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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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kommen. Wer ist diese Frau?«
    Al-Ali schüttelte stumm den Kopf. Er konnte, selbst wenn er es wollte, sich nicht auf die Zeit vor der Explosion konzentrieren.
    »Du musst nicht sprechen. Ich erzähle es dir. Die Frau ist eine Schnüfflerin aus Europa. Sie sucht eine Landsfrau, ihre Fingerabdrücke fanden wir in einem Hotelzimmer, das von einem langhaarigen Westler bewohnt war, der jetzt im Totenhaus auf Eis liegt. Sie scheint aber nichts damit zu tun zu haben. Anwohner wollen einen Mann in einer schwarzen Uniform gesehen haben, der das Zimmer schnell verließ, vermutlich ähnelt er den Typen, die du unten in Sednaya besucht hast. Der Junge ist Alawit. Die Kreuzigungkönnte ein Hinweis auf einen Streit anderer mit den Alawiten sein. Das macht mir Sorgen. Der andere ist tatsächlich Arzt.«
    Al-Ali hob den Kopf. »Er hat nichts damit zu tun«, krächzte er.
    Sayaf nickte beschwichtigend. »Aber der dritte Mann ist uns nicht bekannt und ebenso flüchtig.«
    Al-Ali wollte etwas ergänzen.
    »Faruk«, der Schlachter hob die Hände, »mach dir um sie keine Sorgen. Ich war heute Morgen bei einer Krisensitzung im Palast. Der Präsident will absolute Ruhe im Land. Keine Demonstrationen, Unruhen, Hasspredigten. Keine Puppen oder Flaggen, die brennen. Absolute Stille, verstehst du? Wir haben höchste Alarmbereitschaft. Wir wissen, dass hier einige unterwegs sind. Aber wir können die Puzzleteile noch nicht zusammenfügen. Werde gesund, denn so bist du uns keine Hilfe.« Er blickte auf seine Hände und machte eine Pause. »Ach ja, und es gibt Gerüchte über eine ›religiöse Revolution‹. Wir haben ein Gespräch abgehört. Dem Imam von Damaskus ist eine Nachricht zugekommen, die das Nahen des Mahdis ankündigt. Und du weißt, was das bedeutet.«
    Faruk Al-Ali wurde von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Er konnte die Blutbrocken nicht mehr im Mund behalten. Er würgte sie auf das weiße Bett.
    Sayaf eilte aus dem Zimmer und rief nach einer Schwester.
    Er war zufrieden.

Manbej, 16. 06., 17.13 Uhr
    Sprich: Gott ist Einer,
    Ein ewig reiner,
    hat nicht gezeugt und ihn gezeugt hat keiner,
    und nicht ihm gleich ist einer.
    Aus: Koran, Sure 112
     
    »Komm von der Straße runter,« zischte Regina.
    Jan zuckte zusammen. Regina winkte ihm zu. Sie hatten den Bus mit ihrem Gepäck verlassen und standen nun auf einem staubigen Marktplatz in einer Stadt im Norden des Landes. Manbej war ein verschlafenes Provinznest. Hier gab es ein Hotel und etliche Kleinbusse, die die Dörfer im Osten mit dem erschlossenen Westen verbanden. Auf der anderen Seite des Platzes schien die örtliche Zentrale der syrischen Baath-Partei zu liegen, Fahnen und riesengroße Konterfeis des Präsidenten flatterten im trockenheißen Wind. Wegen der Hitze hatten sich die Menschen in ihre Häuser zurückgezogen.
    Sie hatten einen Namen, mehr nicht. Regina überquerte den Platz und steuerte eine Teestube an. Jan folgte ihr. Der Raum wurde nach hinten immer dunkler, an den Tischen saßen Einheimische, spielten Backgammon, lachten leise und – nuckelten an Wasserpfeifen.
    Regina gefiel dieses Ambiente. Wie wurde sie in Europa als Raucherin verfolgt! In manchen Restaurants Wiens war allein die Frage nach einem Raucherraum obszön. Hier schmökte man in aller Ruhe alle Sorten und Formen von Rauchwaren. Die Wasserpfeife, die Rosenölzigarette, den Zigarillo. Selbst die Nomadenfrauen vorn in der Ecke rauchten und tranken ihren Tee aus den kleinen Gläsern mit Unmengen an Zucker. Regina setzte sich zu ihnen, lehnte sich zurück und zündete sich langsam eine ihrer letzten Zigaretten an.
    Dem Jungen hinter der Theke zeigte Jan den Zettel, auf dem die Frau aus Aleppo in arabischer Schrift den Namendes Imams notiert hatte. Der Junge nickte und nahm sein Handy, um einen Anruf zu tätigen, doch Jan griff nach seinem Arm und gab ihm zu verstehen, dass er nur eine Wegbeschreibung benötigte. Der Araber telefonierte trotzdem.
    Schulterzuckend ging Jan zu Regina, und wenige Minuten später zupfte ein alter Mann an seinem Ärmel, der ihnen auf Arabisch klarmachte, dass er sie zu ihrem Imam führen wollte.
    Draußen stieg der Alte auf ein altes Moped und deutete auf den Sitz. Wären sie nicht so angespannt gewesen, hätte dieses Bild sie zum Lachen gebracht. Zu dritt, Regina hinten, mit beiden Rucksäcken, Jan in der Mitte mit zwei Taschen und der Greis am Steuer, fuhren sie durch das Provinznest, sie schlängelten sich durch Autoreihen, überquerten eine Furt und erreichten

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