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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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setzte stumm hinzu: Wenn ich hier herauskomme, wird Euer Tod auch nicht mehr vorgetäuscht sein.
    »Nun, für den Fall, dass Ihr es doch einmal tun wollt, sei Euch gesagt, dass es ein schnell wirkendes Gegengift dazu gibt, das Euch rasch wieder ins Reich der Lebenden befördert.«
    »Dann ist es also ein Gift, das den Tod vortäuscht?«
    Blanchet nickte. »Ein Gift von den Wilden in der Neuen Welt. Sie täuschen damit ihre Feinde. Der Mann, der auf mich geschossen hat, hatte den Bolzen zuvor mit dem Gift präpariert.«
    »Und wie seid Ihr aus Eurem Grab gekommen?«
    »Ich wurde nie hineingelegt! Der Totengräber Le Clerk hat meinen ›Leichnam‹ einem Fremden überlassen, genau genommen dem Capitan. Der Totengräber und sein Sohn wurden durch vergiftetes Gold zum Schweigen gebracht.«
    »Bei Euch scheint man von Gift fasziniert zu sein.«
    Blanchet lächelte teuflisch. »Nicht immer muss man ein Blutbad anrichten. Manchmal sind diskretere Lösungen erforderlich.«
    »Und warum habt Ihr nicht auch den zweiten Bolzen, der mich getroffen hat, vergiftet? Ihr hättet meinen Tod ebenfalls vortäuschen können. Oder sollte ich wirklich sterben?«
    »Nein, das solltet Ihr nicht. Der Bolzen galt meinem alten Freund Athos. Dummerweise seid Ihr vor ihn getreten. Ich hätte dem Schützen andere Anweisungen erteilt, wenn ich gewusst hätte, dass Ihr bei ihm seid. Als ich Euch erkannte, war es schon zu spät. Sagt, wie seid Ihr zu ihm gekommen? Hat Euch Euer Vater doch noch eingeweiht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Aber das war keine Antwort auf seine Frage, sondern ein Ausdruck meiner Missbilligung. »Ihr habt Eure Freunde verraten.«
    Blanchet starrte mich an, und ich stellte fest, dass seine Augen nun ihren Schrecken für mich verloren hatten. Ich wusste nun, was er wusste – und mehr. Wahrscheinlich hatte ich bereits bei seinem Besuch in unserem Schloss geahnt, dass etwas nicht stimmte.
    »Vielleicht war es Verrat. Aber ein notwendiger. Der Comte d’Autreville hätte niemals zugestimmt, sich der Schwarzen Lilie anzuschließen.«
    »Weil er Ehre im Leib hatte!«
    »Nein, weil er ein Dummkopf war! Ein Dummkopf, der seinen letzten Tropfen Blut für die Königin gegeben hätte.«
    »Ihr habt auch die Königin verraten.«
    Blanchet lachte auf. »Ihr habt doch nicht etwa töchterliche Gefühle für sie entwickelt?«
    »Ihr wisst, wer meine Mutter war«, gab ich kühl zurück. »Die Frau, die mich großgezogen hat. Und die Euretwegen tot ist.«
    »Sie war ein notwendiges Opfer.«
    »Bei Euch ist alles notwendig, wie?«
    Blanchets Hand schoss vor und packte mich. »Hört mir genau zu, Prinzessin. Wenn wir es gewollt hätten, hättet Ihr keinen einzigen Atemzug mehr getan. Aber Ihr seid für uns von Nutzen. Von großem Nutzen sogar. Und gleichzeitig bieten wir Euch eine Chance, wie Ihr sie nie wieder erhalten werdet. Ihr könntet Königin von Frankreich werden.«
    »Eine Marionettenkönigin«, gab ich eingedenk der Worte des Bischofs zurück. »Herrschen würde die Schwarze Lilie, nicht wahr? Meine neuen Freunde, wie Euer Spießgeselle es genannt hat.«
    »Dieser Mann ist der Großmeister unserer Bruderschaft! Und ja, wir würden für Euch herrschen. Denn was versteht Ihr schon von Politik? Ihr erhaltet allen Reichtum und Prunk, wir die Macht.«
    »Ich habe nie um Reichtum und Prunk gebeten, das habt Ihr wohl vergessen.«
    Blanchet ließ mich wieder los und musterte mich abfällig. »Ja, alles, was Ihr wolltet, war fechten lernen. Doch was nützt Euch das jetzt, wo Ihr keine Waffe habt? Ihr werdet tun, was wir Euch sagen, eine andere Wahl habt Ihr nicht. Und ich halte Euch für klüger als Euren Vater, der sein Leben einfach so weggeworfen und seine gesamte Familie für Euch geopfert hat.«
    Wieder beugte er sich vor. So dicht, dass sein Bart beinahe mein Kinn berührte.
    »Schon bald wird es keine Königin mehr geben. Keinen Dauphin und keinen Zweitgeborenen. Sie werden schon bald fallen. Es wird nur noch Euch geben. Alle Welt wird erfahren, dass die Königin eine Hure war, und man wird ihren Tod gutheißen. Euch jedoch wird man Gnade gewähren, denn was kann das Kind für die Sünden seiner Eltern? Ihr werdet vom Volk mit offenen Armen empfangen werden.«
    Ich spuckte Blanchet ins Gesicht. Er wich zurück, und als er seine Hand hob, wappnete ich mich gegen die erwartete Ohrfeige, doch dann ließ er den Arm wieder sinken.
    »Ihr habt die Worte des Großmeisters vernommen«, sagte er bebend vor Zorn. Offenbar hatte er Order erhalten,

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