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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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überlegen, was sie antworten sollte. »Okay«, sagte sie dann, als hätte sie beschlossen, ihm zu vertrauen, »ich bin Privatermittlerin und auf der Suche nach der Besitzerin des Buchs, Almut Moser. Sie verschwand vor einem Jahr in der Türkei. Vor drei Monaten bekamen ihre Eltern einen Anruf, aber sie hörten nur Rauschen und dann schweres Atmen. Sie glaubten trotzdem, ihre Tochter erkannt zu haben. Wir konnten zurückverfolgen, dass der Anruf aus Syrien kam.«
    Jan hatte sich an einen Schrank angelehnt und hörte der Österreicherin aufmerksam zu.
    »Dieses Tagebuch ist sehr wichtig«, erklärte sie. »Warum ist es Ihnen ins Auge gefallen?«
    Jan lächelte müde. »Ich habe vor kurzer Zeit den anderen Teil gesehen.«
    Regina Bachmeier konnte ihre Aufregung nicht unterdrücken. »Wo genau haben Sie es gesehen?«
    Jan schloss kurz die Augen. »Ich brauche dringend ein paar Stunden Schlaf. Vorher muss ich mir noch ein Hotel suchen. Also wenn Sie nichts dagegen haben, reden wir in ein paar Stunden bei einem Kaffee darüber.« Er war schon an der Tür, als die Österreicherin ihn noch einmal ansprach: »Ich kenne ein sehr ruhiges, kleines Hotel. Wenn Sie ausgeschlafen haben, treffen wir uns zum Frühstück, und Sie erzählen mir alles. Okay?«
    Jan nickte und ließ sich den Namen des Hotels geben,dann ging er grußlos den Gang zum Aufenthaltsraum hinunter. Das Tagebuch hatte ihn an Yussef erinnert. Er hatte zwischen all den Notoperationen keine Zeit gefunden, nach dem Jungen zu sehen. Er schob die Milchglas-Schiebetür eines in eiliger Improvisation geschaffenen Intensivraumes beiseite und stieß beinahe mit einer Pflegerin zusammen. Hinter ihr erblickte er einen alten Mann, der mehrere Schläuche in Mund und Armen hatte. Wo aber war Yussef? Jan drehte sich um und wollte die Krankenschwester fragen, doch sie war bereits wieder verschwunden. Jan eilte auf den Gang hinaus. Seine Augen waren gerötet und brannten. Er war am Ende seiner Kräfte, aber etwas stimmte hier nicht. Wenige Meter von ihm entfernt stand ein junger Assistenzarzt, mit dem er in der Nacht operiert hatte, doch auch er konnte ihm nicht sagen, wo Yussef war.
    Jan wurde immer nervöser. Gewiss konnte in dem Chaos der vergangenen Stunden jemand verlegt worden sein, aber er wollte nicht gehen, ehe er wusste, was mit dem Jungen passiert war. Er brauchte die Sterbelisten der letzten Stunden. Allerdings barg jede Frage ein Risiko. Wer sagte ihm, dass der Geheimdienst nicht schon wieder auf seiner Spur war?
    Der Aufenthaltsraum war überfüllt von Ärzten und Pflegerinnen, die sich noch ein Kaffee gönnten oder einfach nur ein paar Worte reden wollten. Alle waren vollkommen erschöpft und hatten ihre Arbeit so gut es nur ging getan.
    Als Jan hereinkam, applaudierten sie, man reichte ihm ein Glas mit Araq, dem syrischen Schnaps. Er trank es in einem Schluck aus. Auf einem Tischchen saß der Chefarzt Abu Dahyleim, müde und dennoch mit einer Kollegin scherzend. Jan legte ihm die Hand auf die Schulter, der Syrer rutschte vom Tisch und umarmte ihn. Jan dankte und versuchte beiläufig zu klingen, als er seinen Kollegen nach Yussef fragte.
    Dr. Dahyleim blickte ihn für einen kurzen Moment skeptisch an, ehe er sagte: »Vor etwa einer Stunde wurde der Junge zur Weiterbehandlung ins Militärkrankenhaus verlegt. Ein Team von dort hat ihn abgeholt.«
    Jan nickte und klopfte noch einmal auf Abus Schulter. Er musste nun möglichst schnell verschwinden. Er trat aus der Tür. Draußen standen Räumfahrzeuge, um weitere Verschüttete aus den Trümmern der Moschee zu befreien. Er ging zur Al Quds Straße und sah sich nach einem Taxi um, als ihn jemand rief. Die Österreicherin saß bereits in einem dieser kleinen gelben Autos. Gegen jede Vorschrift rauchte sie und winkte ihn zu sich.
    Zu müde, um etwas zu sagen, stieg Jan ein.
    »Das Hotel wird Ihnen gefallen«, versprach Regina und blies den Rauch aus dem Fenster. Er erwiderte nichts darauf.
    Das Hotel lag in der mittlerweile nicht mehr abgeriegelten Altstadt und wurde augenscheinlich nach westlichen Standards geführt. Ein livrierter Mann öffnete eine schwere, mit Eisenstreifen beschlagene Holztür, und durch einen dunklen Gang gelangten sie in einen stillen Innenhof, in dessen Mitte ein Springbrunnen plätscherte. Ein Schreibtisch inmitten des Hofes stellte die Rezeption dar. Der Portier, ein älterer Herr in einem abgewetzten, speckigen Anzug, aber mit tadelloser Krawatte, bat Jan, einige Formulare auszufüllen, als eine

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