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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Bundeskriminalamtes der Bundesrepublik Deutschland, Website BKA
     
    Elijah hatte zwar nur wenige Stunden geschlafen, aber das war er gewohnt. Er konnte sich in wenigen Stunden regenerieren.
    Faruk stand im Badezimmer und betrachtete die Wunden des Anschlags in Aleppo.
    »Ich gehe Brot holen, soll ich dir aus der Apotheke etwas Wundsalbe und Schmerzmittel mitbringen?«, fragte Elijah.
    Faruk drehte sich zu ihm. Der Israeli lächelte ihn an. All die Jahrzehnte der Feindschaft, des Terrors und des Hasses zwischen ihren Ländern hatten das Menschliche nicht ausgelöscht. Sie waren beide Soldaten, kämpften einst für eine Idee. Aber die Dinge verschoben sich gerade; und die beiden waren noch nicht so alt und verbohrt, als dass sie diese Veränderung nicht als wohltuend und vielleicht auch erlösend empfanden. So wie bisher hätten beide auch nicht mehr agieren können. Vermutlich wusste der syrische Geheimdienst längst von Faruks Zusammenarbeit. Und der israelische Geheimdienst? Elijah hatte eine dunkle Ahnung.
    Beide unterbrachen ihre leise Unterhaltung. Schon wieder berührte der Deutsche draußen im Flur seine Frau,küsste sie innig und streichelte ihren Rücken. Das war nicht zum Aushalten.
    Als sie alle einige Stunden zuvor mehr oder weniger stark betrunken auf ihre Schlafstatt gefallen waren, hatte es wenige Minuten gedauert, bis sie aus dem Schlafzimmer des Hausherrn die übliche Geräuschkulisse gehört hatten. Das war anfangs erheiternd, aber jetzt am Morgen, mit einem vom Alkohol angegriffenen Kopf und wenig Schlaf konnten Elijah und Faruk keine wirkliche Freude für die jungen Liebenden finden.
    »Irgendwo müssen Deutsche immer einmarschieren.« Elijah lächelte.
    Faruk blickte auf seine Wunden. »Da haben wir wohl alle unsere Lektionen gelernt.«
    »Sei nicht so ernst, alter Araber.« Elijah steckte seine Waffe hinter seinen Hosenbund, kramte aus Jans Jacke, die im Flur lag, einige Euro heraus, schloss dann die Haustür und ließ Faruk mit Regina und Jan allein.
    Der Syrer kannte Ost-Berlin gut. Er hatte hier von 1982 an drei Jahre verbracht und die Ausbildung der Staatssicherheit durchlaufen. Die DDR hatte immer gute Beziehungen zu Syrien gepflegt. Und 1973 hatte das ostdeutsche Militär Jagdbomber und Wartungsmannschaften für den Oktober-Feldzug gegen Israel zur Verfügung gestellt. Vieles der in Syrien ausgesprochen guten nachrichtendienstlichen Infrastruktur kam aus der DDR. Somit war es auch nichts wirklich Besonderes, dass Faruk als Jahrgangsbester der Militärakademie in Damaskus in die Ausbildungskompanie der Stasi, wie man den Geheimdienst im Westen nannte, nach Berlin versetzt worden war. Objektbeobachtung und stiller Zugriff waren das Steckenpferd der Deutschen gewesen. Er hatte auch hier wieder nur beste Noten bekommen. Den Ideen des Sozialismus stand er in Syrien noch sehr nahe. Aber als er in Ostdeutschland die freudlose Form kennenlernen durfte, schwand bei ihm schnell der Wunsch, ein ähnliches System in seiner Heimat zu installieren. Er war amEnde des Tages zu nationalistisch gesinnt und konnte der von oben verordneten Treue zur UdSSR nichts abgewinnen. Das Arabien in seiner Vorstellungswelt war eigentlich ideologiefrei. Umso mehr freute er sich über die Schaffung einer neuen Arabischen Union. Er würde sich von seinem Zynismus, seiner Resignation trennen und sich ein letztes Mal einer Idee unterwerfen. Sie sollte mehr sein als die Summe seiner Eigeninteressen. Er würde sie fördern. Und wenn es nötig war mithilfe des merkwürdigen Juden hier in Deutschland.
    Faruk drehte sich mit dem Rücken zum Spiegel. Der Anschlag in Aleppo hatte doch schmerzhafte Spuren hinterlassen. Sein Rücken war immer noch von blauen Hämatomen übersät, und die Wunden eiterten, welche die Metallteile, die Jan aus ihm herausgeholt hatte, ihm bereitet hatten. Regina kam herein. Sie trug lediglich ein weißes Oberhemd des Arztes. Im Gegensatz zu ihr erschrak Faruk, räumte hektisch sein Rasierzeug zusammen und wollte sich an ihr vorbeidrücken.
    Regina hatte zu lange mit Männern gearbeitet, als dass ihr die arabische Form der Scham und der scheuen Rücksichtnahme in den Sinn gekommen wäre. »Was ist?«
    Faruk murmelte ein »Entschuldigung« und huschte aus dem Badezimmer. Er konnte diese westlichen Frauen nicht verstehen. An ihr klebte noch der Duft des anderen Mannes, trotzdem bot sie sich ihm so dar. Er war kein tiefgläubiger Muslim, aber auf eine gewisse Weise eben traditionell. Er glaubte fest an diese

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