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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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er ist über unser Stillhalten sehr verwundert. Das merkte ich ihm an. Doch Schritt für Schritt. Erst kommt das kleine, dann das große Fest.«
    Die anderen nickten. Der Jordanier wollte gerade in dieses arabische Sprichwort einhaken, der Ägypter kam ihm jedoch zuvor. »Wir sollten uns nicht zu früh über diese Eskalation freuen. Unser Dienst berichtet von einer hektischen Betriebsamkeit innerhalb der Tunnelsysteme an der Grenze zu Gaza. Wir haben das bald nicht mehr unter Kontrolle. Die Hamas wie auch die Hisbollah wollen sich an die Spitze der Bewegung setzen, den Anschlag für ihre Zwecke ausnutzen. Das kann uns nicht passen.«
    Seit Israel die Grenzen zum autonomen Palästinensergebiet Gaza schließen ließ, waren jeden Tag Waren, Rohstoffe und Waffen über Tunnel von Ägypten nach Gaza geschmuggelt worden. Trotz Bombardierungen der israelischen Luftwaffe und einer tief in den Boden versenkten Stahlplatte hatten die verzweifelten Palästinenser sogar in Einzelteile zerlegte Autos durch die unterirdischen Systeme geschafft. Nur Alkohol ließ die Hamas, die regierende Organisation in Gaza, offiziell nicht zu.
    »… wenn jetzt die Hamas vom Westen und die Hisbollah vom Norden aus dem südlichen Libanon wieder mit dem Raketenbeschuss beginnen würden, wäre das eine hervorragende Vorlage für die Israelis, mit einem militärischen Gegenschlag zu antworten und den Moment für einen neuen Frieden zu verpassen. Darüber hinaus verlöre die Union, nur wenige Tage nach ihrer Proklamation, den Boden unter den Füßen.«
    Der Syrer schaltete sich ein. Sein langer Oberkörper beugte sich nach vorn in die Videokamera, sein Gesicht erschien für die anderen übergroß. Es war unfreiwillig, zeigte aber seine Wirkung. »Wir werden mit diesem Gesindel aufräumen und mit einem Stein zwei Vögel töten. Ich schlage hiermit vor, zukünftig einen Vertreter der Palästinenser an unseren Tisch einzuladen. Ich kenne eure Bedenken. Wir haben das schon einmal lange diskutiert. Aber jetzt ist die Zeit, dass wir nicht mehr den Radikalen das Spielfeld überlassen. Wir sitzen im Sattel, nicht der Iran oder wirre Imame aus Gaza-Stadt. Mein Dienst und seiner«, er zeigte auf den Libanesen, »stehen bereit. Lasst uns sie schnell und bedingungslos enthaupten.«
    Dem Libanesen lief unwillkürlich ein kalter Schauer über den Rücken. Sein Vorgänger im Amt, Rafik Hariri, war 2005 mit 1000 Kilogramm Sprengstoff getötet worden, mit Wissen und Billigung des Syrers, so glaubte er. Und zehn seiner dreißig Minister im libanesischen Kabinett gehörten der pro-syrischen Opposition unter Führung eben dieser Hisbollah an. Konnten sich so schnell Allianzen im Nahen Osten ändern?
    Aber das waren vielleicht auch andere Zeiten. Zu lange hatte der Libanese die endlose Spirale aus Terror und Gewalt miterlebt. Die Union schien für ihn die letzte aller denkbaren, menschlich akzeptablen Lösungen zu sein.
    Er schaute zum großgewachsenen Mann neben sich. Der junge Mann schien willens zu sein, sich der Führung der Hisbollah zu entledigen. Auch wenn das den Bruch mitIran zur Folge hätte. Bashar ritt von allen hier Anwesenden den schnellsten Ritt. Er gehörte einer religiösen Minderheit an, die von den Sunniten in seinem Land zutiefst gehasst wurde. Sie würden ihm keinen Fehler verzeihen. Und er hatte schon längst keinen Anfängerschutz mehr.
    Die Präsidenten hatten vor Wochen das Thema Terror und Islamisten-Gruppen erörtert und dann auf einen späteren Zeitpunkt verschieben wollen. Aber jetzt war es akut. Der Syrer war sich der Zustimmung aus Ägypten wie aus Jordanien sicher, einzig Libyen schien ihm unsicher zu sein. Man gab eine Option aus der Hand, nicht wissend, ob in der Zukunft genau solche Gruppen mit ihrer Art der Kriegsführung wichtig sein könnten. Und wenn es nur ein Faustpfand sein würde. Er schwitzte, als er auf die Antwort aus Tripolis wartete.
    »Wir stimmen zu«, kam es aus Libyen. Das war das Todesurteil für die weitverzweigte Führung der Hisbollah.
    Der Libanese schaltete sich ein. »Heute Nachmittag telefoniere ich erneut mit den Israelis. Wir schlagen einen Gipfel vor, ohne jegliche westliche Beteiligung, wir bestimmen die Themen, zeigen uns als friedenswillig. Wenn die Juden jetzt noch kleine Datteln verhandeln wollen, werden sie als Blockierer da stehen. Wir müssen die Geschwindigkeit vorgeben.«
    Bashar hatte das letzte Wort. »Du hast unser aller Vertrauen. Du kannst in unserem Namen den Gipfel anregen. Wo auch immer. Nur

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