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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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die schon Karikaturen zum Anlass nimmt, den Künstler und die Zeitung zu verfolgen? Und auch ein Schriftsteller aus diesem Land hat es am eigenen Leib gespürt.«
    Unter den Journalisten wurde es unruhig. Sollte dies etwa eine politische Demonstration werden?
    »Wir stellen Ihnen und der Welt heute unseren Fund vor.« Wieder machte Butfaith eine Pause, trank einen Schluck aus ihrem Glas. »Es sind die Aufzeichnungen eines arabischen Gelehrten am Hofe Abdalmaliks, eines Kalifen vom Ende des 7. Jahrhunderts. Sein Name war Idris, er war so etwas wie ein Staatsminister. In dieser Zeit drohte der junge Islam in Streit und Zwist unterzugehen. Einerseits expandierte der Islam, Tariq Ibn Ziyad überquerte die Meerenge bei Gibraltar und eroberte Spanien, aber die Verhältnisse im Innern waren brüchig. Ersatzinstitutionen hatten sich gebildet. Unsere Aufzeichnungen belegen: Am Hofe des Abdalmalik wurde die Figur des Mohammed erst erfunden. Sie sollte eine Inspirations- und Leitfigur für das gesamte muslimische Wesen werden, der Koran, so bestätigen unsere Aufzeichnungen, wurde von einem christlichen Lektor zusammengefasst und aufgeschrieben.«
    Butfaith hatte es nicht erwartet. Und die Sicherheitsbeamten auch nicht. Aber die Kamera übertrug es live. Ein Schuh der Größe 9 flog aus der dritten Reihe an den Kopf der Wissenschaftlerin. Es tat nicht sonderlich weh, aber alle konnten es sehen. Es war die erste Antwort des Islams.
     
    In Indonesien leben 260 Millionen Menschen, über 200 Millionen davon sind muslimischen Glaubens, der Staat mit der weltweit größten islamischen Einwohnerzahl. Rechtzeitig zur besten Sendezeit am Abend wurde die Nachricht aus London über die Inselgruppen von Java und Bali, von Borneo bis zu den Molukken über das staatliche Fernsehen TVRI in das letzte Dorf verbreitet. Und als am nächsten Morgen die Dorfvorsteher in den kleinen Moscheen an den Traumstränden von Bali zum Gebet riefen, da waren die Gläubigen schon in Bussen, Taxis oder Mopeds in die Metropolen des Inselreichs gefahren, um ihre Wut, ihren Hass jenen ungläubigen Menschen aus dem Westen entgegenzuschlagen, die die Hotels und die Straßen von Denpasar und Djakarta bevölkerten. Und während die Sonne weiter über den Horizont schritt, folgten die Menschen in Malaysia, China, Pakistan und den arabischen Ländern. Es war, als ob sich ein Ventil explosionsartig geöffnet hätte. Zuviel Druck hatte auf dem Kessel gelegen. Zu oft glaubten Muslime in aller Welt, Demütigung und Herablassung, Respektlosigkeit und Ignoranz ihrem Glauben gegenüber erlebt haben zu müssen. Waren es am Anfang die üblichen brennenden Flaggen der USA, Großbritanniens und natürlich Israels, so schwoll jetzt die Wut auch bei der Masse der Gläubigen an. Der Iran ließ die Botschaft des Vereinigten Königreichs von Großbritannien noch in der Nacht schließen. Pakistan folgte, ebenso die Golfstaaten. Auf den Militärstützpunkten in Katar und Kuwait blockierten mit Billigung der Emire Demonstranten die Zufahrtstraßen zu den Basen der Amerikaner. Noch bevor in London die Sonne untergegangen war, entführten Terroristen acht englische Touristen aus einem Luxusresort der Malediven. In einem Hamam in Ägypten wurden zwei homosexuelle Touristen aus der Grafschaft Kent getötet. Die Mörder ertränkten sie im Tauchbecken. In Durban, Südafrika, stürmte ein Mob das Kricketfeld, wo die britische Nationalmannschaft seit zwei Tagen gegen Südafrika spielte.Die Spieler mussten sich stundenlang in der Kabine verschanzen und Eindringlinge mit den Schlägern abwehren, ehe die Polizei die Demonstranten endlich mit Tränengas und Schlagstöcken zurückdrängen konnte. In den ersten zwölf Stunden forderte die Pressekonferenz zwei Menschenleben. Und das war erst der Anfang.

Berlin, 19. 06., 20.17 Uhr
    Ich will mit dem gehen, den ich liebe.
    Ich will nicht ausrechnen, was es kostet.
    Ich will nicht nachdenken, ob es gut ist.
    Ich will nicht wissen, ob er mich liebt.
    Ich will mit ihm gehen
    Bertolt Brecht
     
    Ein Kollege Jans, Dr. Freude, der an der Charité als Neurologe tätig war, hatte den beiden seine Wohnung im Stadtteil Mitte zur Verfügung gestellt. Er selbst war noch am Abend nach Paris zu einem Kongress geflogen, nachdem er den beiden den Schlüssel und die Wohnung übergeben hatte. Der Kollege, obgleich er Jans Geschichte kannte, fragte nicht nach Andrea oder den neuen Verhältnissen, sondern wünschte viel Spaß. Am Donnerstag wollte er von Paris weiter in

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