Der Liebhaber meines Mannes
gehen, Dad. Wir kommen zu spät ins Kino.«
»Phyllis!« Dad stellte sich an die Tür, versperrte uns den Weg. »Deine Mutter soll erst Tom kennenlernen. Wir haben schon darauf gewartet, Tom. Marion hat uns Ewigkeiten warten lassen.«
Tom nickte und lächelte. Und dann kam Mum, sie trug Lippenstift und roch nach Haarspray.
Tom stand da und streckte die Hand aus. Mum nahm sie und hielt sie einen Moment fest, starrte ihn an. »Also«, sagte sie, »hier sind Sie.«
»Hier ist er«, wiederholte Dad und wir sahen alle Tom an, der plötzlich laut lachte. Einen Moment wurde es von niemandem erwidert und ich sah, wie mein Vater ganz leicht die Stirn runzelte. Dann kicherte meine Mutter. Es klang glockenhell, was nicht oft vorkam.
»Hier bin ich«, sagte Tom und Mum kicherte wieder.
»Ist er nicht hübsch und groß, Bill?«, sagte sie. »Sie sind bestimmt ein guter Polizist.«
»Ich habe kaum angefangen, Mrs Taylor.«
»Sie werden Ihnen nicht entwischen, oder? Und Sie sind außerdem Schwimmer.« Sie sah mich mit großen Augen an. »Marion hat zu lange ein Geheimnis aus Ihnen gemacht.«
Ich dachte, gleich würde sie ihn im Scherz auf die Brust schlagen, aber stattdessen tätschelte sie seinen Arm und sah Tom, der wieder lachte, verschämt an.
»Wir sollten gehen«, wiederholte ich.
Als wir die Straße hinuntergingen, war ich mir bewusst, dass Mum und Dad uns nachsahen, als könnten sie nicht glauben, dass ein Mann wie Tom Burgess neben ihrer Tochter ging.
Tom hielt an, um uns eine Zigarette anzuzünden. »Sie waren beeindruckt, oder?«, sagte er und machte das Streichholz aus.
Innerlich jubelnd nahm ich einen kräftigen Zug und blies theatralisch den Rauch aus. »Findest du?«, fragte ich unschuldig.
Wir lachten. Die Grande Parade begann, sich mit Menschen zu füllen, die auf dem Weg in die Stadt waren. Ich griff nach Toms Hand und hielt sie den ganzen Weg bis zum Astoria. Ich hielt sie fest und ließ sie auch nicht los, als wir uns der Stelle näherten, wo wir dich gewöhnlich trafen. Aber du warst nirgends zu sehen und Tom ging einfach weiter.
»Treffen wir Patrick nicht?«, fragte ich und zögerte.
»Nein.«
»Treffen wir ihn irgendwo anders?«
Ein Mann drängte sich an uns vorbei und klopfte Tom auf die Schulter. »Pass auf!«, rief er und der Mann – eigentlich ein junger Mann, jünger als Tom, mit einer pomadigen Stirnlocke – drehte sich um und blickte ihn böse an. Tom blieb standhaft, starrte zornig zurück, bis der Junge seinen Zigarettenstummel auf die Straße warf und mit einem Achselzucken weiterging.
»Patrick ist dieses Wochenende in London«, sagte Tom.
Wir hatten jetzt fast den Pavillon erreicht. Seine Türme strahlten cremefarben gegen den blauschwarzen Himmel. Ich wusste, dass du eine Wohnung in der Stadt hattest, Patrick, aber ich hatte nicht gewusst, dass du dort manchmal das Wochenende verbringst. Du warst am Wochenende immer mit uns zusammen.
Ich konnte nicht anders, ich musste lächeln, als mir klar wurde, was Tom mir gerade sagte. Wir waren allein. Ohne dich.
»Lass uns was trinken!«, sagte ich und lotste Tom ins King and Queen. Ich war entschlossen zu tun, was andere junge Paare am Samstagabend taten, und gab vor, nichts zu hören, als Tom sagte, er hätte etwas anderes vorgehabt. Drinnen war es ohnehin sehr laut, aus der Jukebox hämmerte ein Rhythmus, als wir an der Bar standen und in unsere Drinks blickten. Die Menschenmenge drückte uns eng aneinander, und ich hätte am liebsten den ganzen Abend so gestanden, Toms Wärme gespürt, während er dicht bei mir stand, die Bewegungen seiner Unterarmmuskeln beobachtet, wenn er sein halbes Helles zum Mund führte.
Ich hatte noch kaum etwas von meinem Gin Tonic getrunken, als Tom sich zu mir beugte und sagte: »Wollen wir lieber woanders hingehen? Ich dachte vielleicht –«
»Ich hab noch nicht ausgetrunken«, protestierte ich. »Wie geht’s Sylvie?«
Ich wollte nicht, dass das Gespräch auf dich kam, Patrick. Ich wollte nicht wissen, warum du in London warst oder was du da machtest.
Tom trank sein Halbes aus und stellte das Glas auf den Tresen. »Lass uns gehen«, sagte er. »Hier können wir uns nicht unterhalten.«
Ich beobachtete, wie er hinausging. Er sah sich nicht nach mir um oder rief meinen Namen vom Eingang. Er sagte einfach klar, was er wollte, und ging. Ich stürzte den Rest meines Gin Tonics herunter. Ich spürte, wie mir der Alkohol kühl in die Glieder schoss.
Bis ich nach draußen kam und Tom sah, wusste ich
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