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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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berührt.
    »Hast du in dem Tagebuch gelesen?«, fragte sie.
    »Ja, aber nur ein paar Seiten. Ich habe auch kaum etwas verstanden. Viel Altgriechisches und Zahlenwerk. Das wäre eher was für meine Frau Andrea.«
    »Du bist verheiratet?«
    Jan meinte, einen Hauch von Enttäuschung aus ihrer Stimme herauszuhören. Etwas zu schnell antwortete er: »Ex-Frau, wir sind getrennt. Sie war … ist Kunstgeschichtlerin. So etwas würde ihr gefallen.«
    »Ich bin nur eine Ex-Polizistin und suche eine Verrückte im Nahen Osten. Vielleicht lesen wir das Tagebuch gemeinsam.« Regina griff in ihren Rucksack und legte die Kladde auf den Tisch.
    Auch Jan hatte seinen Teil des Tagebuches dabei.
    »Ich erzähle dir vielleicht erst einmal, was ich über diese Aufzeichnungen herausgefunden habe.«
    Jan nickte.
    »Sagt dir Ugarit etwas? Nicht? Es ist eine bronzezeitliche Stadt, südöstlich von hier am Meer, dort fanden Forscher die ersten Steintafeln mit einer dauerhaften Schrift. Almut schreibt von Kraftzentren. Harran, ein alter Ort im Süden der Türkei, Palmyra, eine Ruinenstadt in der Wüste östlich von hier, und zwei oder drei andere Stätten werden von ihr intensiv als heilige Orte mit besonderen Ereignissen beschrieben. Die Menschen aus Ugarit verehrten vor zwei Jahrtausenden einen Gott namens Baal. Und auf diesen Schrifttafeln hatten sie all ihre religiösen Vorstellungen und Regeln verewigt. Den Begriff Baal findest du aber auch hier und im gesamten Nahen Osten, ob in Stadtnamen wie Baalbek oder in Namen wie Hannibal oder Balthasar. Das alte Wort für Teufel, Beelzebub, wird von diesem Wort abgeleitet. Fürmehrere tausend Jahre war Baal hier und bis weit in den Osten hinein die maßgebliche Gottheit. Die Ägypter haben ihn übernommen und anders benannt, und natürlich wurden die Israeliten auch von ihm beeinflusst. Bis heute weben sich unglaubliche Geschichten um diesen Gott. Er soll sich Kindsopfer gewünscht haben. Südlich von Tel Aviv haben sie in einer Kloake diverse Kinderleichen bei Ausgrabungen gefunden. Die Tötung der Erstgeborenen im Neuen Testament könnte da ihren Ursprung haben. Die Tochter meiner Auftraggeber scheint geglaubt zu haben, dass es den Baalskult noch heute gibt. Nomadensippen sollen die Hauptträger sein. Aber dass er auch, unentdeckt von der Öffentlichkeit, bis weit in höchste Kreise der hiesigen Nomenklatura geht.«
    »Na und?«, fragte Jan. »Was ist daran schlimm?«
    Regina lächelte ihn an. »Nichts, wenn sie nicht Menschen opfern würden.«
    »Aber doch nicht mehr heute?«
    »Hast du den Eindruck, dass Menschenleben hier zählen?« Sie schaute zum Reinigungspersonal hinauf, das sich auffällig viel Zeit mit ihrem Zimmer nahm. Es lag in der ersten Etage des Hauses. »Lass uns nach oben gehen und dort lesen. Zu viele Augen schauen uns an.«
    Regina erhob sich, ehe Jan antworten konnte, und nahm sowohl ihren als auch seinen Rucksack auf und ging voran. Wenige Minuten später lag sie auf ihrem großen, frisch bezogenen Bett, und er saß, der Höflichkeit halber, am Tisch des Zimmers. Der erste Teil des Tagebuchs erschöpfte sich in Beschreibungen diverser Kultstätten und persönlichen Empfindungen der Autorin. Sie nahmen sich nun den zweiten Teil, Jans Hälfte, genauer vor. Regina las, und er bat sie, innezuhalten, wenn er etwas merkwürdig fand oder einfach gar nicht verstand.
     
    Almut war im Frühjahr letzten Jahres bei Exkursionen in Südostanatolien auf eine Gruppe westlicher Reisender gestoßen. Sie schien sich mit ihnen angefreundet zu haben,denn in ihren Aufzeichnungen war danach nur noch von einem »Wir« die Rede. Die Gruppe hatte Orte des Mondkultes abgefahren, die sich sowohl in der Türkei, in Syrien als auch im Irak befanden. Jeder dieser Orte war nummeriert. Der letzte Ort trug die Nummer Sieben. Er hieß Sematar, einer der Kultplätze, wo sie den letzten Hinweis auf Almuts Anwesenheit fanden.
    »Auf Sieben folgt die Acht«, murmelte Jan und erinnerte sich an die Tätowierungen der Männer im Crac. »Haben wir hier einen Internetzugang?«
    »Nur in Internet-Cafés, mobil per Handy funktioniert es nicht«, erwiderte Regina.
    »Hier steht, dass Almut einen alten Mann im Museum von Gaziantep traf. Sogar seinen Namen hatte sie, Hussein Tamanja. Er sei ein Nomade gewesen, aber sehr weise, wie sie schreibt. Jetzt kommen nur noch Buchstabenreihen. Nach einer Sprache sieht das irgendwie nicht aus.«
    »Lies mal bitte laut vor.«
    »Sa ra-bi-su lim-nu sa-rat ii-uni-ri-su us-galu

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