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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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gewöhnlicher Mensch fühlen, aber das seid Ihr nicht. Eure Mutter hat immer noch die Befehlsgewalt über Euch! Sie wird nicht dulden, dass Ihr einen Waffenschmied heiratet oder Euch von ihm schwängern lasst!«
    Ich versetzte Aramitz mit der freien Hand eine Ohrfeige und brüllte ihn an: »Mag sein, dass die Königin die Befehlsgewalt über mich hat. Das hat sie über jeden von uns. Doch zu entscheiden, wen ich liebe, haben weder sie noch Ihr! Die Königin kann bestimmen, wen ich heirate, aber mein Herz gehört mir allein. Und was den Vorwurf des Schwängerns angeht, so etwas würde Jules nicht ohne meine Erlaubnis tun! Also hört auf, seine Ehre in den Schmutz zu ziehen!«
    Der Musketier starrte mich einen Augenblick lang an, während sich seine Wange rötete. Dann sagte er überraschend ruhig: »Mich treibt die Sorge um, dass Ihr ihm die Erlaubnis gebt. Aber glaubt mir, ich werde in der Gascogne dafür sorgen, dass er Euch nicht zu nahe tritt.«
    Vielleicht solltet Ihr ihn dann gleich hierlassen, hätte ich beinahe geschrien. Doch wahrscheinlich hätte er dem noch zugestimmt. Ich warf ihm also einen giftigen Blick zu und riss mich los. Dann rannte ich zu meinem Zimmer.
    Eine halbe Stunde später ritten wir los. Aramitz und Nancy nahmen mich in die Mitte, während Jules bei den Dienern ritt.
    Schweigend und verbissen jagten wir für eine Weile über freies Feld und hielten schließlich auf ein Waldstück zu. Das musste einer der abgelegenen Wege sein, von denen Aramitz gesprochen hatte. Geheuer war er mir nicht. Zu dunkel war es zwischen den Baumstämmen. Vielleicht sah diese Gegend im Sonnenschein freundlicher aus, aber im Augenblick erweckte sie den Eindruck eines Geisterwaldes.
    Plötzlich vernahm ich ein Pfeifen. Ich dachte zunächst, es käme von einem von uns, doch dann stürmte plötzlich ein gutes Dutzend Reiter aus dem Wald.
    »Treibt die Pferde an!«, rief Aramitz Jules und mir zu. Dann zog er seine Pistole und feuerte. Das Krachen echote laut durch den Wald, gefolgt von lautem Wiehern. Ich wirbelte kurz herum und sah, wie einer der Verfolger aus dem Sattel stürzte. Auch Sebastian und Dominik schossen, hatten damit aber weniger Glück als ihr Herr. Ich hörte Aramitz etwas über Verschwendung von Kugeln brummen, dann zog er seinen Degen.
    »Comtesse, reitet weiter!«, rief er mir zu. »Und du, Bursche, bleib bei ihr und beschütze sie!«
    Jules und ich stoben voran, während sich Nancy, Aramitz und die beiden Diener den Angreifern entgegenstellten.
    Ich vernahm Degenklirren. Sollte ich nicht besser kehrtmachen und kämpfen?
    »Christine, reite weiter!«, schrie mir Jules zu, der meine Absicht erkannt hatte. »Du kannst nichts für sie tun.«
    Das wusste ich, trotzdem drängte mich alles danach, ihnen zu helfen. Ansonsten, so fürchtete ich, würde ich sie nie wiedersehen.
    Nach einer Weile ertönte Hufschlag hinter uns. Ich drehte mich um, sah aber nicht unsere Gefährten, sondern unsere Verfolger. Angst überflutete mich wie eine Welle. Meine Nackenhaare richteten sich auf.
    »Reite schneller!«, schrie ich Jules zu.
    Er presste sich daraufhin dichter an sein Pferd. Eine ganze Weile rasten wir so durch den Schnee, während die Sonne sich langsam über den Horizont schob. Obwohl ich nicht das Gefühl hatte, dass wir Geschwindigkeit verloren, kamen unsere Verfolger immer näher.
    Plötzlich rutschte Jules* Pferd auf dem Schnee aus und stürzte. Ich schrie auf und zog an den Zügeln meines Pferdes. Die Stute wurde langsamer, doch Jules schrie: »Reite weiter! Kümmere dich nicht um mich!«
    Wie hätte ich das tun können?
    Die Verfolger waren nun schon ganz nahe. Nur noch drei Pferdelängen trennten uns von ihnen – und sie kamen rasend schnell näher.
    »Reite los!«, brüllte Jules verzweifelt, während er versuchte, sich unter dem Pferd hervorzuziehen.
    Ich trieb mein Pferd an, aber es war zu spät. Die Reiter umringten mich.
    Panisch blickte ich mich um, dann griff ich nach meinem Degen. Unter den Kapuzen konnte ich die Gesichter der Männer nicht ausmachen. Sie wirkten wie schwarze Rachegeister, die mich eingeholt hatten.
    »Na los, macht schon, kämpft!«, rief ich ihnen zu und fuchtelte mit meinem Degen. Doch niemand schien seine Waffe ziehen zu wollen.
    »Ich würde Euch raten, Eure Waffe zu senken«, sprach mich schließlich einer von ihnen an. »Uns ist es lieber, wenn Ihr freiwillig mitkommt.«
    »Freiwillig? Niemals!«
    Ich stieß dem Mann meinen Degen entgegen, doch dieser fing ihn mit einer

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