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Der Lilienring

Titel: Der Lilienring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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derzeit schwer zu bekommen.«
    »Bitte?«
    »Die Einfuhr von Indigo ist durch die Kontinentalsperre streng untersagt.«
    »Unterstellen Sie Valerian Raabe Schmuggelgeschäfte?«
    Faucon lächelte hintergründig.
    »Ich werde ihn nach dem Siegelring fragen, Monsieur!«
    »Tun Sie das, Marie-Anna.«
    »Sie meinen...«
    »Nach den alten Sachen nicht, nach dem hier schon. Seine Nichte weiß ja ebenfalls davon. Und kommen Sie im nächsten Monat wieder donnerstags vorbei. Seine Reaktion interessiert mich.«
    »Wie Sie wünschen.«
    »Übrigens – halten Sie sich beide, auch Mademoiselle Rosemarie, von dem Abenteurer Bretton da fern, Marie-Anna. Er ist ein lockerer Geselle!«
    Rosemarie, sanft errötet und mit einem verzückten Lächeln auf den Lippen, tanzte eben mit dem lockeren Gesellen vorbei.
    »Ich werde versuchen, was in meiner Macht steht.«
    »Danke.«
    »Wenn Sie mir verraten, was Sie von Jules Coloman wissen.«
    Er lächelte sie noch einmal leicht spöttisch an.
    »Ein Mann wie eine Katze! Er ist auf seine Füße gefallen, Mademoiselle. Eine Wanderbühne ist derzeit sein Betätigungsfeld. Eine mit gutem Niveau, wie ich hörte. Er hat seinen Namen geändert, und es würde mich nicht wundern, wenn ein Césare de Colon im Laufe des nächsten Jahres auch in der Stadt wieder auftauchte.«
    »Sie werden ihn wieder verhaften.«

    »Nicht, wenn er sich unauffällig verhält. Sollten Sie ihm begegnen, richten Sie ihm das ruhig aus.«
    »Danke, Monsieur Faucon.«
    »Der Tanz mit Ihnen war mir ein Vergnügen.«
    Marie-Anna ließ sich von einem anderen Kavalier zu den Buffets führen und sah später dann, wie Faucon mit Rosemarie über die Tanzfläche glitt. Sie pflegten eine leichte, offensichtlich vergnügliche Unterhaltung dabei. Sie selbst hatte keine Lust mehr zu tanzen, nach Faucon waren alle anderen Partner, die sie aufgefordert hatten, ihr wie wahre Bauerntrampel vorgekommen. Also schlenderte sie durch die Räume, auf der Suche nach einem Konversationspartner.
    In einer Nische an einem geöffneten Fenster sah sie Valerian Raabe sitzen. Er blickte in die Dunkelheit hinaus, neben ihm stand ein Glas mit schwerem, rotem Wein. Plötzlich wurde ihr klar, dass derartige Veranstaltungen für ihn eine rechte Qual sein mussten. Das Stimmengewirr, die Musik, die Luft, stickig durch Kerzenflammen und Tabakrauch, machten es ihm unmöglich, sich mit seiner heiseren, tonlosen Stimme zu verständigen.
    Sie trat nahe zu ihm heran und fragte: »Darf ich Ihnen für eine Weile Gesellschaft leisten, Herr Kommerzialrat?«
    Er drehte sich ruckartig um und betrachtete sie.
    »Tanzen Sie lieber mit den jungen Männern, Marie-Anna. Ich bin kein guter Gesellschafter.«
    Sie musste seine Worte fast von den Lippen ablesen und kam noch näher.
    »Aber ich bin eine gute Gesellschafterin, Monsieur. Und des Tanzens ein wenig müde.«
    »Dann wird sicher eine Anzahl Herren gerne bereit sein, Konversation mit Ihnen zu pflegen.«
    »Ich zöge die Konversation mit Ihnen vor, Monsieur.
Ich bin eine aufmerksame Zuhörerin.« Sie lächelte ihn an. »Auch in lauten Ballsälen.«
    Er verstand ihre Anspielung, war aber nicht beleidigt.
    »Sie würden sich sehr nahe zu mir setzen müssen.«
    »Würde Sie das stören?«
    »Mich stört es nicht, mit einer schönen jungen Frau eng zusammen in einer Fensternische zu sitzen.«
    Sie setzte sich neben ihn auf die Bank, so dicht, dass sich ihre Beine berührten, um ihm das Sprechen möglichst wenig anstrengend zu machen.
    »Nun, dann kann es nur noch die Welt als solche stören.«
    »Wer mich kennt, weiß, warum es nötig ist. Wer nicht, braucht mich nicht zu kümmern.«
    Marie-Anna lachte.
    »Ich habe nie gefragt, aber gehören Sie auch der ›Société‹ an, die uns diese reizenden Gesellschaften ausrichtet?«
    »Nein, dieser Gesellschaft gehöre ich nicht an, jedoch einige meiner Bekannten. Ich selbst ziehe es vor, dem ›Conseil de Commerce‹ und der ›Olympischen Gesellschaft‹ meine Zeit zu widmen.«
    »Die Kunstfreunde um Wallraf, ich verstehe.«
    Sie unterhielten sich eine Zeit lang über Sammler und ihre Vorlieben, als plötzlich eine junge Frau mit lustig wippenden, ein wenig aufgelösten roten Locken mit ausgestreckten Armen auf Marie-Anna zutrat.
    »Liiiiebelein! Liebelein, du hier? Du bist noch in der Stadt? Warum hast du dich nicht gemeldet, Marie-Anna? Wir haben uns solche Sorgen gemacht, als es hieß, dass Jules Köln verlassen musste.«
    »Frizzi, ich bin in Gesellschaft!«
    Die

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