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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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dem OP-Tisch sterben. Es wird gekämpft bis zum Schluss. Jan war nicht überzeugt gewesen, aber er hatte auch nicht widersprochen. Wenn das hier nun seine Bestimmung war, würde er sich fügen. Und dann, wie ein tintendunkler Schatten war ein Gedanke durch seinen Kopf gehuscht: Niemand wartete auf ihn. Und niemand würde um ihn trauern. Doch wenn es ein »Danach« gab, würde er bald seinen Sohn wiedersehen dürfen.
     
    Elijah riss Jan aus seinen düsteren Gedanken. »Angesichts der angespannten Lage vor Ort schlage ich den HALO vor.« Jan schaute verständnislos in die Runde. »HALO ist eine Bezeichnung für Sprünge aus hoher Höhe mit tiefer Öffnung – im Gegensatz zu Sprüngen aus hoher Höhe mit sofortiger Öffnung des Schirms und einem langen Gleiten. Negativ: Wäre hier zu risikoreich, da ihr tagsüber springt und zu lange ein weit sichtbares fixes Ziel am Himmel abgeben würdet. Positiv: Wir haben eine Vorhersage für starke Wolkenbildung in der Region. Ihr seid also lange quasi unsichtbar.«
    Faruk und Regina nickten wissend. Jan verstand immer noch nicht, aber Elijah hatte keine Zeit. »Faruk, schaffst du das?«
    Der Syrer hatte sowohl in seiner Militärzeit als auch in der DDR bei der Staatssicherheit Springerausbildungen erhalten, war aber sicher nicht mehr im Training. Und das heute war ein Spezialsprung.
    »Was ist mit seiner Verletzung aus Aleppo?«, wandte Jan ein. »Und was heißt hohe Höhe genau?«
    Regina sah ihn ernst an. »In 7000, vielleicht 8000 Meter Absprung mit Sauerstoffmaske, bis 400 Meter über Grund gleiten und dann den Schirm öffnen. Faruk, ich weise dich ein. Tandem können wir angesichts des Gepäcks und der Waffen nicht wagen. Aber es wird auch so gehen.« Sie sah das entsetzte Gesicht ihres Freundes. Mühevoll versuchte sie, eine beruhigende Stimme zu haben. »Jan, du musst dich nicht sorgen. Wir sind dafür ausgebildet.«
     
    Eine Stunde später saßen sie in dem zweistrahligen Jet, den sonst gern Vorstände großer Unternehmen für innereuropäische Flüge nahmen oder die CIA, um ihre Terrorverdächtigen in Foltergefängnisse zu verfrachten.
    Jan hatte sich mit Regina auf die hinteren Sitzreihen zurückgezogen. Sie spürte seine Angst und versuchte, ihm mit ruhigen, sachlichen Worten seine Sorgen zu nehmen.
    »Jan, wenn wir Almut finden, führt sie uns zu den Hintermännern. Ich glaube, dass wir Faruk vertrauen können. Er wird auch gesucht. Seine Existenz in Syrien steht ebenfalls auf dem Spiel. Und wenn etwas schiefgeht, bin ich nicht schutzlos. Im Zweifel komme ich aus diesem Land auch wieder allein raus.«
    Er sah sie kummervoll an. »Bei allem Respekt vor der österreichischen Polizeiausbildung: Du bist kein Elitesoldat. Ich will dich nicht verlieren, verstehst du? Du willst da rausspringen, ausgerechnet über Syrien. Das ist alles … alles eine fürchterliche, nicht durchdachte Scheiße …« Er war zornig – zornig auf Elijah und den Syrer, auf Regina, die sich hatte einwickeln lassen, weil sie sich etwas beweisen wollte. Und zuletzt auch auf sich selbst. Er hatte das Ganze initiiert.
    »Jan, du wirst in Israel gewissermaßen reingewaschen. Die Israelis erklären den deutschen Ermittlungsbehörden die Hintergründe. Sorg dich nicht um mich. Das wird ein wunderbarer Sprung. Und in wenigen Tagen sehen wir uns wieder.« Sie versuchte zu lächeln. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn.
    Aber die Lüge war zu offensichtlich. Sie sprang seit Jahren nicht mehr. Das Springen aus hoher Höhe erforderte immense Navigationsfähigkeiten und Erfahrungen mit extremen Wind- und Wolkenverhältnissen. Eine falsche Entscheidung, und sie würden kilometerweit ins Landesinnere abtreiben. Faruk schien kein Experte zu sein. Und gesundheitlich war er auch angeschlagen. Jan hatte ihn im Flugzeug untersucht und ihn für untauglich erklärt. »Das könnt ihr nicht machen. Seine Wunden sind nicht verheilt. Seine Lunge rasselt wie ein kaputter Dieselmotor, und sein Reaktionsvermögen lässt auch zu wünschen übrig.«
    Der Syrer ignorierte die Diagnose. »Wir haben keine Zeit. Je schneller ich an die Drahtzieher komme, desto mehr Chancen haben wir auf einen Erfolg. Jeder neue Tag könnte eine weitere Anschlagserie bringen. Jetzt noch warten, hieße den Gegnern Luft zu verschaffen.«
    Elijah war von der Zentrale über die Eskalation im Persischen Golf informiert worden. Europäische Segler, die sich vor der Küste Katars just zum Zeitpunkt des Luftkampfes befanden, hatten alles mit ihrem

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