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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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ausgesprochen hatte, hatte mich erleichtert. Und jetzt, da ich angefangen hatte zu reden, konnte ich nicht aufhören. Wir saßen im Gras und ich erzählte ihr alles – wie ich Tom getroffen hatte, wie er mir Schwimmen beigebracht hatte, der Antrag in deiner Wohnung, wie ich auf der Isle of Wight gesehen hatte, wie ihr beide euch angesehen habt. Sylvies Warnungen. Alles kam heraus. Nach der Hälfte meiner Geschichte legte Julia sich zurück und streckte die Arme über den Kopf und ich tat dasselbe, aber ich hörte immer noch nicht auf. Die Worte sprudelten in die Dunkelheit. Es tat so gut zu sprechen, alles nach oben schweben zu lassen in die Zweige der Bäume. Während ich sprach, blickte ich Julia nicht ein einziges Mal an, denn ich wusste, dann würde ich stocken oder lügen. Stattdessen blickte ich in das Mondlicht, das zwischen den Blättern schimmerte. Und ich redete weiter, bis alles gesagt war.
    Als ich fertig war, sagte Julia lange nichts. Ich spürte ihre Schulter an meiner und wandte den Kopf, um sie anzusehen, hoffte aufeine Antwort. Ohne meinen Blick zu erwidern, legte sie eine Hand auf meine und sagte: »Arme Marion.«
    Ich dachte daran, wie fest sie mich am Strand gehalten hatte, und wünschte, sie würde es wieder tun. Aber sie wiederholte nur: »Arme Marion.«
    Dann setzte sie sich auf, sah mir direkt in die Augen und sagte: »Er wird sich nicht ändern, verstehst du.«
    Ich starrte sie an, mit offenem Mund.
    »Tut mir leid, dass ich dir das sagen muss, aber es ist das Beste, was ich tun kann.« Sie klang hart und klar.
    Ich stützte mich auf die Ellbogen und protestierte, aber Julia unterbrach mich. »Hör mir zu, Marion. Ich weiß, dass er dich betrogen hat, und das ist schmerzlich, aber er wird sich nicht ändern.«
    Ich konnte nicht glauben, dass sie so sachlich darüber sprach. Ich hatte ihr Dinge gesagt, die ich mir selbst kaum eingestand, geschweige denn jemand anders, und statt mich zu trösten, schien sie sich gegen mich zu wenden.
    »Ich weiß, es ist schwer. Aber für euch beide ist es besser, wenn ihr es akzeptieren könnt.« Sie wandte den Blick ab in die Dunkelheit.
    »Aber es ist sein Fehler!«, sagte ich, jetzt den Tränen nahe.
    Julia lachte leise. »Vielleicht hätte er dich nicht heiraten sollen…«
    »Nein«, sagte ich. »Natürlich hätte er das. Ich bin froh, dass er mich geheiratet hat. Er wollte es. Wir wollten es beide. Und er könnte sich ändern«, stieß ich hervor, »oder nicht? Mit mir an seiner Seite. Er könnte – Hilfe bekommen, oder nicht? Und ich kann ihm helfen …«
    Julia stand auf und es war das erste Mal, dass ich ihre Hände zittern sah. Ganz leise sagte sie: »Bitte, sag so was nicht, Marion. Es ist einfach nicht wahr.«
    Ich stellte mich ihr gegenüber. »Was weißt du schon darüber?«
    Sie blickte auf den Boden. Aber ich war aufgebracht und wurde laut. »Er ist mein Mann! Ich bin seine Frau. Ich weiß, was wahr ist und was nicht.«
    »Vielleicht weißt du es, aber –«
    »All die … Lügen. Es ist nicht richtig, was er tut. Er ist derjenige, der im Unrecht ist.«
    Julia holte tief Luft. »Wenn es so ist, dann habe ich auch Unrecht.«
    »Du?«, fragte ich. »Was meinst du?«
    Sie sagte nichts.
    Sie seufzte schwer. »Großer Gott. Wusstest du das nicht?«
    Ich konnte nicht sprechen. Ich wusste in dem Moment absolut nicht, was ich davon halten sollte.
    »Wirklich, Marion. Du musst die Augen aufmachen. Du bist zu intelligent, um es nicht zu tun. Es ist eine Verschwendung.«
    Und sie ging weg, die Arme eng am Körper, den Kopf gebeugt.

 
     
     
     
     
    JULIA. ICH HABE IHR über die Jahre oft geschrieben, in der Hoffnung, dass sie mir verzeihen würde. Ich habe sie über alles, was ich tat, auf dem Laufenden gehalten – zumindest über das, von dem ich wusste, dass sie es gutheißen würde. Dass ich stellvertretende Schulleiterin von St. Luke wurde. Dass ich eine Anti-Atomkraft-Gruppe an der Schule ins Leben gerufen habe. Ich habe meine Ansichten über die Frauenbewegung mit ihr geteilt (ich habe zwar niemals an einem Marsch teilgenommen oder meinen BH verbrannt, aber ich habe einen Abendkurs über Feminismus und Literatur an der Universität von Sussex besucht und fand es hochinteressant). Ich habe in diesen Briefen niemals Tom oder dich erwähnt. Aber ich glaube, sie weiß, was geschehen ist. Ich glaube, sie weiß, was ich getan habe. Warum sonst sollten ihre Antworten so oberflächlich sein, selbst jetzt? Bei jedem Brief hoffe ich, dass sie etwas

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