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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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nach einer halben Stunde eine von riesigen Trichtern übersäte planierte Sandpiste, die aus der Stadt Richtung Nordosten führte. Der Weg stieg leicht an. Vor einem ockerfarbenen, lehmverschmierten Haus machte das Moped noch einen kurzen Satz, ehe es der Alte abwürgte. Sie stiegen ab und sahen im Eingang schon einen älteren Herrn in einem Korbstuhl sitzen. Er trug einen weißen Kaftan, die Jelabia, darüber einen schwarzen Mantel mit einem goldbestickten Rand. Seinen Kopf bedeckte ein weißer Turban, und ein langer, weißer Bart zierte sein Gesicht. Knochig lange Finger spielten mit einer Kette, die einem Rosenkranz ähnelte.
    Jan stellte sich vor, während Regina einen Schritt hinter ihm blieb. Nach Monaten in der Region war ihr klar, dass sie der Mann nie so behandeln würde, wie sie es aus Europa gewohnt war. Sie akzeptierte das, wenn auch zähneknirschend.
    Der Imam lächelte sie an. »Ich habe Euch erwartet. Mein Name ist Abdullativ Hajjar«, sagte er in einem fast akzentfreien Deutsch. »Meine Schwester ließ es mir schon ausrichten. Ihr habt meine Nichte mit der Hilfe des Propheten,gepriesen sei sein Name, das Leben wiedergeschenkt. Sie ist mein Sonnenschein. Ich stehe in Eurer Schuld.«
    Jan war erstaunt. Am Anfang seiner Reise hatte er befürchtet, dass er mit Englisch in dieser Region nicht wirklich weiterkam. Aber dass jemand in der syrischen Steppe der deutschen Sprache mächtig war, überraschte ihn sehr.
    »Seien Sie unsere Gäste! Meine Frau Fatima wird sich um Ihre Begleiterin kümmern.«
    Aus dem Schatten des Hauses trat eine verschleierte Frau, von der lediglich die Augen zu sehen waren. Sie wollte Regina den Rucksack abnehmen, was die Österreicherin aber fast brüsk abwies, und forderte sie auf, mit ins Haus zu kommen.
    Jan blieb unterdessen unschlüssig stehen.
    Der Imam wies auf einen Sessel neben sich und goss in eine zweite Tasse, die auf einem Tisch neben ihm stand, rot schimmernden Tee.
    »Hat Ihre Schwester angerufen?«, wollte Jan wissen, als er sich in den Sessel drückte.
    »Mein Freund, wir müssen nicht telefonieren. Der Geruch Eures Kölnischwassers, welches Ihr so bereitwillig verteiltet, war schon weit vor Euch hier.« Der Imam lächelte.
    Jan verstand. Die Männer im Bus mussten schon von ihnen berichtet haben.
    »Wir wollen Ihnen nicht zur Last fallen. Morgen werden wir versuchen, über die Grenze in die Türkei zu gelangen, Herr Hajjar.«
    »Ihr seid unsere Gäste, keine Belastung, bleibt, so lange Ihr wollt. Mein Haus ist Euer Haus.«
    Jan trank den bitteren Tee. Ein Esel, schwer bepackt mit Säcken, wurde von einem kleinen Jungen mit Stockhieben auf dem Weg vor dem Haus vorbeigetrieben.
    »Nenn mich doch bitte Abdul. Ich weiß, dass das für Eure deutschen Zungen einfacher ist. Vielleicht brauche ich Eure Hilfe.«
    Jan nickte und sah sich in Gedanken schon beim Olivenpflücken in dem Hain neben dem Haus.
    »Sie sprechen ausgezeichnet Deutsch …«
    Der Imam nickte. Darüber wollte er anscheinend nicht reden. Minutenlang saßen sie schweigend da. Dann fuhr ein blauer Wagen, offenbar schwer beladen, langsam den staubigen Weg zur ihrer Anhöhe hinauf.
    Regina trat aus dem Haus und gesellte sich zu ihnen. »Ich schlafe oben bei den Kindern«, sagte sie zu Jan, »du wirst unten auf einem Teppich nächtigen. Dafür hast du einen wunderschönen Ausblick auf das Tal.« Sie wandte sich an den Hausherrn. »Vielen Dank …« Der Imam nickte erneut. Der Wagen hatte das Haus mittlerweile erreicht und hielt. Vorne hatten vier Menschen Platz genommen, und auf den Rücksitz hatte sich eine ganze Gruppe hineingezwängt: Kinder und Frauen, Greise und Männer, die nun förmlich aus dem Wagen fielen. Der Fahrer, der einen Verband am Hals trug, ging auf den Imam zu, beugte sich herab und küsste seinen Ring.
    Abdul wandte sich zu Jan. »Diese Menschen sind krank. Du bist Arzt. Willst du ihnen helfen?« Plötzlich duzte er Jan.
    »Haben sie alle dieselbe Erkrankung?«
    »Nein, sie sind aus meiner Gemeinde. Und ich habe sie rufen lassen. Zwar ist in den Städten die medizinische Versorgung gut, hier auf dem Land allerdings eher mangelhaft.«
    Wenig später wurden die Küche zu einem Warteraum und das Wohnzimmer zum Behandlungszimmer umfunktioniert. Aufmerksam überwachte Jan, wie die Frau und die Tochter des Imams mit heißem Wasser und stechend scharfen Reinigungsmittel die Küche desinfizierten. Als er zufrieden war, winkte er die ersten Patienten herein. Dann begann er sich in den nächsten

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