Der Liebesschwur
zum Teufel?«
Der stahlharte Ton von Vanes tiefer Stimme war eine Warnung, und sie entging Patience nicht. Sie bewegte sich auf dünnem Eis, aber sie war schon sehr weit gegangen, und deshalb war sie entschlossen, sich jetzt nicht zurückzuziehen. Sie biss die Zähne zusammen. »Ich möchte nicht, dass Sie Gerrard anleiten, dass Sie seinen Kopf mit Ideen füllen, weil Sie die Art von Gentleman sind, der Sie nun einmal sind.«
»Und was für eine Art von Gentleman bin ich – in Ihren Augen?«
Anstatt seine Stimme lauter werden zu lassen, wurde sie nur noch sanfter, tödlicher. Patience unterdrückte einen Schauer und erwiderte seinen harten Blick mit einem Blick, der ebenso hart war. »In diesem Fall ist Ihr Ruf genau das Gegenteil einer Empfehlung.«
»Woher wollen Sie von meinem Ruf wissen? Sie haben sich Ihr ganzes Leben lang in Derbyshire vergraben.«
»Ihr Ruf eilt Ihnen voran«, gab Patience zurück. Sein herablassender Ton hatte sie verletzt. »Sie brauchen nur einen Raum zu betreten, und er wird vor Ihnen ausgerollt wie ein roter Teppich.«
Ihre ausladende Geste brachte ihn dazu, unwillig zu brummen. »Sie wissen überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
Patience verlor die Geduld. »Wovon ich rede, sind Ihre Vorlieben betreffs Wein, Frauen und Wetten. Und glauben Sie mir, selbst jemandem mit nur sehr geringer Intelligenz wird das nicht entgehen! Sie könnten genauso gut ein Banner vor sich hertragen.« Mit den Händen machte sie eine Bewegung in der Luft. »Gentleman Schwerenöter!«
Vane bewegte sich, plötzlich war er ihr viel näher. »Ich glaube, ich habe Sie bereits gewarnt, dass ich kein Gentleman bin.«
Patience sah in sein Gesicht, schluckte und fragte sich, wie sie das nur hatte vergessen können. Der Mann, der vor ihr stand, hatte absolut nichts von einem Gentleman – sein Gesicht war hart, seine Augen blickten wie Stahl. Selbst seine schlichte und dennoch elegante Kleidung schien ihr wie eine Rüstung. Und seine Stimme war auch nicht länger sanft. Überhaupt nicht. Sie ballte die Hände zu Fäusten und holte tief Luft. »Ich möchte nicht, dass Gerrard so wird wie Sie. Ich möchte nicht, dass Sie …« Trotz all ihrer Bemühungen war sie vorsichtig – die Worte erstarben auf ihrer Zunge.
Vane bebte förmlich vor Mühe, sich zusammenzureißen. Mit scharfer Stimme hörte er sich selbst sagen: »Ihn verderben?«
Patience erstarrte. Sie hob das Kinn. »Das habe ich nicht gesagt.«
»Sie sollten sich mit mir nicht streiten, Miss Debbington, denn diesen Streit werden Sie ganz sicher verlieren.« Vane sprach leise, sanft. Es gelang ihm so gerade, die Worte herauszupressen. »Ich möchte sichergehen, dass ich Sie auch richtig verstanden habe. Sie glauben, dass ich nur in Bellamy Hall geblieben bin, um mit Ihnen zu tändeln, Sie glauben, dass ich mich mit Ihrem Bruder angefreundet habe, um bei Ihnen zum Ziel zu kommen und dass mein Charakter so schlecht ist, dass Sie in mir eine schlechte Gesellschaft für einen Minderjährigen sehen. Habe ich noch etwas vergessen?«
Mit ausdruckslosem Gesicht sah ihm Patience in die Augen. »Ich glaube nicht.«
Vane fühlte, wie ihm die Kontrolle entglitt, wie ihm die Zügel aus der Hand genommen wurden. Er biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, all seine Nerven schmerzten bei der Anstrengung, sich zurückzuhalten.
Alle Cynsters waren dafür bekannt, dass sie ein Temperament besaßen, das normalerweise ausgeglichen war wie eine gut genährte Katze, doch das sich zu einem wütenden Raubtier wandeln konnte, wenn es herausgefordert wurde. Einen Augenblick konnte er nicht mehr klar sehen, doch dann gehorchte ihm das Biest und zog sich zischend zurück. Als seine Wut nachließ, blinzelte er benommen.
Er holte tief Luft, dann drehte er sich um und zwang sich, den Blick von Patience zu lösen und durch den Raum schweifen zu lassen. Langsam atmete er tief aus. »Wenn Sie ein Mann wären, meine Liebe, dann würden Sie jetzt schon nicht mehr stehen.«
Es gab eine kleine Pause, dann meinte sie: »Nicht einmal Sie würden eine Lady schlagen.«
Die Wahl ihrer Worte hätte beinahe genügt, um seinen Zorn erneut zu wecken. Vane wandte langsam den Kopf und sah in ihre weit aufgerissenen, haselnussbraunen Augen – und zog die Augenbrauen hoch. Seine Hand prickelte, weil er sich danach sehnte, sie auf ihren Po klatschen zu lassen, sie brannte förmlich. Einen Augenblick lang stand er am Abgrund – der
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