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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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mit ihrer Tochter den Frühling zurückbringt, und blickte hinaus auf die kahlen Bäume auf dem Spielplatz, deren Zweige sich wie Adern schwarz gegen den grauen Himmel abzeichneten, und ich dachte: Genug gewartet.
    Und dann änderte sich tatsächlich etwas.
    Es war ein Samstagabend und Tom kam zu uns, um mich abzuholen. Das war das Erste, was anders war. Normalerweise trafen wir uns beim Kino oder Theater, aber an diesem Samstag würdeer zu uns kommen, hatte er gesagt. Ich hatte Mum und Dad nichts davon gesagt, denn ich wusste, was dann passieren würde: Mum würde den ganzen Tag damit verbringen, das Haus zu putzen, Sandwiches zu machen, zu überlegen, welches ihrer besten Kleider sie anziehen sollte, und mir Fragen stellen. Und Dad würde den ganzen Tag schweigen und sich Fragen für Tom überlegen.
    Ich tat so, als würde ich den ganzen Nachmittag in meinem Zimmer lesen. Ich hatte mein blassblaues Kleid aus Kunstseide an die Rückseite der Tür gehängt, um jederzeit hineinschlüpfen zu können, und es sah vielversprechend aus. Ich hatte auch eine kleine blaue Strickjacke mit Angoraanteil; noch nie hatte ich etwas so Weiches berührt. Ich hatte nicht viel ausgefallene Unterwäsche – keinen Satin-BH oder Rüschenschlüpfer oder Spitzenmieder, deshalb konnte ich nichts besonders Verführerisches auswählen, obwohl ich es gerne getan hätte. Wenn Tom mich wieder küssen würde, würde ich direkt zu Peter Robinson gehen und etwas Schwarzes kaufen, etwas, das für sich sprach. Etwas, das aus mir Toms Geliebte machte.
    Einige Male war ich nahe daran, nach unten zu gehen und anzukündigen, dass Tom vorbeikommen würde. Aber ich konnte mich nicht entscheiden, was reizvoller war: das Wissen, dass er mich abholte, zu teilen oder es geheim zu halten.
    Ich schaffte es, bis fünf vor sieben zu warten, bevor ich mich ans Fenster von Mums und Dads Schlafzimmer stellte und nach ihm Ausschau hielt. Ich musste nicht lange warten. Er erschien einige Minuten vor der Zeit und blickte auf seine Uhr. Normalerweise machte Tom große, federnde Schritte, aber heute trödelte er beinahe, schaute in die Fenster, an denen er vorbeiging. Aber seine Bewegungen hatten immer noch etwas Geschmeidiges an sich, und ich presste die Gardine an mein Gesicht und atmete den muffigen Geruch ein, um mich zu beruhigen.
    Ich spähte wieder aus dem Fenster und hoffte fast, dass Tomnach oben sehen und mich dabei erwischen würde, wie ich ihn bespitzelte, aber er zog seine Jacke gerade und griff nach unserem Türklopfer. Ich wünschte plötzlich, er hätte seine Uniform angehabt, sodass meine Eltern einem Polizisten die Tür öffnen konnten.
    Als ich mich im Spiegel meiner Mutter betrachtete, sah ich, dass meine Wangen gerötet waren. Das blaue Kleid schimmerte, als das Licht darauf fiel, und blendete mich, und ich lächelte mich an. Ich war bereit. Er war hier.
    Vom oberen Treppenabsatz hörte ich, wie Dad die Tür öffnete, und belauschte die folgende Unterhaltung:
    DAD (hustend): Hallo. Was kann ich für Sie tun?
    TOM (leise, höflich, jede Silbe deutlich aussprechend): Ist Marion da?
    DAD (Pause, ein bisschen zu laut): Und wer sind Sie?
    TOM: Tut mir leid. Das hätte ich sagen sollen. Ich bin Tom Burgess. Marions Freund. Sie müssen Mr Taylor sein.
    DAD (nach einer langen Pause, rufend): PHYLLIS! MARION! Tom ist hier! Tom! Kommen Sie rein, Junge, kommen Sie rein. (Wieder nach oben rufend) Es ist Tom!
    Ich ging langsam die Treppe hinunter, mir bewusst, dass beide, Tom und Dad, unten standen und zusahen, wie ich herunterkam.
    Wir sahen uns alle an, ohne etwas zu sagen, dann führte Dad uns ins Wohnzimmer, wo wir nur zu Weihnachten saßen oder wenn Dads vornehme Schwester, Marjory, aus Surrey herunterkam. Es roch dort nach Möbelpolitur und Kohlen und es war sehr kalt.
    »Phyllis!«, rief Dad. Tom und ich sahen uns einen Moment lang an und ich sah die Angst in seinen Augen. Trotz der Kälte im Raum glänzte seine Stirn vor Schweiß.
    »Sie sind Sylvies Bruder«, stellte Dad fest.
    »Das stimmt.«
    »Marion hat uns erzählt, Sie sind bei der Polizei.«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Tom.
    »Da gibt’s nichts zu entschuldigen, nicht in diesem Haus«, sagte Dad und machte die Stehlampe an. Er warf Tom einen kurzen Blick zu. »Setzen Sie sich, Junge. Sie machen mich nervös.«
    Tom balancierte auf dem Rand des Sofapolsters.
    »Wir haben immer wieder zu Marion gesagt, bring Tom doch mal mit zum Tee, aber sie hat es nie gemacht. Nun sind Sie hier.«
    »Wir sollten

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