Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
machen«, sagte sie, ohne sich die Mühe zu machen, den Kopf zu
heben.
    »Sie sollten den Lieutenant
nicht noch vergrämen«, sagte Polnik mit gekränkter
Stimme. »Wo er doch den ganzen Mordfall allein übernommen hat.«
    Ich lächelte ihn schuldbewußt
an. »Haben Sie aus dem alten Mann, der die Leiche aus dem See gezogen hat,
etwas herausgebracht?«
    »George Spooner .
Nein, Lieutenant, mehr wußte er auch nicht. Jedenfalls nichts Wichtiges.«
    »Pech!« sagte ich mitfühlend.
    »Ich bin gestern ins Büro
gekommen, wie Sie gesagt haben, aber Sie sind überhaupt nicht aufgetaucht.
Deshalb hat mich der Sheriff wegen eines Einbruchs in einem Juweliergeschäft
wieder weggeschickt.« Seine Stimme klang belegt vor Widerwillen. »Es war ein
sechzehnjähriger Junge. Ich fand ihn drei Häuserblocks weiter auf dem Randstein
sitzen und heulen. Die Beute hielt er noch in seiner feuchten Hand umklammert —
eine falsche Diamantenbrosche, knapp acht Dollar wert.«
    »So geht es eben. Ich war
gestern so beschäftigt, daß ich keine Möglichkeit mehr hatte, zurückzukommen
und...« Plötzlich nahm ich das Warnzeichen aus meinem Unterbewußtsein wahr. »Was war übrigens nicht wichtig?«
    »Wie bitte, Lieutenant?«
    »Ich meine George Spooner «, erinnerte ich ihn. »Sie sagten, er habe nichts
weiter gewußt — jedenfalls nichts Wichtiges.«
    »Ach so!« Er zuckte die
massiven Schultern. »Er sprach nur von den Zeiten, als er Magnuson beim Angeln draußen auf dem See zu treffen pflegte, aber das lag schon ein Jahr
zurück.«
    »Hat er allein geangelt?«
    »Mit irgendeinem Mann namens
Schaffer, sagte der Alte. Ich dachte, das sei nun alles Vergangenheit.«
    »Vermutlich ja«, sagte ich
geduldig. »Wie steht es mit diesem Burschen — Schaffer?«
    »Er angelt immer noch auf dem
See.« Polniks niedrige Stirn runzelte sich gequält.
»Ich wußte gar nicht, daß Sie sich für Angeln interessieren, Lieutenant.«
    »Er versucht immer, nach
irgendwas — oder irgend jemandem — zu angeln«, sagte
Annabelle in scharfem Ton. »Es sollte eine städtische Verordnung geben, derzufolge Wheeler Handfesseln tragen muß, sobald er in
Reichweite irgendeines weiblichen Wesens unter fünfundvierzig gerät.«
    »Damit fallen Sie wohl weg?«
sagte ich geistreich.
    »Zufällig hat mich meine Mutter
vor dreiundzwanzig Jahren in die Welt gesetzt!« fauchte sie.
    »Da muß ich direkt noch mal Ihr
Muttermal betrachten, um mich davon zu überzeugen«, sagte ich. »Ist es immer
noch am selben Fleck? Sie wissen schon, gleich unter...«
    »Wenn Sie nicht die Klappe
halten, Al Wheeler«, sagte sie mit erstickter Stimme, »zerschmettere ich diesen
Schreibtisch hier auf Ihrem Kopf.«
    »Ich bin mal angeln gegangen«,
vertraute mir Polnik an, »und bin dabei seekrank
geworden.«
    »Auf dem See?« Ich starrte ihn
an.
    »Meine Alte sagt, ich hätte
einen nervösen Magen.« Er blinzelte nachdenklich. »Ich glaube, es kommt davon,
daß ich seit fünfzehn Jahren mit ihr verheiratet bin.«
    »Dieser Schaffer—«, sagte ich
entschlossen. »Hat George Spooner Ihnen mitgeteilt,
wo er wohnt?«
    »Er hat ein Haus am See,
ungefähr achthundert Meter nördlich von der Stelle, wo wir die Leiche gefunden
haben. Er lebt dort ganz für sich, sagte der Alte. So was wie — ein Eremit.«
    »Ein Eremit?« sagte ich mit
erstickter Stimme.
    »Ein Einsiedler.« Annabelle
lächelte Polnik verständnisvoll zu. »Der Lieutenant
hat keine besonders gute Bildung, Sergeant. Man hat ihn schon in der zweiten
Klasse hinausgeschmissen, weil er die Lehrerinnen belästigt hat.«
    » Phhh !« Polnik schüttelte den Kopf. »So ’n Pech, Lieutenant.«
    »Ich erinnere mich noch an Miss
Magnolienblüte«, sagte ich wehmütig. »Eine phantastische Schönheit aus dem
Süden war sie. Honigblond und eine Figur, daß einem die Luft wegblieb,
dreiundzwanzig Jahre alt und auf fünfundvierzig zugehend — mit einem
bezaubernden Muttermal unmittelbar unter ihrem...« Ich hielt schlagartig inne,
denn Annabelle bohrte mit schmerzlicher Gewalt ihren Ellbogen in meine Rippen.
    »Glauben Sie, daß dieser
Schaffer wichtig sein könnte, Lieutenant?« fragte Polnik begierig.
    »Ich weiß nicht.« Ich zuckte
die Schultern. »Ich werde jedenfalls mit ihm reden.«
    »Wollen Sie, daß ich mitkomme?«
    Das wollte ich gar nicht, aber
er hatte wieder seinen vertrauensvollen Cockerspaniel-Blick in den Augen, und
so mußte ich mir schnell etwas einfallen lassen. »Ich habe etwas viel
Wichtigeres für Sie zu tun, Sergeant«,

Weitere Kostenlose Bücher