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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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deutlich geworden war. Eine unerhörte Anstrengung war nötig, um sich auf die unterschwelligen Gefühle zu konzentrieren, die bei ihrem Liebesspiel aufgetreten waren, und nicht auf das Liebesspiel selbst, doch sie war sicher, dass sie sich nicht nur einbildete, dass die unterschwellige Eindringlichkeit, die sie gefühlt hatte, wirklich war. Die Eindringlichkeit von Vanes Verlangen, eine Eindringlichkeit, die ihr gezeigt hatte, dass er sie liebte.
    Liebte.
    Er hatte dieses Wort im körperlichen Sinn gebraucht. Sie selbst dachte daran eher als ein Gefühl. Bis zur vergangenen Nacht hatte sie angenommen, dass für Vane die Bedeutung dieses Wort rein körperlich war – doch nach dieser Nacht war sie nicht mehr so sicher.
    In der letzten Nacht hatten die körperlichen Empfindungen neue Höhen erreicht, angefacht von einer Macht, die zu groß war, um sie nur auf den Körper zu beschränken. Sie hatte es gefühlt, hatte es geschmeckt, hatte sich darin gesonnt – sie selbst kannte dieses Gefühl. Und in der vergangenen Nacht hatte sie es auch bei ihm erlebt.
    Sie holte tief Luft und starrte auf den Gewürzständer.
    Sie war sich dessen, was sie gefühlt hatte, sicher, aber er war ein erfahrener Liebhaber. Konnte er sie das auch empfinden lassen, ohne dass es wirklich war? War das, was sie gefühlt hatte, nur eine Fassade, die er mit seiner zweifellos großen Erfahrung geschaffen hatte?
    Sie stellte die Teetasse wieder ab und reckte sich. Es war verlockend, sich vorzustellen, dass sie ihn vielleicht falsch beurteilt hatte und dass seine »Liebe« viel tiefer war, als sie zu sein schien. Sie traute ihren Schlussfolgerungen nicht. Es war zu einfach – zu unkompliziert. Ein Teil ihres Verstandes versuchte, dem Ganzen mehr Bedeutung beizumessen. Sie bildete sich ein, dass er sie vielleicht doch liebte, so sehr, wie sie ihn liebte.
    Sie presste die Lippen zusammen, nahm ihren gut gebutterten Toast und biss hinein. Nachdem er so plötzlich vor ihrer Tür aufgetaucht war, war er auch auf die gleiche Art wieder verschwunden – noch ehe sie aufgewacht war, geschweige denn Zeit gehabt hatte, nachzudenken. Aber wenn das, was sie sich einbildete, auch nur zur Hälfte die Wahrheit war, wollte sie Bescheid wissen. Jetzt sofort.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr, es würde noch Stunden dauern, ehe er kam.
    »Ich habe gesagt, können Sie mir bitte die Butter reichen?«
    Patience zügelte ihre Ungeduld und reichte Edmond die Butterschale. Neben ihm lächelte Angela strahlend. Patience betrachtete die Gesichter ihr gegenüber und sah Alice Colbys Blick auf sich gerichtet. Einen eindringlichen, kalten, düsteren Blick.
    Alice starrte Patience immer weiter an, und Patience fragte sich schon, ob ihre Frisur nicht richtig saß. Sie wollte sich gerade zu Gerrard wenden, um zu fragen …
    Alice' Gesicht verzog sich. »Skandalös!« Sie hatte dieses Wort rau vor Wut ausgestoßen, und die Unterhaltung erstarb sofort. Alle Köpfe wandten sich ihr zu, alle Blicke richteten sich auf Alice. Die warf ihr Messer auf den Tisch. »Ich weiß gar nicht, wie Ihnen allen das entgehen kann! Sie sitzt hier wie eine Lady und frühstückt mit anständigen Menschen.« Alice, deren Gesicht rot angelaufen war, schob ihren Stuhl zurück. »Ich habe nicht die Absicht, mir dies noch einen Augenblick länger bieten zu lassen.«
    »Alice?« Vom Kopf des Tisches sah Minnie sie an. »Was soll dieser Unsinn?«
    »Unsinn? Hah!« Alice nickte Patience zu. »Ihre Nichte ist eine gefallene Frau – und das nennen Sie Unsinn?«
    Ein erstauntes Schweigen legte sich über die Tischgesellschaft.
    »Eine gefallene Frau?« Whitticombe beugte sich vor, und sein Blick folgt dem von Alice.
    Auch die anderen sahen sie an. Patience hielt den Blick fest auf Alice' Gesicht gerichtet, ihr Gesicht war erstarrt, doch glücklicherweise sah es entspannt aus. Sie hatte sich auf die Ellbogen gestützt, ihre Hände hielten noch immer die Teetasse umfasst. Nach außen strahlte sie Ruhe aus, doch in ihrem Inneren wirbelten die Gedanken. Wie sollte sie reagieren? Kühl zog sie eine Augenbraue hoch, ein wenig ungläubig.
    »Wirklich, Alice!« Minnie runzelte missbilligend die Stirn. »Die Dinge, die Sie sich einbilden!«
    »Einbilden?« Alice setzte sich kerzengerade. »Ich habe mir keinen großen Gentleman eingebildet, im Flur, mitten in der Nacht!«
    Gerrard rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Das war Vane.« Er warf Henry und Edmond einen Blick zu, dann sah er zu Minnie. »Er ist mit

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