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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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fettenden blonden Haaren geschlagen, beschlich wie so oft in den letzten Tagen eine nagende Angst. Seit drei Tagen hatte Scotland Yard ihnen und ihren Familien Personenschutz zugebilligt, nachdem die ersten Morddrohungen aufgetaucht waren. Sie wollten sich nicht wie dieser fette dänische Karikaturist zukünftig vor irren Islamisten fürchten müssen. Natürlich war den Wissenschaftlern klar, dass ihr Fund die Welt erschüttern würde. Auch deswegen hatten sie die Expertisen der islamischen Geistlichkeit aus Kairo und Riad so heiß ersehnt. Dennoch war das einstige Hochgefühl über diesen Fund und über die großen Geldmengenauf ihren neu eingerichteten Konten in der Schweiz einer unbestimmten Angst vor Tod und Terror gewichen. Beide wussten, dass sie nach dem Coup ein reicheres, aber anderes Leben außerhalb Englands würden führen müssen. Denn auch die Regierung Ihrer Majestät hatte schwerste Einwände, als sie vor wenigen Monaten von diesem Ansinnen erfahren hatte. Aber der freundliche und dennoch bestimmte Hinweis des Medienmoguls Michael Manson, diesen Scoop auf jeden Fall zu publizieren, notfalls gegen die Regierung, schien den Innenminister umzustimmen. Und in drei Monaten waren Unterhauswahlen. Der Minister konnte keine schlechte Presse gebrauchen. Manson hatte sie an die Macht gebracht. Er konnte sie auch wieder abwählen lassen, ließ er sie unverhohlen wissen.
    Butfaith ging im Lesesaal, der heute für die Öffentlichkeit gesperrt war, noch einmal mit seinem Presseteam den Ablauf durch. Ihre Fingernägel waren bis auf das rote Fleisch abgekaut. Nur so hielt sie ihre Nervosität in Schach.
    Erst sollte ein Einspielfilm über den Grabungsort, die handelnden Personen und die Hintergründe die Presse auf das Thema einstimmen. Danach würde Meredith Butfaith die historische und Schlesinger die theologische Dimension erklären. Über eine Live-Videoschaltung würde dann der Fund der Welt erstmalig präsentiert werden. Das war eine Bedingung der Regierung gewesen, um das Risiko von Anschlägen zu verringern: kein Exponat, kein Grund, eine Bombe zu werfen. Im ganzen Raum waren zivile Personenschützer verteilt, um etwaige Fanatiker frühzeitig aufzuspüren. Das Podium mit Platz für die beiden Wissenschaftler, einen Moderator des Senders und einen Übersetzer befand sich vor dem Eingang zum Lesesaal. Links und rechts hatte man vier Meter hohe Videoleinwände aufgebaut, ebenso hinter dem Podium selbst. Über den 200 Sitzreihen, die schon jetzt auf bis auf den letzten Platz besetzt waren, schimmerte die Sonne durch Tausende Glasplatten herein und hinterließ ein feines Schattenmuster auf dem Marmorboden. Der Haupteingangmit seiner großen Freitreppe wurde von schwerbewaffneten Sicherheitskräften bewacht. Ständig piepte das Sicherheitstor. Jeder wurde nach Sprengstoff und Waffen durchsucht, denn auch Manson selbst hatte sein Kommen angesagt. Freie TV-Teams waren nicht zugelassen. Es wurde ein Fernseh-Signal für alle Sender produziert und zur Verfügung gestellt. Der Anschlag in Kairo hatte auch den letzten Naiven vor Augen geführt, mit welcher Vehemenz Extremisten in diesen Tagen zu Werke gingen. Die Pressedame, mit Headset und Klemmbrett bewaffnet, gab ein Zeichen: fünf Sekunden. Nacheinander senkte sie ihre Finger. Dramatische Musik ertönte. Dann deutete sie mit dem Zeigefinger auf Butfaith und wies nach draußen. Es konnte beginnen.
    Mit einem leicht übersteuerten Ton begann der Film. Wüstenbilder aus Saudi-Arabien und die übliche dramatische Erzählstimme sollten sofort auf die Brisanz des Themas einstimmen. »Mohammed, der Prophet, wird als Halbwaise im Stamm der Hashim um 570 n. Chr. geboren. Er heiratet eine reiche Witwe. Mit Ende dreißig verändert er sich, wird ein Gottsuchender und strebt in die Einsamkeit der Wüste. Dort will er Offenbarungen erhalten haben. Zunächst bleiben seine Verkündigungen im engsten Kreis. Doch dann tritt er öffentlich auf. Erst sucht er die Nähe der Juden in Mekka, dann verdammt er sie. Die Christen sind ihm nahe und auf sonderbare Weise auch wieder fern. Wer soll dieser Mohammed gewesen sein? Ein Irrer? Ein Kopist oder ein von Gott direkt beauftragter Prophet? Trotz Widerständen, Kriegen und Niederlagen verbreitet sich seine Botschaft binnen weniger Jahre über die ganze Halbinsel. Mohammeds Ideen werden zur Religion, aber auch zu Regeln für ein Gemeinwesen. Es ist die Geburt der dritten großen monotheistischen Weltreligion – des Islams.«
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