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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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folgte er ihr, wieder einmal wie ein Schuljunge. Im Fahrstuhl drückte sie ihn an die Wand, küsste ihn, presste sich an ihn und griff in seinen Schritt. Er hatte gerade seine Hand unter ihrem Rock an der Innenseite ihres Oberschenkels entlangstreichen lassen, als sich der Fahrstuhl zu schnell zwei Stockwerke unter ihrer Etage öffnete und zwei völlig verschleierte Frauen eintraten. Sie hatten einen kleinen, untersetzten Mann des Servicepersonals verdeckt, der mit einem Funkgerät hinter ihnen stand.
    Leise flüsterte Regina: »Peeeeeinnlich!« Sie kicherte.
    Natürlich hatte Jan Angst – der Stress der letzten Tage, richtig geschlafen hatte er auch nicht. Aber Regina ließ sich nicht wirklich aufhalten, und es geschahen Dinge im achten Stockwerk des Hotels, die auch den Mediziner Jan Kistermann erstaunen ließen. Und während draußen auf dem Bosporus die schweren Tankschiffe durch die Meeresenge fuhren, wunderte Regina Bachmeier sich über ihre plötzliche Liebe zu diesem Mann.

Syrische Wüste, 19. 06., 5.45 Uhr
    Ich begrüße alle Anzeichen, dass ein männlicheres, ein kriegerisches Zeitalter anhebt, das vor allem die Tapferkeit wieder zu Ehren bringen wird! Denn es soll einem noch höheren Zeitalter den Weg bahnen und die Kraft sammeln. Denn glaubt mir! – das Geheimnis heißt gefährlich leben! Seid Räuber und Eroberer, solange ihr nicht Herrscher und Besitzer sein könnt.
    Aus: Friedrich Nietzsche »Fröhliche Wissenschaft«
     
    Günther war ein williger Vasall. Er besaß nicht die Intelligenz seines Vaters, die schienen nur seine Töchter geerbt zu haben. Aber für all die Anforderungen, die der Alte an ihn stellte, hatte er sich stets zerrissen. Auch jetzt war er in der Nacht in das Zimmer gekommen, hatte ihn wecken wollen, nicht ahnend, dass der Alte die Nacht so sehr liebte, dass er stundenlang wach im Bett lag
    Das Scheitern ihres Kommandeurs hätte das Fass nicht zum Überlaufen gebracht, aber sein Verrat an Al-Ali war unverzeihlich. Im Übrigen war es wieder Zeit für ein Opfer.
    Der Wagen war schaukelnd drei Stunden durch die Nacht gen Osten gefahren. Der Treffpunkt lag in der Wüste in einem alten Nomadenschloss. Günther hatte ihm Butterbrote gemacht, hatte sie in warmer Milch eingeweicht, sie aus einem Blechnapf in die alten und runzligen Hände gelegt. Der Alte hatte sie sicher zum Mund geführt und dann die weichen Brocken heruntergeschluckt. Und kurz bevor der Morgen anbrach, hatte er zufrieden an der Seite Günthers mit offenem Mund geschlafen.
    Die Anlage lag noch drei Kilometer von der Hauptstraße entfernt, nur eine schlechte Schotterpiste führte zu ihr. Erst sahen sie im fahlen Morgenlicht Ziegenherden und deren Hirten, dann wurde es immer karger und verlassener. Aus den warmen Sandtönen der Wüste zeichnete sich die Ruinedes einst von reichen Nomadenfürsten mit stolzer Entschlossenheit hier im Nirgendwo erbauten Schlosses auf.
    Fischer senior war aufgewacht und hatte sich mit seiner gesunden Hand das verbliebene Auge gerieben. Sie waren durch das Tor in den Innenhof gelangt und parkten neben den protzigen Jeeps und Hummer der anderen Teilnehmer. Er sah aus seinem Fenster hinüber zu der Gruppe und sinnierte. Jahre hatte es gebraucht, unter all diesen Sektenspinnern eine gewisse Balance herzustellen. Was hat er sich von ihnen nicht alles anhören müssen? Es waren Apokalyptiker, fanatische Feministinnen und Esoteriker der übelsten Art. Aber ihr Wunsch an etwas Besonderem, Verbotenem und nicht zuletzt Machtvollem teilzuhaben, hatte sie alle den entscheidenden Schritt gehen lassen. Wer Lilith erleben durfte, war süchtig nach ihr. Weich waren viele, und doch gierig nach blutigen Riten. Dann, nachdem sie daran teilgenommen hatten, schienen sie zumeist schockiert und mussten sich übergeben. Besonders seine Landsleute taten sich da als Schwächlinge hervor. Einige Frauen hingegen waren wirklich hart, bei ihnen erfasste er den unbedingten Willen, die Kraft, das alles auszuhalten, um das Große, das Wahre zu spüren. Er erinnerte sich an eine Managerin aus Frankfurt, die ohne jede Regung einem Jungen die Leber aus dem Leib geschnitten hatte – zu Ehren der Lilith. Das Schreien und Wimmern hatte sie mit einem schnellen Stich in den rechten Augapfel beendet.
    Generell waren die rituellen Handlungen immer heikel, zu oft mussten seine Leute den Teilnehmern anfangs die Fotohandys und Minikameras abnehmen. Erst bat er freundlich, dann bestrafte er einen – er ließ ihm im Rahmen eines

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