Der Liebesschwur
der Ruhe gebracht hatte. Diesmal war sie es, die zögerte und dann zu ihm aufblickte. »Sie glauben doch nicht, dass es Gerrard gewesen ist.«
Halb war das eine Frage, halb eine Aussage. Vane hielt ihrem Blick stand, dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß, dass es nicht Gerrard war. Ihr Bruder könnte nicht lügen, um seine Haut zu retten – und das hat er auch nicht versucht.«
Sie warf einen kurzen Blick in sein Gesicht, dann senkte sie den Kopf. Vane öffnete die Tür, schloss sie hinter ihr wieder und ging zurück zum Feuer.
»Nun.« Minnie seufzte. »Wirst du meinen Vorschlag annehmen?«
Vane blickte auf sie hinunter und schenkte ihr sein Cynster-Lächeln. »Wie könnte ich mich nach diesem kleinen Zwischenfall weigern?« Ja, wie könnte er das.
»Dem Himmel sei Dank!«, erklärte Timms. »Gott allein weiß, dass wir hier ein wenig gesunden Menschenverstand brauchen können.«
Vane schob diese Bemerkung beiseite. Er würde später über diese Bemerkung nachdenken – er nahm an, dass Patience Debbington der Meinung war, dass nur sie allein bei klarem Verstand war. »Ich werde mich morgen ein wenig umsehen. Bis dahin …« Er sah Minnie an. »Wie ich schon sagte, es wäre das Beste, den heutigen Abend zu vergessen.«
Minnie lächelte. »Wenn ich weiß, dass du bleibst, dann genügt das schon, um mir keine Sorgen mehr machen zu müssen.«
»Gut.« Mit einem Kopfnicken wandte sich Vane um.
»Oh … äh, Vane …?«
Er sah über die Schulter zurück und zog eine Augenbraue hoch, doch blieb er auf seinem Weg zur Tür nicht stehen. »Ich weiß … aber bitte mich nicht um ein Versprechen, das ich nicht halten kann.«
Minnie runzelte die Stirn. »Pass einfach nur auf dich auf – ich möchte nämlich nicht deiner Mutter gegenübertreten müssen, wenn du dir ein Bein brichst, oder, was noch schlimmer ist, deinen Kopf verletzt.«
»Ich kann dir versichern, ich habe nicht die Absicht, mir überhaupt etwas zu brechen.« Vane war an der Tür angekommen, er sah zu ihr zurück, eine Augenbraue immer noch arrogant hochgezogen. »Du hast doch zweifellos gehört, dass die Cynsters unbesiegbar sind.«
Mit einem verwegenen Lächeln ging er hinaus. Minnie sah ihm nach, bis sich die Tür hinter ihm schloss. Sie lächelte zögernd und zupfte an ihren Schals. »Unbesiegbar? Hm!«
Timms kam ihr zu Hilfe. »Wenn man bedenkt, dass alle sieben aus der derzeitigen Generation von Waterloo zurückgekehrt sind, unverwundet, mit nicht einmal einem Kratzer, so würde ich behaupten, sie sind zu Recht davon überzeugt.«
Minnie gab ein deutlich verächtliches Geräusch von sich. »Ich kenne Vane und Devil, seit sie in der Wiege gelegen haben – und auch die anderen beinahe genauso lange.« Sie stieß Timms liebevoll gegen den Arm, und mit ihrer Hilfe kam sie auf die Beine. »Sie sind auch nur gewöhnlich Sterbliche, dabei sind sie auch noch heißblütig und kühn.« Sie hielt einen Augenblick inne, dann lachte sie leise. »Sie mögen vielleicht nicht wirklich unbesiegbar sein, aber ich will verdammt sein, wenn sie dem nicht sehr nahe kommen.«
»Genau.« Timms lächelte. »Also können wir getrost unser Problem auf Vanes Schultern legen – der Himmel allein weiß, dass sie breit genug sind.«
Minnie grinste. »Sehr wahr. Also – dann wollen wir sehen, dass ich ins Bett komme.«
Vane sorgte dafür, dass er schon recht früh zum Frühstück nach unten kam. Als er das Frühstückszimmer betrat, fand er nur Henry dort, der sich durch einen Teller mit Würsten arbeitete. Sie nickten einander freundlich zu, dann ging Vane zu der Anrichte.
Er häufte sich gerade einige Scheiben Schinken auf seinen Teller, als Masters mit einer weiteren Platte das Zimmer betrat und sie auf die Anrichte stellte. Vane sah zu ihm hin. »Keine Anzeichen eines Einbruchs?«, fragte er.
»Nein, Sir.« Masters war schon seit mehr als zwanzig Jahren Minnies Butler. Er kannte Vane gut. »Ich habe heute schon früh meine Runde gemacht. Das Erdgeschoss war bereits vor dem … Zwischenfall gesichert worden. Danach habe ich noch einmal alles abgesucht – es gab keine offene Tür und auch kein Fenster, das offen geblieben wäre.«
Und genau das hatte Vane auch vermutet. Er nickte unverbindlich, und Masters ging.
Vane trat zum Tisch und zog sich einen Stuhl heraus.
Henry, der gleich daneben saß, blickte auf, als Vane sich setzte. »Ein verflixt eigenartiger Vorfall gestern Abend. Meine Mutter ist noch immer erschüttert. Ich sage das ja nicht gern, aber
Weitere Kostenlose Bücher