Der Lilith Code - Thriller
seiner Jacke entsichert parat. Aber der Tscherkesse schien sie schon entdeckt zu haben. »Du solltest sie sichern, bevor du mein Haus betrittst. Eure Damen werden gleich von unseren Frauen geholt. Um euer Gepäck kümmert sich mein Sohn. Der Land Rover wird von uns bearbeitet.«
Er deutete auf einen hageren Jungen, der kaum älter als fünfzehn Jahre sein mochte. Er lehnte an der Hauswand und schaute grimmig zu Faruk.
»Sei unbesorgt. Er kann damit umgehen.«
Faruk folgte dem Mann in einen schmalen Gang, der zu einem Innenhof führte. Ein Feuer knisterte unter einem Eisentrog, beißender Rauch quoll darunter empor. »Wir wollen Seife sieden.« Er deutete auf zwei Stühle, auf denen die Männer Platz nahmen. Sein Name war, wie er sagte, Samil.
Sie sahen, wie zwei ältere Frauen Almut und Regina, die immer noch hustete, in einen kleinen Raum führten. Farukwar angespannt. Seine Erschöpfung ließ jetzt keine großen Umwege mehr zu, er war gereizt, wollte weiter. Tee wurde von einem kleinen Mädchen auf einem Tablett gereicht. Dann erklärte Samil anhand einer zerknitterten Karte der UN die einzelnen Posten in der entmilitarisierten Zone und welche sicheren Wege sie fahren mussten, um die gefahrloseste Route nach Qunaitra zu erreichen. »Das eigentliche Hauptquartier der UN-Streitkräfte befindet sich auf syrischem Boden, hier im Camp Faouar, südlich von Harfa. Die Juden wollten sicherlich nicht auf syrischem Boden verhandeln.« Er lachte. »Hier oben liegen die Slowaken, faules Volk, fährt oft nach Damaskus, um sich volllaufen zu lassen. An der Grenze zu Israel ist das Lager Ayn Ziwan. Bis vor wenigen Wochen waren dort Japaner, Inder, Polen und auch Österreicher stationiert. Ein kleines Kontingent von etwa hundert Kanadiern soll die Inder und Japaner abgelöst haben. Generell wäre es weiter südlich leichter, nach Israel zu kommen. Die Pufferzone ist dort schmaler und wird nicht so stark observiert.«
Er deutete auf einen Punkt, auf dem auf der Karte »Point Alpha« vermerkt war. »Normalerweise benötigen Besucher von Qunaitra eine Erlaubnis vom Geheimdienst in Damaskus. Ich glaube, die habt ihr nicht.« Er sah lächelnd Faruk an, der den Blick ausdruckslos erwiderte. »Die Begleitung wird dann von den Syrern organisiert. Hier vorn ist ein Polizeiposten. Betonsperren, zwei Maschinengewehrnester auf jeder Seite. Dahinter beginnen die Ruinen des alten Qunaitra. Ihr werdet nicht mit beiden Autos hereinfahren können. Das wäre zu auffällig. Ich gebe euch einen Dauerausweis mit, der die Frauen als Reinigungskräfte des Stützpunktes ausgibt. Ihr müsst den Alten und seinen Sohn im Kofferraum verstecken. Normalerweise kontrollieren die Syrer die UN-Fahrzeuge nur sporadisch. Aber heute könnte es anders sein. Entweder machen sie überhaupt nichts, weil sie mit anderen Dingen zu tun haben, oder sie filzen euch gründlich. Euer erstes Risiko. Zum zweiten: Ich habe nureine UN-Uniform.« Er deutete auf die Frauen: »Sie müssen völlig verschleiert sein.«
Alistair nippte an dem Tee, lobte seinen Geschmack, ehe er seine Zustimmung zum Plan signalisierte. Mit einer Änderung: Faruk würde statt des Sohnes in dem Kofferraum liegen.
»Wir betäuben den Sohn, sagen, dass er schlafen würde, und versuchen so durch die Kontrolle zu kommen.«
Der Rauch aus dem Kessel biss in ihren Augen. Die Lauge roch nicht wirklich gut. Das Fett musste siedend heiß sein. Faruk sah Samil genau an. Seine gebogenen Augen hatten etwas Asiatisches an sich. Das Gesicht war von der ständigen Seifensiederei narbig und grobporig geworden. Überall auf seinen Händen zeugten Brandblasen von der gefährlichen Arbeit.
Seife war der touristische Exportschlager. Die mit Rosenöl versetzte Aleppo-Seife galt lange Zeit als die beste der Welt. Irgendwann schlugen die Europäer Alarm, weil ihre allergiegeplagten Einwohner über Ausschläge klagten.
Eine Frau, auch sie vernarbt, kam mit einem Sack in den Hof, riss ihn auf und schüttete weißes Pulver in den Trog. Sofort dampfte es noch mehr, Blasen stiegen auf.
Natronlauge, dachte Faruk, wird zu dem Fett dazugegeben, damit es sich festigt. Zwischen all dem Zischen und Blubbern hatte er von draußen Geräusche wahrgenommen, dann Röcheln. Er riss sich hoch vom Stuhl, und ehe die anderen reagieren konnten, war er in dem Seitengang. Fast wäre er über den Jungen gestolpert. Er lehnte mit beiden Händen an der Wand aus Lehm. Aus seinem Hals ragte ein Fensterhebel.
Faruk eilte an dem Jungen vorbei und
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