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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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ganz sicher – sie reagierte viel zu empfindlich.
    Vane Cynster ging zu weit, viel zu weit – wenigstens, was Gerrard betraf. Was den Rest betraf – dass er ihre Sinne anregte – , so nahm sie an, dass er sich in Wirklichkeit nur amüsierte, ohne eine ernsthafte Absicht zu haben. Da sie für eine Verführung nicht gerade sehr empfänglich war, schien es keinen Grund zu geben, ihn deswegen zur Rechenschaft zu ziehen.
    Was jedoch Gerrard betraf …
    Sie dachte über diese Sache nach, als die Pferde weggeführt wurden. Einige Augenblicke lang standen alle vier Männer mitten auf dem Hof. Sie betrachtete sie – und musste sich eingestehen, dass sie Gerrard wohl kaum einen Vorwurf machen konnte, wenn er sich Vane auserwählt hatte, um ihn nachzuahmen. Er war der beherrschende Mann in der Gruppe.
    Als hätte er ihre Blicke bemerkt, wandte Vane sich zu ihr um. Er zog eine Augenbraue hoch, dann bot er ihr elegant seinen Arm. Patience wappnete sich und nahm sein Angebot an. Zusammen gingen sie auf das Haus zu. An der Seitentür verließ Edmond sie. Sie gingen die Treppe hinauf, dann wandten sich Gerrard und Henry ab und gingen in ihre Zimmer. Noch immer an Vanes Arm, schlenderte Patience über die Galerie. Ihr Zimmer lag auf demselben Flur wie das von Minnie, Vanes Zimmer lag eine Etage darunter.
    Es hatte keinen Zweck, ihre Missbilligung in Worte zu fassen, es sei denn, es war wirklich nötig. Patience blieb unter dem Bogen stehen, der von der Galerie zu dem Flur führte, in dem ihr Zimmer lag. Sie nahm ihre Hand von Vanes Arm und sah in sein Gesicht. »Haben Sie die Absicht, lange hier zu bleiben?«
    Er blickte auf sie hinunter. »Das hängt zum größten Teil von Ihnen ab«, meinte er, und seine Stimme war sehr tief.
    Patience sah in seine grauen Augen – und erstarrte. Jeder Muskel ihres Körpers war wie gelähmt, bis hin zu ihren Zehen. Der Gedanke, dass er sich über sie lustig machte, ohne jegliche Absicht, schwand – der Blick seiner Augen verhinderte das.
    Der eindringliche Blick seiner Augen.
    Er hätte es nicht deutlicher machen können, wenn er es in Worte gefasst hätte.
    Tapfer hob sie das Kinn und zwang sich dazu, ihren Mund zu einem kühlen Lächeln zu verziehen. »Ich denke, Sie werden sehr schnell feststellen, dass Sie sich irren.«
    Sie hatte diese Worte leise ausgesprochen, und sie sah, wie er die Zähne zusammenbiss. Die Ahnung von nahendem Unheil hüllte sie ein, und sie wagte nicht, noch mehr zu sagen. Noch immer lächelte sie, dann senkte sie hochmütig den Kopf, schwebte an ihm vorbei durch den Torbogen und dann in die Sicherheit des Flurs dahinter.
    Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah Vane ihr nach, beobachtete ihre Hüften, als sie davonging. Er blieb unter dem Bogen stehen, bis sie die Tür ihres Zimmers erreicht hatte. Er hörte, wie sich die Tür hinter ihr schloss.
    Langsam, ganz langsam, entspannte sich sein Gesicht, dann lag ein Cynster-Lächeln um seine Lippen. Wenn er dem Schicksal schon nicht entkommen konnte, dann konnte sie das auch nicht. Und das bedeutete, sie würde ihm gehören. Diese Aussicht wurde mit jedem Augenblick verlockender.

5
    Es war an der Zeit, zu handeln.
    Später an diesem Abend, als Patience im Salon darauf wartete, dass die Männer zurückkamen, stellte sie fest, dass es ihr äußerst schwer fiel, Geduld zu bewahren. Innerlich war sie voller Unruhe. Neben ihr saßen Angela und Mrs. Chadwick auf einem Sofa und unterhielten sich über die beste Verzierung für Angelas neues Kleid. Patience nickte vage, sie hörte den beiden nicht einmal zu. Sie hatte wesentlich schwierigere Gedanken zu bewältigen.
    Ein dumpfer Schmerz dröhnte hinter ihren Schläfen, sie hatte nicht gut geschlafen. Gedanken hatten sie beschäftigt – Sorgen über die ständig wachsenden Vorwürfe, denen Gerrard sich ausgesetzt sah, Sorgen über Vane Cynsters Einfluss auf ihren leicht zu beeindruckenden Bruder.
    Zusätzlich musste sie noch mit den Gefühlen fertig werden, die ihre eigenartige Reaktion auf Vane Cynster, den »eleganten Gentleman«, heraufbeschworen hatte. Als sie dann schließlich eingeschlafen war, hatte er sie sogar bis in ihre Träume verfolgt.
    Patience zog die Augenbrauen zusammen, weil der Schmerz hinter ihren Schläfen größer wurde.
    »Ich denke, die kirschrote Borte würde wesentlich flotter aussehen.« Angela drohte zu schmollen. »Finden Sie nicht auch, Patience?«
    Das Kleid, über das sie sprachen, war blassgelb. »Ich denke«, meinte Patience und fasste alles,

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