Der Liebesschwur
Blick ihrer weit aufgerissenen Augen, als sie, erstarrt wie eine gebannte Beute, die Absicht in seinen Augen las, war nur ein schwacher Trost. Aber der Gedanke an Minnie half ihm, den beinahe übermächtigen Wunsch zu unterdrücken, Miss Patience Debbington deutlich zu machen, wie unerhört ihre Worte gewesen waren. Minnie, auch wenn sie ihn immer unterstützte, würde ihm so etwas sehr wahrscheinlich nicht verzeihen. Vane zog die Augenbrauen zusammen und sprach sehr leise. »Ich habe Ihnen nur eines zu sagen, Patience Debbington. Sie irren sich – in jeder Beziehung.«
Er wandte sich um und ging davon.
Patience sah ihm nach, sie beobachtete, wie er, ohne nach rechts und links zu sehen, den Raum durchquerte. Sein Schritt hatte nichts von seiner üblichen Lässigkeit, nichts von seiner lässigen Anmut, jede seiner Bewegungen, die starke Haltung seiner Schultern, zeigte Kraft, Temperament und nur mühsam gezügelte Wut. Er öffnete die Tür, und ohne Minnie auch nur einmal zuzunicken, ging er, und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
Patience runzelte die Stirn. Ihr Kopf dröhnte gnadenlos, sie fühlte sich leer und – ja – innerlich kalt. Als hätte sie gerade einen schrecklichen Fehler gemacht, als hätte sie gerade etwas getan, das falsch war. Aber das hatte sie doch nicht, oder etwa doch?
Am nächsten Morgen wachte sie auf in einer grauen, feuchten Welt. Patience starrte auf das gnadenlos trübe Wetter vor ihrem Fenster, dann stöhnte sie auf und versteckte den Kopf unter der Decke. Sie fühlte, wie sich die Matratze bewegte, als Myst auf das Bett sprang und dann näher kam. Myst begann zu schnurren, als sie sich an Patience' Bauch schmiegte.
Patience vergrub den Kopf noch tiefer in den Kissen. Das war ganz deutlich ein Morgen, den man besser im Bett verbrachte.
Mit Mühe stand sie eine Stunde später aus dem gemütlichen Bett auf. Sie zitterte in der kalten Luft und kleidete sich schnell an, dann ging sie zögernd nach unten. Sie musste etwas essen, und Feigheit war in ihren Augen kein ausreichender Grund, den Dienstboten unnötige Mühe zu machen, indem sie von ihnen verlangte, ihr ein Tablett mit dem Frühstück nach oben zu bringen. Sie warf einen Blick auf die Uhr an der Treppe – es war schon beinahe zehn Uhr. Alle würden jetzt bereits gefrühstückt und das Zimmer wieder verlassen haben. Sie war in Sicherheit.
Sie ging in das Frühstückszimmer – und entdeckte ihren Irrtum. Alle Männer waren anwesend. Als sie aufstanden, um Patience freundlich zu begrüßen, schafften Henry und Edmond sogar ein Lächeln. Vane, der am Kopf des Tisches saß, lächelte überhaupt nicht. Der Blick seiner grauen Augen war kühl und nachdenklich. Kein Muskel in seinem Gesicht bewegte sich.
Gerrard strahlte sie natürlich an. Patience zwang sich zu einem schwachen Lächeln. Mit schweren Schritten ging sie zur Anrichte.
Sie ließ sich Zeit, ihren Teller zu füllen, dann setzte sie sich neben Gerrard und wünschte, er wäre ein wenig größer. Groß genug, um sie vor Vanes düsterem Blick abzuschirmen. Doch leider hatte Gerrard bereits zu Ende gegessen. Er trank seinen Kaffee und lehnte sich dabei lässig in seinem Stuhl zurück.
Patience biss sich auf die Zunge, um Gerrard nicht zu ermahnen, sich gerade hinzusetzen. Er war noch immer zu ungelenk, um diese lässige Haltung zu zeigen. Ganz im Gegensatz zu dem Gentleman, den er nachahmte und dem das nur zu gut gelang. Patience hielt den Blick auf ihren Teller gesenkt und zwang ihre Gedanken auf ihr Frühstück. Bis auf die starre Haltung des Mannes am Kopf des Tisches gab es nur wenig Ablenkung.
Als Masters die Teller der Gentlemen abräumte, begannen diese, über die Möglichkeiten zu diskutieren, die dieser Tag ihnen als Beschäftigung ließ. Henry sah zu Patience. »Wenn der Himmel aufklart, Miss Debbington, wären Sie dann an einem kleinen Spaziergang interessiert?«
Patience warf einen kurzen Blick zum Himmel. »Viel zu schlammig draußen«, erklärte sie.
Edmonds Augen leuchteten. »Wie wäre es denn mit ein paar Scharaden?«
Patience presste die Lippen zusammen. »Vielleicht später.« Sie war schlecht gelaunt, und wenn die Männer nicht vorsichtig waren, würde sie ihre Laune an ihnen auslassen.
»In der Bibliothek gibt es ein Kartenspiel«, bot Edmond an.
Der General schnaufte, wie nicht anders zu erwarten war. »Schach«, erklärte er. »Das Spiel der Könige. Das ist es, was ich tun werde. Möchte jemand mitmachen?«
Es gab niemanden. Der General
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