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Der Lilienring

Titel: Der Lilienring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wenig mehr verdient?«
    »Nur weil du dich für mich geprügelt hast?«
    »Weil ich mich bisher immer sehr nach deinen Wünschen gerichtet habe. So, wie ich es nie bei einer anderen Frau getan habe.«
    Für seine Verhältnisse mochte er Recht haben. Es war angenehm, in seinem Arm zu liegen. Es war auch schön, seine sehr kundige Hand auf der Brust zu spüren. Mehr oder weniger gegen meinen Willen drehte ich mich etwas weiter zu ihm um und berührte seine glatte, muskulöse Brust. Es gibt Momente, in denen eine Frau derartigen Reizen nicht völlig widerstehen kann.
    »Anita!«
    Er suchte meine Lippen und küsste mich mit wachsendem Verlangen. Mein Hemd wurde hochgeschoben, plötzlich war es über meinen Kopf gezogen und fiel neben dem Bett zu Boden. Offensichtlich waren die Prellungen nicht so gravierend, dass sie Marc daran hinderten, sich
mit ausgesuchter erotischer Kunstfertigkeit meinem Körper zu widmen. Eine Weile wuchs auch das Flämmchen in mir, und ich erwiderte seine Zärtlichkeiten mit steigendem Begehren. Doch – warum auch immer – das kleine Glutnest, das er in meinem Bauch entflammt hatte, erlosch statt weiter aufzulodern zu jenem verzehrenden Verlangen, das für mich nötig war, um mich ihm mit ganzem Herzen hinzugeben.
    Er bemerkte es nicht.
    Schließlich tat ich, was so viele Frauen tun, aus Mitleid vielleicht oder um das Drängen endlich zu beenden – ich zog ihn über mich und erlaubte ihm, zu mir zu kommen. Ich hielt ihn fest, als das Zittern ihn übermannte und er meinen Namen stöhnte. Dann entspannte sich sein Körper, er glitt ein wenig zur Seite – und schlief ein.
    Marc, mein Held und Ritter.
    Ich schlief auch irgendwann ein, wachte aber früh auf, weil mir die Decke fehlte und mir kalt wurde. Der angeschlagene Krieger hatte sich fest in sie eingewickelt. Ich stand auf und duschte heiß, wusch mir mit Genuss die Haare und zog mir ein warmes Sweatshirt an. Es war inzwischen kurz nach sechs, und die Vögel hatten ihren triumphierenden Frühgesang angestimmt. Eine Stunde noch döste ich auf dem Sofa, aber dann packte mich die Energie. Ich bereitete den schwarzen Höllentrunk vor, den Marc als Kaffee bezeichnete, und brachte ihm eine Tasse davon ans Bett.
    »Auf, auf! Zurück zu den Lebenden!«
    Er schlug die Augen auf und streckte sich.
    »Oh, Kaffee ans Bett. Ich muss gut gewesen sein, heute Nacht!«, grinste er. Ich ließ ihn in dem Glauben und stellte die Tasse auf den Nachttisch. »Und so gut wie neu. Nur noch ein bisschen steif hier und da.«
    Ich ignorierte diese Anspielung.

    »Eine kalte Dusche wird das alles vertreiben. Danach wirst du besser aufbrechen, denn ich habe noch zu tun.«
    Er trank die schwarze Sumpfbrühe mit wenigen Schlucken aus und fragte: »Hast du noch so einen? Deine Kaffee-Kochkünste gewinnen allmählich.«
    »Einen bekommst du noch, aber dann aus den Federn!«
    »Sei nicht so unbarmherzig zu einem kranken Mann.«
    »Lieber Marc, eben warst du noch so gut wie neu.«
    »Eben, so gut wie. Um vollkommen zu genesen, bräuchte ich die Dienste einer versierten Krankenschwester. Komm, Herzchen.«
    »Nein.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich muss noch einen vernünftigen Copyshop aufsuchen und ein paar wichtige Unterlagen zusammenstellen, danach bekomme ich Besuch und spätestens um vier bin ich unterwegs.«
    »Das hört sich alles sehr mysteriös an, Süße. Und so schrecklich energisch! Aber wenigstens mit dem Copyshop könnte ich dir helfen. Was sind das für komplizierte Unterlagen?«
    »Sehr alte Dokumente. Die müssen handverlesen kopiert werden, und das dauert.«
    »Schätzchen, ich habe eine Idee. Ein Freund von mir hat mir für drei Tage sein Studio zur Verfügung gestellt. Ich wollte ein paar Aufnahmen machen. Bisschen experimentieren. Er hat zwei supergute Kopierer da stehen. Komm mit, und ich helfe dir.«
    So ganz verkehrt schien mir der Vorschlag nicht zu sein, also willigte ich ein. Eine Stunde später nahm ich die Dokumentenmappe aus dem Aktenkoffer, und wir begannen, jedes einzelne, Vorder- und Rückseite, zu kopieren.

    »Wie alt sind die Dinger nur? Das Papier ist ja ganz brüchig.«
    »Zum Teil gut zweihundert Jahre.«
    »Was bedeuten sie? Heiratsurkunden, Geburtsanzeigen, Beileidsschreiben... Betreibst du Ahnenforschung?«
    »Genau das tue ich.«
    »Reicht es dir nicht zu wissen, wer du bist?«
    »Wer bin ich denn, Marc?«
    »Die süßeste Frau, die ich je an meine Brust gezogen habe«, schmeichelte er und versuchte, genau das zu

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