Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
auch in der
Todesbranche tätig bin, Lieutenant, aber nicht auf dieselbe Weise wie Sie. Mir
gehört die Schöne Aussicht — davon haben Sie doch sicher gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ist
das eine Bildungslücke?«
    »Es füllt sich schnell,
Lieutenant. Im Augenblick haben wir von den Dreihundertdollarplätzen höchstens
noch ein Dutzend frei. Man muß sich solche Dinge überlegen, wenn man stilvoll
beerdigt werden und Vorsorge treffen möchte, daß die Familie sich später wieder
um einen versammelt. Die Schöne
Aussicht liegt auf der Spitze eines Hügels, ungefähr fünf Kilometer
von Pine City entfernt. Die Aussicht ist wirklich
wundervoll; wir haben einen großen Wasserfall und vierundzwanzig Stunden am Tag
spielt Musik.«
    »Ich glaube, bei meinem Gehalt
als Lieutenant könnte ich es mir nicht leisten, dorthin zu kommen«, brummte
ich.
    »Kommen können Sie überhaupt
nicht, Lieutenant —.« Er barst schier vor Gelächter. »Sie müßten mit einem
Leichenwagen rausgefähren werden.«
    Ich starrte ihn finster an und
bedauerte, daß ich ihm nicht eine Kugel durch den Nabel geschossen hatte, als
mir dazu noch ein Vorwand geboten war. Nach einer Weile hörte er ausreichend
lange auf zu lachen, um erneut an seiner Zigarre zu paffen. Cherie saß in ihrem
Stuhl und betastete mit den Fingern der einen Hand vorsichtig ihre Wange, die
noch hellrot war. Ihre Augen beobachteten so eindringlich Fenwicks Gesicht, als ob sie davon hypnotisiert wäre; und jedesmal ,
wenn er lachte, ging ein leichter Schauder durch ihren Körper.
    »Tut mir schrecklich leid, daß
ich Ihnen nicht helfen kann, Lieutenant.« Fenwick grinste entschuldigend. »Es ist seltsam, da bildet man sich ein, man kennt
jemanden wirklich gut, aber wenn’s darauf ankommt, dann weiß man nicht das allergeringste
über den Burschen.«
    »Niemand weiß das
allergeringste über ihn, einschließlich seiner Frau«, sagte ich. »Wenn ich die
Leiche neulich morgens nicht selber gesehen hätte, würde ich überhaupt nicht
glauben, daß ein Mann namens Hank Magnuson je existiert
hat.«
    »Ärgerlich, Lieutenant.« Er
machte eine Handbewegung zu der Rothaarigen hinüber. »Haben Sie Cherie hier
schon gefragt? Vielleicht kann sie Ihnen helfen?«
    »Nein«, flüsterte Cherie. »Ich
habe ihn gar nicht gekannt.«
    »Pech!« sagte Fenwick in jovialem Ton. »Sieht ganz so aus, als ob wir für
den Lieutenant gar nichts tun können.«
    »Wenn Ihnen zufällig noch etwas
einfallen sollte, wäre ich froh, wenn Sie mich anriefen«, sagte ich, nahm eine
Visitenkarte aus meiner Brieftasche und gab sie ihm. Dann blickte ich auf den
Rotschopf. »Am besten erreicht man mich morgens um halb zehn in meinem Büro.
Auf Wiedersehen, Mr. und Mrs. Fenwick .«
    » Mrs. Fenwick , so was!« lachte er. »Das ist prima! Eher
gibt’s im August ’nen kalten Tag, als daß irgendein Frauenzimmer mich in die
Krallen kriegt! Sie heißt Cherie Cordover ,
Lieutenant, und sie ist lediglich eine Freundin von mir.«
    »Lediglich eine Freundin«,
wiederholte Cherie mit dünner Stimme.
    Fenwick begleitete mich zur Tür. Er
blieb dort stehen und sah mir noch nach, als ich den Healey wendete und in
Richtung Stadt zurückfuhr. Während der Fahrt hatte ich ausreichend Zeit, mir zu
überlegen, ob ich mit Cherie Cordover klug verfahren
war. Ritterlich zu sein ist für einen Polizeibeamten völlig unangebracht, und
vielleicht wäre es weit klüger gewesen, sie in Anwesenheit von Fenwick über ihre Beziehungen zu Magnuson auszufragen. Die darauf erfolgende Explosion hätte vielleicht ein paar
interessante Tatsachen ans Tageslicht gebracht. Ich schob schließlich die
ganzen Überlegungen als ohnehin verspätet beiseite, zumal jemand, der die
Angewohnheit hat, die ganze Zeit nach hinten zu sehen, eines Tags vom Rand
eines großen Felsens herunterfallen wird.
     
    Im Büro herrschte die gewohnte
Geschäftigkeit, als ich eintraf. Annabelle saß da und betrachtete mit
mürrischem Gesicht ihre Schreibmaschine, während Sergeant Polnik mit ausgestreckten Beinen auf einem Stuhl saß und mit einem Taschenmesser an
seinem Daumennagel herumschnippelte. Er warf mir den vorwurfsvollen Blick eines
betrogenen Märtyrers zu und schnippelte dann weiter. Ich blieb neben Annabelles
Schreibtisch stehen, blickte ein paar Sekunden lang auf ihren honigblonden Kopf
hinab und räusperte mich dann leise.
    »Wir haben sowieso schon einen
lausigen Tag hinter uns, Sie hätten gar nicht zu kommen brauchen, um ihn noch
lausiger zu

Weitere Kostenlose Bücher