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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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herumgekommen, dachte ich
scharfsinnig.
    »Lieutenant Wheeler vom Büro
des Sheriffs.« Da ich großmütiger Stimmung war, zeigte ich ihm auch meine
Dienstmarke.
    »Leon ist drin.« Er öffnete die
Tür weiter. »Bedienen Sie sich.«
    Ich ging an ihm vorbei ins
Wohnzimmer, das klein war, aber behaglich möbliert. Ein kleiner Bursche, der
wie ein Exjockey aussah, war eben im Begriff, sich
einen Drink einzugießen. Sein Haar begann dünn zu werden und er selber dick. Er
sah mich an, als ob ich eben aus dem Schilf gekrochen sei, und schenkte sich
dann sein Glas vollends ein.
    »Mr. Schaffer«, sagte ich, »ich
bin...«
    »Ich weiß. Ich habe Sie mit Don
reden hören.« Seine Stimme war heiser und klang so, als ob ihm einmal jemand
mit einem Gummischlauch gegen die Kehle geschlagen hätte. »Stinkender Polyp!
Bloß weil jemandem mal ein Fehler unterlaufen ist, müßt ihr für den Rest seines
Lebens hinter ihm her hetzen!«
    »Leon Schaffer?« sagte ich laut
und verwundert. »Doch nicht der Leon Schaffer? Der Mann von Santa Anita mit den Injektionen! Der alle Pferde im
selben Rennen gedopt hat, und wo der Gewinner am Schluß um Schwanzlänge gesiegt
hat, weil alle rückwärts rannten?«
    »Sehr komisch!« winselte er.
»Sie wissen verdammt gut, daß man mir da was in die Schuhe geschoben hat. Zwei
Jahre in St. Quentin dafür, daß ich Pferde gedopt haben soll! Dieser verdammte
Sergeant hat mir das Heroin untergeschoben und...«
    »Leon«, sagte sein eleganter
Freund mit sanfter Stimme, »warum hältst du nicht mal den Mund und hörst zu?
Ich glaube nicht, daß der Lieutenant je zuvor im Leben was von dir gehört hat.«
    »Hm?« Schaffer starrte ihn mit
offenem Mund an und dann mich.
    »Sie haben recht, Mr...« ich
blickte fragend in seine dunklen Brillengläser.
    »Annan«, sagte er. »Don Annan,
und ich habe nur ein einziges Mal das Innere von St. Quentin gesehen,
Lieutenant — in der späten Nachtsendung.«
    Ich blickte wieder auf
Schaffer. »Man hat vor zwei Tagen achthundert Meter von hier Hank Magnusons Leiche aus dem See gezogen. Vielleicht haben Sie
darüber gelesen?«
    »Klar!« Er nickte. »Und?«
    »Er war mit Ihnen befreundet.«
    »Ich kannte ihn. — Ist es ein
Verbrechen, wenn man einen Burschen gekannt hat, der ermordet worden ist?«
    »Die meisten Leute werden nicht
eher aggressiv, als es notwendig ist«, sagte ich milde. »Glauben Sie, daß Sie
es nötig haben, gleich von Anfang an aggressiv zu sein?«
    Annan lachte leise. »Eins zu
null für den Lieutenant, Leon. Warum schluckst du nicht mal deine
Anti-Polypen-Vorurteile hinunter, damit es nicht immer klingt, als hättest du
ein schlechtes Gewissen?«
    Hier hätte ich eigentlich Annan
kurz und bündig seine fortgesetzte Einmischung untersagen sollen, aber zwischen
den beiden gab es da eine Art Unterströmung, die mich faszinierte. Schaffers
Blick teilte seinem Freund mit, er solle sich zum Teufel scheren, aber dann
schluckte er mühsam — vielleicht wegen seiner Vorurteile? — und zwang sich zu
einem schwachen Grinsen.
    »Klar kannte ich Hank Magnuson , Lieutenant. Wir pflegten früher miteinander im
See zu angeln. Aber sehr gut kannte ich ihn nicht.«
    »Das tut hier herum niemand.«
Ich seufzte. »Kennen Sie seine Frau?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich
glaubte damals, das sei der Grund, weshalb er angeln ginge, um von ihr
wegzukommen. Einmal sagte er, sie sei nichts als ein entnervendes... Na, Sie
wissen schon. Aber sie sei stinkend reich, sagte er, und er wolle das dicke,
fette Bankkonto nicht im Stich lassen.«
    »Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Hm?« Seine graubraunen Augen
bekamen Fältchen in den Winkeln. »Sie meinen, über seine Frau?«
    »Über alles«, knurrte ich. »Über
seine Frau, sein Leben, seine Freundin, sein Geschäft — alles.«
    »Ich erinnere mich nicht allzugut .« Er zwang sich erneut zu seinem imitierten
Grinsen. »Sie wissen, wie es beim Angeln ist, Lieutenant. Man hockt zu zweit im
Boot, und meistens redet man gar nicht.«
    »Warum ist er überhaupt mit
Ihnen hinausgefahren?«
    »Ich angle gern, ich bin fast
immer hier, und ich wohnte in der Nachbarschaft — darum, glaube ich. Er war ein
prima Kerl, und er brachte immer was zum Saufen mit. Wir kamen im Boot gut
miteinander zurecht, und das war’s.«
    »Wann haben Sie Magnuson zum letztenmal gesehen?«
    »Das weiß ich nicht genau. Es
ist jedenfalls länger als ein Jahr her.«
    »Wo waren Sie vorgestern nacht zwischen zwölf und zwei Uhr?«
    Schaffer dachte ungefähr

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