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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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Schild:
P. E. Hazlewood.
Deine Tür. Wir standen vor deiner Tür und Tom hatte die Schlüssel.
    Mein Mund war jetzt trocken und mein Herz schlug heftig. »Tom«, begann ich wieder, aber er hatte schon die Tür geöffnet und wir waren in deiner Wohnung.
    Er ließ die Tür zufallen, ohne das Licht anzumachen, und für einen Moment glaubte ich, du wärst doch da, dass Tom ausrufen würde: »Überraschung!«, und du blinzelnd in den Flur kommen würdest. Du wärst natürlich erschrocken, aber du würdest dich schnell erholen und bald wieder liebenswürdig sein wie immer, zu trinken anbieten, uns willkommen heißen, reden bis in die frühen Morgenstunden, während wir in getrennten Sesseln saßen und dir bewundernd zuhörten. Aber das Einzige, was ich hörte, war Toms Atmen. Ich stand in der Dunkelheit, meine Haut prickelte, als Tom näher kam.
    »Er ist nicht hier, oder?«, flüsterte ich.
    »Nein«, sagte Tom. »Nur wir.«
    Als Tom mich das erste Mal geküsst hatte, hatte er seinen Mund so fest auf meinen gedrückt, dass ich seine Zähne gespürt hatte. Diesmal waren seine Lippen sanfter. Gerade als ich den Arm um seinen Hals legen wollte, zog er sich zurück und machte das Licht an.
    Seine Augen waren tiefblau und ernst. Er sah mich eine ganze Weile an, als wir da in deinem Flur standen, und ich sonnte michin der Aufmerksamkeit dieses Blicks. Ich hätte mich am liebsten hingelegt und darin geschlafen, Patrick.
    Dann grinste er. »Du musst dir alles ansehen«, sagte er. »Los, komm, ich zeig dir alles.«
    Ich folgte ihm benommen. Mein ganzer Körper war noch wie betäubt von dem Blick, den Küssen. Aber ich erinnere mich, dass es in deiner Wohnung sehr warm war. Du hattest damals schon Zentralheizung und ich musste meinen Mantel und meine Angorajacke ausziehen. Die Heizkörper summten und tickten, sie waren so heiß, dass man sich daran verbrennen konnte.
    Die erste Station war natürlich das Wohnzimmer. Der Raum war größer als mein Klassenzimmer, mit Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten. Tom sauste herum, knipste riesige Tischlampen an und alles erschien wie im Weichzeichner: das Klavier in der Ecke; das mit Kissen vollgestopfte Chesterfieldsofa; die cremefarbenen Wände, die mit Bildern bedeckt waren, einige davon angestrahlt; der graue Marmorkamin; der Kronleuchter, an dem statt Kristalltropfen Blütenblätter aus Glas hingen und der in allen Farben leuchtete. Und (Tom deutete mit einer schwungvollen Armbewegung darauf) das Fernsehgerät.
    »Tom«, sagte ich und versuchte, einen strengen Ton anzuschlagen. »Das musst du mir erklären.«
    »Ist es nicht unglaublich?« Er pellte sich aus seiner Sportjacke und warf sie auf einen Sessel. »Er hat alles.«
    In seinem Staunen und seiner Aufgeregtheit war er wie ein Kind. »Alles«, wiederholte er und wies erneut auf das Fernsehgerät.
    »Es überrascht mich, dass er eins hat«, sagte ich. »Ich hatte gedacht, er hätte etwas gegen solche Dinge.«
    »Er findet es wichtig, auf dem Laufenden zu sein.«
    »Ich wette, er guckt kein Privatfernsehen.«
    Es war ein hübsches Gerät: Walnussfurnier, mit Schnörkeln ober- und unterhalb des Bildschirms.
    »Wieso hast du Schlüssel für seine Wohnung?«, fragte ich.
    »Wollen wir was trinken?« Tom öffnete stolz deine Hausbar, in der sich reihenweise Gläser und Flaschen befanden. »Gin?«, bot er an. »Whisky? Brandy? Cognac?«
    »Tom, was machen wir hier?«
    »Oder wie wär’s mit einem Martini?«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Komm schon, Marion. Hör auf, dich wie eine Lehrerin zu benehmen, und nimm wenigstens einen Brandy.« Er hielt mir ein Glas hin. »Es ist toll hier, oder? Du kannst mir nicht erzählen, dass es dir nicht gefällt.«
    Er lächelte so breit, dass ich auch lächeln musste. Wir setzten uns aufs Sofa und lachten, weil wir in deinen Kissen versanken. Sobald ich mich an den Rand meines Sitzes gekämpft hatte, blickte ich Tom an. »Also?«, sagte ich. »Was geht hier vor?«
    Er seufzte. »Es ist in Ordnung. Wirklich. Patrick ist in London und er sagt immer, ich kann seine Wohnung benutzen, wenn er weg ist … «
    »Kommst du oft her?«
    »Natürlich«, sagte er und nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. »Na ja, manchmal.«
    Es folgte eine Pause. Ich stellte mein Glas auf deinen Couchtisch neben einen Stapel Kunstzeitschriften.
    »Die Schlüssel – sind das deine?«
    Tom nickte.
    »Wie oft bist du –«
    »Marion«, sagte er und beugte sich herüber, um mein Haar zu küssen. »Ich freue mich, dass du

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