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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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gegenüber und stieß mit mir an. »Auf … die Flucht.«
    »Flucht«, stimmte ich zu. »Wie geht’s Kathleen?«
    »Bekommt von Roys Mutter so viel Aufmerksamkeit, wie sie will. Die ist richtig begeistert von mir, seitdem das Baby da ist. Es wär ihr nur lieber, wenn ich einen Jungen bekommen hätte. Aber da Kath aussieht wie Roy, ist es kein großes Problem.« Sie hob wieder ihr Glas. »Und auf die Mädchen, hä?«
    »Auf die Mädchen.«
    Wir tranken. Dann sagte Sylvie: »Diese Julia. Wie ist sie? Nur weil ich es nicht gewöhnt bin, mich mit Lehrern zu treffen. Außer mit dir natürlich.«
    »Mach dir keine Sorgen, Sylvie«, sagte ich, ignorierte ihre Frage und leerte mein Glas. »Willst du noch einen?«
    »Ich hab den hier kaum aus. Schmeckt aber auch grausig. Ich nehm danach ein Stout.«
    Als ich aufstand, um zur Bar zu gehen, packte Sylvie mich am Handgelenk. »Geht’s dir gut? Ich hab gehört, Tom ist weggefahren, mit diesem – mit Patrick.«
    Ich starrte sie an.
    »Dad hat es erwähnt.«
    »Was ist damit?«
    »Ich frage nur. Ist ziemlich stark, das ist alles. Dich ganz allein zu lassen, meine ich.«
    »Kann ein Kerl nicht mal ein paar Tage mit einem Freund wegfahren?«
    »Ich hab nichts gesagt, oder? Es ist nur, du siehst – irgendwie daneben aus.«
    In dem Moment kam Julia herein. Ich atmete auf, als ich sieleicht mit den Armen schwingend, grinsend auf uns zukommen sah. Sie berührte mich am Arm und streckte Sylvie die Hand aus. »Du musst Sylvie sein«, sagte sie. »Schön, dich kennenzulernen.«
    Sylvie sah kurz auf Julias Hand, bevor sie sie lasch nahm. »Alles in Ordnung?«, sagte sie.
    Julia wandte sich an mich. »Sollen wir dann die Drinks holen?«
    »Ich nehme ein halbes Stout«, sagte Sylvie. »Das Zeug hier ist schrecklich.«
    Als wir alle unsere Drinks hatten, fragte Julia Sylvie nach Kathleen und Sylvie schien Spaß daran zu haben, ihr zu erzählen, was für eine Nervensäge ihre Tochter war. »Allerdings«, fügte sie hinzu, als sie fertig war, »ist das nichts verglichen mit meinem Mann …«, und sie hob erneut an, zählte Roys Fehler auf, die sie in allen Einzelheiten schon viele Male mit mir durchgegangen war. Er war faul. Er trank zu viel. Er half nicht beim Baby. Er weigerte sich, sich im Job hochzuarbeiten. Er kannte sich mit nichts aus, außer mit Autos. Er hing zu sehr an seiner Mutter. Aber wie immer, wenn Sylvie Roy kritisierte, schilderte sie all diese Dinge so lebhaft und lachte dabei übers ganze Gesicht, dass ich wusste, dass sie ihn gerade wegen dieser Fehler liebte.
    Julia hörte sich das alles an, nickte gelegentlich aufmunternd. Als Sylvie fertig war, fragte Julia in einem Ton, der vermutlich nicht ganz so unschuldig war, wie sie vorgab. »Und warum hast du ihn geheiratet, Sylvie?«
    Sylvie starrte Julia an, mit ausdrucksloser Miene. Dann trank sie ihr Glas leer, zog an einer Locke, die sich an ihrem Hals hochkringelte, und sagte leise: »Wollt ihr die Wahrheit wissen?«
    Julia sagte, sie wollte, und wir beugten uns beide vor, als Sylvie uns mit einem Finger näher heranwinkte. »Er ist sehr rücksichtsvoll in der Schlafzimmerabteilung.«
    Zuerst sah Julia ein bisschen verwirrt aus, aber als ich anfing zu kichern und Sylvie sich den Mund zuhielt, um sich das Lachen zuverkneifen, lachte Julia so laut, dass einige Leute im Pub sich zu uns umdrehten.
    »Er ist unwiderstehlich, oder, Marion?«, sagte Sylvie, blickte dabei ziemlich traurig in ihr Glas. »Du weißt, wie es ist. Wenn sie dich erst mal in die Finger bekommen haben, gibt es kein Zurück.«
    Julia setzte sich aufrecht hin. »Denkst du wirklich? Selbst wenn du merkst, dass es nicht gut ist?«
    »Ich sag dir. Es gibt kein Zurück«, sagte Sylvie und sah mich an.
    Nicht lange vor der Sperrstunde erschien Roy in der Tür des Nebenzimmers. Ich bemerkte ihn vor Sylvie und sah, wie sich seine Miene verdüsterte, als er die Situation erfasste: drei beschwipste Frauen, in einer Nische, kichernd, vor ihnen ein Stapel leerer Gläser.
    »Sieht hier wie eine richtige Party aus«, sagte er und ließ die Hand auf Sylvies Schulter fallen.
    Sylvie zuckte zusammen.
    »Sylvie. Marion.« Roy nickte mir zu. »Und wer ist das?« Er sah Julia neugierig an. Ich bemerkte, dass ihre Hand etwas unsicher war, als sie sie ihm hinstreckte. Aber ihre Stimme war vollkommen ruhig, als sie sagte: »Julia Harcourt. Freut mich, Sie kennenzulernen. Und Sie sind …?«
    »Sylvies Mann.«
    »Oh!«, sagte Julia mit gespielter Überraschung. »Sie hat uns

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