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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Opfer der muslimischen Wut. Molotow-Cocktails wurden in die Talmudschulen rings um die Mauer geworfen. Rasch breitete sich das Feuer aus. Die ersten Häuser des angrenzenden jüdischen Viertels, aber auch Wohnungen der Araber brannten nieder, ehe die Jerusalemer Feuerwehr, von Soldaten gesichert, die Brände unter Kontrolle bekam. Den ganzen Morgen hallten Schüsse aus Automatikgewehren in den engen Gassen, die Stadt glich von Stunde zu Stunde immer mehr einem Kriegsgebiet. Aber auch in anderen Städten des Landes sorgte die Wut der Muslime für Verletzte und Tote. Das Militär übernahm die Kontrolle, was wiederum weitere Tote zur Folge hatte, denn der Oberbefehlshaber setzte nicht auf Eindämmung, sondern auf absolute Niederschlagung der Angriffe. Israel befand sich auf dem besten Wege in einen Bürgerkrieg.
     
    Die Experten warteten in der archäologischen Fakultät der Hebräischen Universität. Das Institut lag auf dem Berg Skopus, man besaß von dort einen grandiosen Blick auf die Altstadt Jerusalems. Aber jetzt konnten die Mitarbeiter und Studenten der Universität nur noch auf die noch rauchenden Reste des Tempelbergs mit der einstmals goldglänzenden Kuppel des Felsendoms sehen. Während unterhalb des Berges gekämpft wurde, war das gesamte obereAreal von israelischen Soldaten abgeriegelt worden. Obwohl die Hoheit über dieses Gebiet bei der Waqf, dem Hohen islamischen Rat, liegt, hatte das Militär sich für eine israelische Sicherung des Gebietes entschlossen, um die Kriminalexperten ungestört ermitteln zu lassen. Doch es kam in der muslimischen Bevölkerung natürlich ganz anders an.
    Für die meisten Historiker hier am Institut war es eine nationale Schande, wie die Regierung mit diesem Ort verfuhr. Er war, gleich welche Religion ihn für sich beanspruchte, für die Forscher eine Fundgrube. Kreuzfahrer, muslimische Herrscher und Juden aus allen Zeiten der Geschichte hatten hier ihre Spuren hinterlassen. Der Anschlag machte jede Forschung unmöglich. Nur eine kleine Gruppe jüdisch-orthodoxer Forscher freute sich klammheimlich. Sie forderten schon seit Jahrzehnten die Räumung des Tempelberges von den Muslimen, um die Prophezeiung der Bibel zu erfüllen. Zwei Mal in der jüdischen Geschichte wurde der Tempel zerstört. Ein dritter Tempel sollte nach dem Willen einiger Orthodoxer genau auf dem Boden des Tempelbergs entstehen. Gleich gegenüber der Klagemauer hatten sie ein Institut gegründet, das diese Forderung in wissenschaftliche Erklärungen zu gießen schien. Eine übergroße goldene Menora, der siebenarmige Kerzenleuchter, stand wie zu einer Demonstration für alle sichtbar Richtung Tempelberg gewandt. Sie sollte einst, da waren sich Forscher wie Rabbiner einig, im wiedererbauten Tempel stehen. Es würde sie nicht kümmern, was die Welt dachte. Sie waren das auserwählte Volk, argumentierten sie. Aber in diesen Tagen der Kriegsangst, der Demonstrationen und der Wut waren ihre Stimmen leiser geworden. Die Mehrheit der Israelis wollte diesen Krieg nicht, sie wollte endlich Frieden. Um sie herum schlossen sich die Araber zu einer Union zusammen. Es ängstigte sie. Aber bislang war von ihnen kein Wort des Hasses oder der Drohung gekommen. Es war, als ob die Nation über einen Grat marschieren würde. Der Weg war nicht auf die übliche militärischeWeise zu gehen, das war den Menschen spätestens seit dem Anschlag auf dem Tempelberg klar.
     
    Elijah steuerte den Wagen auf den Posten zu, der den Zugang zur Universität bewachte. Trotz der hochrangigen Insassen wurde auch dieser Wagen auf Bomben untersucht. Spiegel wurden unter das Auto geschoben, der Kofferraum wurde geöffnet. Die Anspannung war überall spürbar. Jan hatte noch nie ein Land gesehen, das derart unter Waffen stand. An jeder Straßenkreuzung standen Teenager mit schweren Kampfgeräten. Als sie die Treppen zum Institut emporstiegen, schritten ihnen mehrere junge Soldatinnen mit Gewehren auf dem Rücken entgegen. Erst jetzt fiel Jan auf, aus welch einem friedlichen Land er kam.
    Als Jugendlicher hatte er viel Sympathie für diesen kleinen Staat mit seinen zähen Einwohnern gehabt. Er erinnerte sich, wie er seinem Vater an einem Abend vorgeschlagen hatte, den Sommer über in einem Kibbuz zu verbringen. Der alte Mann hatte ihn entgeistert angesehen und nur wortlos den Kopf geschüttelt. Seine Mutter hatte ihm die Ablehnung mit der immer drohenden Gefahr in diesem Land erklärt. Später wandelte sich die Meinung wie bei vielen Deutschen. Die

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