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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Bilder des ersten und zweiten Libanon-Krieges, der Intifada, wo Soldaten auf Kinder und Jugendliche schossen, und nicht zuletzt der Krieg im Gaza-Streifen veränderten seine Sicht. Aber er behielt seine Meinung selbst bei Freunden für sich. Nie wollte er sich dem Vorwurf des Antisemitismus aussetzen.
    Am Eingang empfing die vier ein bulliger, braungebrannter Mann mit einer Baseball-Kappe. »Schalom, mein Name ist Jonathan Finkel. Ich heiße Sie herzlich willkommen.« Er sprach in einem harten Englisch, aber er war für Jan gut zu verstehen. »Sie sind der glückliche Finder dieses Exponats?« Er gab Jan die Hand und drückte kräftig zu.
    Jan spürte die schwieligen Hände und musterte das wettergegerbte Gesicht. Dieser Mann schien sein ganzes Lebenunter der Sonne der Levante bei Grabungen verbracht zu haben.
    »Kommen Sie, unsere Experten warten schon sehnsüchtig.«
    Sie marschierten auf einen langen Gang, der mit schönem Marmor ausgelegt war, und hielten vor einer Doppeltür. Finkel öffnete sie, und Jans Blick fiel auf eine Traube Menschen, die sie freudig ansahen. Ein älterer Herr mit einem langen weißen Bart, einer dicken Hornbrille und einem weißen Kittel trat hervor und gab Jan die Hand. »Ich bin Professor Gideon Stern und leite die Untersuchung. Ich bin sehr neugierig auf Sie und natürlich auch auf Ihren Schatz. Wir sind ja sozusagen Kollegen, Doktor Kistermann, oder?« Die Stimme des Professors war schrill, wie bei einer Comic-Figur im Fernsehen.
    Jan lächelte unsicher, drehte sich um und sah, wie Elijah seine zwei Begleiter verabschiedete. Dann kam er Jan zu Hilfe. »Professor Stern, Doktor Kistermann ist Mediziner. Er hat durch Zufall dieses Dokument erhalten.« Elijah legte eine kleine Kunstpause ein, so dass auch der jüngste Assistent im Raum verstand, auf welchem Wege Jan das Fundstück erworben hatte. »Er war sich aber der Bedeutung schnell bewusst. Wir glauben, mit Unterstützung eines Freundes in Frankfurt, dass es sich um eine Fälschung handelt.«
    Stern nickte, und Jan öffnete seinen Rucksack. Der alte Poch hatte das Pergament sorgfältig in einem Metallbehälter verstaut, der einer Tupperdose ähnelte. Andächtige Stille herrschte, als Stern das Pergament mit Handschuhen vorsichtig herausnahm.
    Elijah beugte sich zu Jan vor. »Genieß es! Noch nie war es so still, wenn mehr als zwei Juden zusammen waren.«
    Jan schüttelte pikiert den Kopf. Unter Wissenschaftlern fühlte er sich wohl. Er genoss, wie ruhig und professionell die Experten arbeiteten. Daher setzte er sich auf einen Stuhl, lehnte sich an die Wand und sog die stille Atmosphäre ein.Es dauerte wenige Sekunden, bis ihm die Augen zufielen und er in tiefen Schlaf sank.
     
    Elijah war leise aus dem Raum geschlichen. Draußen wartete Lea Rothblum schon auf ihn. Sie saß auf einer Stuhlreihe, ein Bein an ihrem Körper angezogen, und las in ihrem Blackberry die neuesten Nachrichten des Inlandgeheimdienstes.
    »Er schläft.« Sie lächelte.
    »Wenn ich nicht wüsste, dass es ein Deutscher ist, würde ich meinen, dass du von deinem Kind sprichst.« Elijah grinste.
    Lea war sein Schutzengel. All die Jahre hatte sie ihre Hand über ihn gehalten. Seine Einsätze waren immer heikel, selten legal. Und Elijahs zuweilen äußerst eigenwillige Lösungsansätze kamen in der Führung des Geheimdienstes weniger gut an. Meist verkaufte Lea seine Ideen diplomatisch in kleinen Häppchen. Sie hatte feuerrote Haare, die mittlerweile von weißen Fäden durchwirkt waren. Ihre grünen, stechenden Augen und die langen Gliedmaßen ließen sie erst auf den zweiten Blick als attraktiv erscheinen. Aber wer sie einmal als liebenswert kennenlernen durfte, war für immer auf ihrer Seite. Sie lebte mit ihrer Familie in Tel Aviv, in einem der mittlerweile etwas heruntergekommenen Häuser, die die zionistischen Gründer des Landes 1948 eilig in die Dünen für die Immigranten aus aller Welt hatten bauen lassen.
    »Mein Lieber, du hast uns ganz schön in Bedrängnis gebracht. Der Premier will nicht aus der Position eines Schwächeren heraus argumentieren. Wir dürfen nie den Eindruck erwecken, dass wir mit dem Rücken an der Wand stehen. Das würden die Araber sofort spüren und ausnutzen.«
    Er sah sie spöttisch an. »Wo stehen wir denn, wenn nicht an der Wand? Am Abgrund?«
    Sie verdrehte die Augen. »Elijah, wir beide wissen, wie existenziell bedrohlich die Lage ist. Lass uns nicht darüberscherzen. Sag mir lieber, was für ein Kerl das da drin ist, und was

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