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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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sah noch, wie der dicke Günther mit seinem Vater auf dem Rücken versuchte, das Tor zu öffnen. Er wollte hier nicht schießen, also rannte er los.
    Günther riss an dem Tor und konnte es tatsächlich öffnen. Im nächsten Moment wäre er auf der viel befahrenenStraße und würde dort um Hilfe rufen. Das Tor hakte. Faruk hatte noch vielleicht zehn Meter. Er würde es nicht schaffen.
    Plötzlich stand der Vater des Jungen in der Toreinfahrt. Samil war einfach durch das Fenster seines Hauses gesprungen und konnte so direkt auf die Straße gelangen, um Günther abzupassen.
    Er packte den Dicken, der sofort sein Gleichgewicht verlor und stürzte. Dann zerrte er ihn hoch und bedeutete Faruk, den Alten zu nehmen, und zog Günther an den Haaren durch die Gasse zu seinem Haus.
    Faruk hob den Alten hoch, der immer noch gefesselt war, und schleppte ihn zum Auto. Dort warf er ihn in den Kofferraum.
    Der Alte lächelte ihn an. »Ihr könnt ihn nicht verletzen. Er ist mein Sohn.«
    Faruk schaute hinunter. »Sie brauchen nur sein Fett.«
    Günther hatte die ganze Fahrt über unbemerkt die Kurbel für das Fenster an seiner Seite gelöst. Als sie im Haus waren, hatte er es abgerissen, den Jungen zu sich gerufen und ihm das scharfe Metall in den Hals gerammt. Die Wunde war nicht tief, der Sohn würde es überleben. Anders als Günther. Der Tscherkesse blickte auf ihn und sagte bedauernd: »Ich fürchte, dass er heute noch baden muss.«
     
    Die Frauen setzten sich in ihren schwarzen Burkas in den Wagen. Keine der beiden beachtete Günther. Faruk rutschte auf den Beifahrersitz, und Alistair ging noch einmal um den Land Rover herum.
    Der Wagen hatte jetzt die schwarzen Schriftzüge der UN-Flotte auf den weißen Türen und dem Dach. Alistair verabschiedete sich innig von dem Seifenmacher. Der ging zurück in den Hof, schloss die Tür, und als Alistair den Zündschlüssel umdrehte, hörte er die Schreie Günthers, die die Geräusche des Motors übertönten.

Qunaitra, 23. 06., 11.28 Uhr
    Wünschet Jerusalem Glück! Es möge wohlgehen denen, die dich lieben! Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen!
    König David in Psalm 122, 6+7
     
    Lea saß im ersten Fahrzeug. Dahinter fuhr die Verhandlungsdelegation. Der letzte Wagen wurde von ihrem Bruder gesteuert. Bis zum ersten Kontrollpunkt der UN sicherten zwei Apache-Hubschrauber der israelischen Luftwaffe den Konvoi. Für Shlomo, den Sicherheitschef der Regierung, war das alles hier ein Albtraum. Sie hatten keinerlei Chance, den Stützpunkt auf Sprengstoff oder andere Risiken zu überprüfen. Im Gegenteil: Sie mussten alle ihre Waffen am Checkpoint abgeben. Das war eine der Bedingungen der UN. Der Luftraum war komplett gesperrt worden.
    Die Kamerateams der internationalen TV-Sender hatten sich auf einen Aussichtspunkt oberhalb der Qunaitra-Ebene postiert. Die drusischen Obstverkäufer aus den Golan-Städten, nördlich von hier, machten das Geschäft ihres Lebens. Selbst die dick geschminkten Moderatorinnen der amerikanischen Networks stellten sich brav in die Schlange, um sich die köstlichen Äpfel zu besorgen. Die Journalisten hatten kleine Zelte aufgebaut, um sich gegen die brennende Sonne zu schützen. Gebannt verfolgten sie, wie die Hubschrauber exakt an der Grenze stoppten und noch einige Minuten über dem Konvoi standen, ehe sie abdrehten.
    Auch auf der syrischen Seite hatten TV-Teams der staatlichen Sender wie auch Al Jazeera ihre Positionen eingenommen. Sie standen zwischen Qunaitra und dem UN-Posten noch auf syrischer Seite.
    Die Straßenzüge der alten Stadt sahen aus, als hätte hier vor Jahren ein Erdbeben gewütet. Jedes Haus war von der israelischen Armee einst gesprengt worden, Betonteile ragten wirr in den Himmel, Gras und Gestrüpp überwuchertemittlerweile die Ruinen. Wilde Hunde liefen, aufgescheucht vom plötzlichen Verkehr, kläffend und jaulend über die Zugangsstraße zum Stützpunkt. Der syrische Geheimdienst hatte etwas außerhalb ein genau abgestecktes Feld für die TV-Stationen aufgebaut. Elitesoldaten aus Damaskus waren eigens hierher beordert worden, um etwaige Stör- oder gar Attentatsversuche im Keim zu ersticken. Auf den Dächern der Häuser lagen Scharfschützen, die den Gang der Präsidenten überwachen sollten.
    Der polnische Kommandant des Stützpunktes hatte die israelische Delegation schnell und unkonventionell empfangen, ihnen ihre abhörsicheren Räume zugewiesen und sie anschließend in das Offizierskasino gebeten. Sein

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