Der Lilith Code - Thriller
empfing sie die stickige Luft des Morgens. Die Nacht hatte keine Abkühlung gebracht. Kaum standen sie alle auf der Teerpappe des Daches, explodierte etwas unter ihnen. Sie zuckten zusammen.
Elijah fand zuerst seine Sprache wieder. »Du alter Zündler.«
Faruk lächelte. »Damit sind sie eine Weile beschäftigt. Keine Gefahr, aber viel Rauch und Ablenkung. Gut, dass Jans Freund einen Feuerlöscher besitzt und ich etwas Sprengstoff dabei hatte.«
In der Ferne hörten sie das Knattern eines Hubschraubers. Sie mussten sich beeilen. Hier oben standen sie wie auf einem Präsentierteller. Einige Berliner Häuser aus dem vergangenen Jahrhundert hatten den Vorteil, flache Dächer zu besitzen, und so konnten sie über mehrere Gebäude und vor allem mehrere Etagen tiefer gelangen.
Plötzlich hielt Regina inne. Vor ihr, auf einem tiefer liegenden Dachgarten, lagen auf alten Sofas und Sonnenliegen mehrere schlafende Männer in Engelskostümen »Was ist das denn?«
Jan verstand sofort. »Vermutlich Junggesellenabschied. Die haben hier oben noch eine Party gefeiert und sind noch völlig besoffen.« Ehe die anderen reagieren konnten, rannte er zu einem der sechs schlafenden Typen. Er wecktesie, deutete auf den Rest der Gruppe. Erst widerwillig, dann nickend, rüttelte der nunmehr wache Mann seine Kumpel.
Faruk schaute Elijah an. »Und uns nennen die Deutschen verrückt, ihre Frauen helfen Einbrechern, und ihre Männer verkleiden sich als Engel …« Er schüttelte den Kopf.
Die Männer waren, als Engel mit Perücken und Flügeln ausstaffiert, die Nacht zuvor um die Häuser gezogen. Gern gaben sie gegen ein kleines Entgelt ihre Kostüme ab.
Und so standen vier Engel am Morgen des 21. Juni auf der Oranienburger Straße, die zum Monbijouplatz führt, taten betrunken und bestaunten das Polizeiaufkommen im Herzen Berlins.
Sie hielten an einer Tankstelle zwischen Berlin und Halle. Elijah hatte einen Geländewagen der Luxusklasse beschafft. Quasi im Vorbeigehen hatte er mit ausgesprochen geschickten Händen und einem Draht, den er von einem Wahlplakat abgerissen hatte, einen Wagen in einem Parkhaus geöffnet und kurzgeschlossen. Auf Jans fast verzweifelten Hinweis, er könne doch bei seiner Botschaft um ein Fahrzeug bitten, hatte der Israeli nur den Kopf geschüttelt. »Das ist keine offizielle Mission. Je weniger Offizielle von meiner Arbeit wissen, desto besser. Wir sind nicht ausgebildet worden, um bei einer Botschaft um Hilfe zu bitten. Botschaften sind für Touristen, die sich zwielichtigen Gestalten anschließen, um dann in ein totales Chaos hineinzurutschen.«
Regina hatte empfohlen, nicht die Autobahnen zu nutzen. Die deutsche Polizei würde mit Sicherheit ihre bekannte Ringfahndung einsetzen, das hieß an neuralgischen Punkten, wo es kein Entkommen gab, Kontrollen einrichten.
Also waren sie über Land gefahren. Jan hatte die Telefonnummer gewählt, die der Imam ihnen in Syrien übergeben hatte. Eine brüchige alte Stimme hatte sich gemeldet. Jan hatte gleich den Namen des Imams genannt und gefragt, obder Gegenüber in einer heiklen Angelegenheit helfen könne. Der Mann hatte nicht geantwortet, sondern nur seine Adresse in Frankfurt am Main angegeben und dann aufgelegt.
Faruk schien die Hitze nichts auszumachen. Er hatte vorn neben Jan gesessen, die Augen die meiste Zeit der Fahrt geschlossen und sich an den Diskussionen kaum beteiligt. Sie hatten sich geeinigt, dass die Person zumindest einmal von ihnen besucht werden sollte. Vielleicht war er hilfreich. Auch Faruk hatte keine Einwände vorgebracht. Sollte es sich um eine Fälschung handeln, so würden sie die weiteren Schritte davon abhängig machen. Stündlich konnten sie in den Radionachrichten von weiteren grauenhaften Ereignissen hören. In Frankreich war es zu Zusammenstößen zwischen christlichen Gruppen und Migranten aus muslimischen Ländern gekommen, für Marseille, Lyon und Valenciennes hatte der Präsident den Ausnahmezustand ausgerufen. Noch schlimmer war es in Belgien und Holland. In Antwerpen hatten jugendliche Ausländer das Diamantenviertel gestürmt, die Läden geplündert und eine Synagoge in Brand gesetzt. In Hoek van Holland wurden im Hafen Brandsätze auf englische Fähren geworfen, Autos mit britischen Kennzeichen demoliert und die Insassen verprügelt. In Griechenland demonstrierten junge Menschen aller Konfessionen gegen Israel und Großbritannien. Die Entführung auf den Malediven war in einem Massaker geendet. Indische
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