recht. Sie hatte alle drei sprichwörtlichen Nägel auf den Kopf getroffen.
    Sie hatte von Anfang an den Charakter ihres Vaters auf Vane übertragen. Wenn sie jetzt den einen mit dem anderen verglich, ergab das ein vollkommen falsches Bild. Vane war nur der Erscheinung nach ein »eleganter Gentleman«, nicht in seinem Charakter. Wenigstens nicht auf die Art, die ihr wichtig war.
    Und dass sie nicht ihre Mutter war, das stimmte auf jeden Fall. Ihre Mutter hatte ein ganz anderes Wesen gehabt – hätte ihre Mutter gesehen, wie ihr Vater mit einer jugendlichen Schönheit in einem Wintergarten verschwunden war, so hätte sie ihr strahlendstes Lächeln aufgesetzt und hätte so getan, als hätte sie es nicht gesehen. Doch Patience war zu einer solchen Duldsamkeit nicht fähig.
    Sie wusste, was geschehen wäre, wenn die Schönheit, mit der Vane sich zurückgezogen hatte, nicht so unschuldig und nicht mit ihm verwandt gewesen wäre. Es wäre keine hübsche Szene geworden. Während ihre Mutter die Untreue ihres Mannes als ihr Schicksal akzeptiert hatte, würde sie so etwas niemals akzeptieren.
    Falls sie Vane heiratete … Der Gedanke ließ sie in Tagträume versinken – von wenn und aber und all den anderen Möglichkeiten, davon, wie sie miteinander umgehen würden, wie sie sich einander anpassen würden, wenn sie das Risiko eingehen und ihn akzeptieren würde. Es dauerte volle fünf Minuten, bis sie wieder klar denken konnte und ihr die Bedeutung von Minnies drittem Punkt klar

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