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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Gemeinden zu schreiben. Bei »Angelegenheiten der Inneren Sicherheit«, so schreibt es die Operation mit dem Decknamen »Wohlstand« vor, ist das jeweilige Konsulat umgehend zu verständigen.
    Aus: Nachrichtenmagazin Focus, 1994
     
    Das Hotel, ein alter Palast, war sehr teuer, doch das war Jan egal. Es lag direkt am Bosporus, und ihre Zimmer präsentierten den schönsten Ausblick auf die Meerenge. Nach stundenlangen Verhören des türkischen Geheimdienstes MIT über ihre Flucht durften sie plötzlich gehen. Sie wussten nicht, dass der MIT ihre Namen seinen Spitzeln in denKonsulaten in Wien und München schon zwei Stunden nach ihrer Ankunft auf türkischem Boden gegeben hatte. Nach sechs Stunden kam grünes Licht aus Deutschland und Österreich. So hatten sie auf Empfehlung eines Vertreters der deutschen Botschaft Gaziantep verlassen, waren nach Istanbul geflogen, und hier hatte Jan nach all den Strapazen auf einem absoluten Luxushotel bestanden. Nach einer Dusche wollten sie sich auf der Terrasse treffen. Die Dämmerung brach herein, und die Sonne tauchte die asiatische Seite der Stadt in ein glühendes Rot.
    Ein Teller mit kleinen Gerichten hatte Jan schon bestellt, aber das obligatorische Bier für seine österreichische Begleiterin auch nicht vergessen. Er war in Gedanken versunken, als er Schritte auf dem Marmorboden wahrnahm. Er drehte sich um und sah eine Frau, die nur noch rudimentär etwas mit der burschikosen Regina zu tun hatte. Diese blonde Frau in schwarzen High Heels und mit einem hautengen Kleid mit einem tiefen Ausschnitt sowie äußerst kunstvoll hochgebundenen Haaren war für Sekunden der Hingucker aller Männer auf dieser Terrasse. Regina spazierte mit aufreizender Langsamkeit auf ihn zu. Jan stand auf, zog den Stuhl zurück und wartete, bis sie sich gesetzt hatte.
    »Ein schöner Auftritt«, schmunzelte er.
    »Ich hatte die Wahl, entweder die Exponate zu retten oder meine Klamotten. Ich habe im Hotelshop ein wenig zugeschlagen.« Regina blies den Rauch ihrer Zigarette zur Seite.
    Während sie bestellten, tauchten sie wieder in das Geschehen der letzten Tage ein.
    »Halten wir doch einmal fest: Almut suchte Beweise für einen Dämoninnen- bzw. Göttinnenkult, sie glaubte an dessen Kraft und Wiederkehr. Sie muss in Verbindung mit dem Jungen aus dem Crac stehen. Woher sonst hätte er die Fundstücke und den Teil des Tagebuchs haben sollen?«
    Regina nickte und nahm einen langen Schluck aus ihrerBierflasche. »Dieser Lilith-Kult beinhaltet Vorhersagen und Flüche. Aber in welcher Beziehung stehen die Fundstücke zu den Aufzeichnungen? Klar ist, dass der Geheimdienst auch deswegen hinter uns her ist. Dir scheint die Sache ja mittlerweile Spaß zu machen?«
    Jan lächelte sie an. »Ja, auch wegen dir.«
    Regina verzog das Gesicht. Komplimente waren ein unsicheres Terrain für die Ex-Polizistin. Daher bemühte sie sich, das Thema zu wechseln. »Warum bist du eigentlich Notarzt geworden? Du hättest doch an der Seite deines reichen Vaters als Schönheitschirurg mehr Geld verdienen können.«
    Er sah an ihr vorbei, ehe er leise sagte: »Vielleicht. Aber welcher Sohn will sich ständig von seinem Vater anhören, wie es besser geht. Und Notarzt ist eben so ganz anders.« Er sah auf den schwarzen Strom hinaus. In seinem Kopf erschienen die Bilder aus der Kindheit. Die eingeforderte Stille, wenn sein Vater aus der Praxis nach Hause kam. Seine endlosen Tiraden über dumme Schwestern, bornierte Vertreter und seine tiefe Verachtung den Patienten gegenüber. Jan schüttelte sich, als wolle er die Geister aus seinem Hirn hinauswerfen. »Ich hatte andere Gründe für meine Berufswahl.«
    Regina hatte den Schatten von Traurigkeit bemerkt, der über sein Gesicht huschte. »Und welche sind das?« Schon als sie die Frage stellte, merkte sie, dass er sich wieder gefangen hatte.
    »Ich erzähle dir eine Geschichte aus meiner Ausbildung. Ich war junger Notarzt auf einem Rettungshubschrauber in Oberbayern. Es war Sommer, einer meiner ersten Einsätze. Wir wurden zu einem Badesee gerufen. Ein Kind war bewusstlos aus dem Wasser gezogen worden. Wir landeten, durchschritten die erwartungsvolle Menge, belebten das Kind wieder. Es erwachte, und wir gingen zum Hubschrauber zurück und entschwanden nach oben. Danach kommt nur noch Gott.«
    Regina sah ihn erst verwirrt an, ehe sie beide schallend lachten.
     
    Er war definitiv nicht mehr im Training, hatte all die erotischen Spielereien nicht mehr so richtig in Erinnerung, und so

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