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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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ansehen. »Ruh dich einen Augenblick aus«, sagte er.
    »Tut mir leid«, keuchte ich.
    »Wenn du wieder Luft kriegst, versuchen wir es noch mal.«
    »Noch mal?« Ich sah zu ihm hoch. »Machst du Witze?«
    Er strich sich mit dem Finger über den Nasenrücken. »Nein«, sagte er, »ich mach keine Witze. Du musst wieder rein.«
    Ich blickte den Strand hinunter. Wolken zogen gerade heran und es war überhaupt nicht wärmer geworden.
    Er reichte mir die Hand. »Los, komm«, sagte er. »Nur einmal.« Er lächelte. »Ich verzeih dir auch, wo du mich hingetreten hast.«
    Wie konnte ich nein sagen?
    Danach trafen wir uns jeden Samstag an derselben Stelle und Tom versuchte, mir Schwimmen beizubringen. Die ganze Woche konnte ich die Stunde mit Tom im Meer kaum erwarten, und selbst als es viel kälter wurde, spürte ich eine Wärme in mir, ein Feuer in meiner Brust, das mich dazu brachte, im Wasser zu bleiben, die wenigen Züge in seine wartenden Arme zu schwimmen. Es wird dich nicht überraschen, dass ich absichtlich eine schlechte Schülerin war, und als das Wetter schlechter wurde, waren wir gezwungen, den Unterricht im Schwimmbad fortzusetzen, obwohl Tom noch jeden Tag im Meer schwamm. Und nach und nach fingen wir an zu reden. Er erzählte mir, dass er zur Polizei gegangen sei, weil es nicht die Army wäre und jeder sagte, dass er es sollte, bei seiner Größe und seiner Fitness, und dass es besser wäre, als in Allan Wests Fabrik zu arbeiten. Aber ich spürte, dass er stolz auf seineArbeit war und dass ihm die Verantwortung gefiel und sogar die Gefahr. Er schien sich auch für meine Arbeit zu interessieren; er stellte mir eine Menge Fragen, wie ich die Kinder unterrichtete, und ich versuchte, ihm Antworten zu geben, die klug klangen, ohne abschreckend zu sein. Wir sprachen über Laika, die Hündin, die die Russen gerade in den Weltraum geschickt hatten, und dass sie uns beiden leidtat. Ich erinnere mich, dass Tom sagte, er würde gerne ins Weltall fahren, und dass ich sagte: »Vielleicht wirst du es eines Tages«, und dass er wie wahnsinnig über meinen Optimismus lachte. Gelegentlich sprachen wir über Bücher, aber bei dem Thema war ich immer mit mehr Begeisterung dabei als Tom, deshalb hütete ich mich, zu viel zu sagen. Aber du kannst dir nicht vorstellen, Patrick, wie befreiend – wie gewagt sogar – es mir erschien, mit Tom über diese Dinge zu sprechen. Ich hatte bis dahin immer gedacht, dass ich meine
kulturellen Interessen,
wie ich jetzt dazu sagen würde, für mich behalten sollte. Zu viel über solche Dinge zu reden bedeutete anzugeben, Vorstellungen zu haben, die jemandem aus meiner Schicht nicht zukamen. Bei Tom war das anders. Er wollte von diesen Dingen hören, weil er auch daran teilhaben wollte. Wir hungerten beide nach dieser anderen Welt und damals schien es, als könnte Tom mein Begleiter in ein neues, noch unbestimmtes Abenteuer sein.
    Einmal als wir am Beckenrand entlang zurück zu den Umkleideräumen gingen, beide in unsere Handtücher gewickelt, fragte Tom plötzlich: »Was ist mit Kunst?«
    Ich wusste ein bisschen über Kunst; ich hatte Kunst in der Schule als Abiturfach gewählt, mir gefielen natürlich die Impressionisten, besonders Degas, und einige italienische Maler. Deshalb sagte ich: »Gefällt mir.«
    »Ich war in einer Kunstausstellung.«
    Es war das erste Mal, dass Tom mir etwas erzählte, was er in seiner Freizeit tat – abgesehen vom Schwimmen.
    »Ich könnte mich richtig dafür interessieren«, sagte er. »Ich habe mir vorher noch nie so etwas angesehen, weißt du. Ich meine, warum sollte ich?«
    Ich lächelte.
    »Aber jetzt tue ich es und ich glaube, ich
sehe
dort etwas, etwas Besonderes.«
    Wir erreichten die Tür zu den Umkleideräumen. Kaltes Wasser tropfte an meinem Rücken hinunter und ich begann zu zittern.
    »Klingt das blöd?«, fragte er.
    »Nein, es klingt gut.«
    Er grinste. »Ich wusste, dass du das denken würdest. Es ist toll da. Da drin gibt’s alle möglichen Bilder. Ich glaube, es würde dir gefallen.«
    Würde unser erstes Date in einer Kunstausstellung stattfinden? Es war kein perfekter Ort, aber es war ein Anfang, dachte ich. Also nahm ich strahlend lächelnd meine Badekappe ab und schüttelte, so hoffte ich, verführerisch meine Haare. »Ich würde gerne hingehen.«
    »Letzte Woche habe ich ein Bild gesehen, das war riesig und nur vom Meer. Es sah aus, als könnte ich hineinspringen. Wirklich einfach hineinspringen und in den Wellen schwimmen.«
    »Klingt

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