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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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einen zweiwöchigen Urlaub reisen. Bis zu seiner Rückkehr, versprach ihm Jan, hätten sie Berlin schon längst wieder verlassen.
    Regina hatte die Fahrt vom Flughafen Tegel nach Mitte zu einer Schnitzeljagd werden lassen. Sie war sich sicher, dass sie verfolgt wurden. Also wechselten sie vom Taxi in die U-Bahn, fuhren dann mit der S-Bahn weiter, um die letzten Meter zur Wohnung am Monbijouplatz zu Fuß zurückzulegen. Die Stadt war überfüllt von Touristen. Die letzten Wochen hatte es nicht geregnet, in den Straßen flimmerte die Hitze.
    Kaum hatte Freude die Tür hinter sich geschlossen, waren sie übereinander hergefallen. Es war wie eine Abwehrreaktion gegen all den Hass, die Gefahr und die Angst, die sie erlebt hatten und sicher noch erleben mussten. Nackt erkundeten sie in allen erdenklichen Stellungen und Formen die eher nüchtern gehaltene Wohnung. Er nahm sie im Stehen am Fenster, während draußen die Züge vom Haupt- zum Ostbahnhof vorbeirumpelten. Und während die müde Sonne ihre letzten Strahlen über das Parkett im Wohnzimmer streichen ließ, tobten sie verrenkt auf dem Sofa. Selbst das Badezimmer ließen sie nicht aus. Ihre Bewegungen, ihre Hingebung und ihre dunklen Laute schienen Jan immer wieder anzutreiben, er glitt hinein und ritt in einer Welle, aus der er nicht wieder auftauchen wollte. Atemlos lagen sie auf den kalten Fliesen der Küche. Jan hatte mit letzter Mühe eine angebrochene Weinflasche aus dem Kühlschrank zerren können. Er nahm einen Schluck und küsste Regina, um ihr etwas abzugeben. Es klappte nicht ganz. Sie prusteten den Weißwein über ihren Bauch und ihre Gesichter, lachten, und er leckte die Rinnsale aus ihrer Halsbeuge.
    In der Nacht trug er sie in das frischbezogene Bett. Trotz weit geöffneter Fenster wehte nur stickig-warme Stadtluft herein. Später hörte er sie leise aus dem Bett tapsen und zur Toilette gehen, dämmerte aber sofort wieder ein.
    Sie schliefen bis weit in den Morgen, wachten auf und schliefen erneut miteinander. Es war schläfriger Morgensex, ohne Wildheit, einfach ein sanftes Hin- und Hergleiten.

Jeblah bei Lattakia, 20. 06., 5.31 Uhr
    Sage Meinen Dienern, sie möchten nur das Beste reden, denn Satan stiftet zwischen ihnen Zwietracht. Satan ist dem Menschen fürwahr ein offen kundiger Feind.
    Koran, Sure 17, 53
     
    Fischer hatte die Nacht genutzt, um noch einmal alle Facetten des Plans durchzugehen. Er wollte jede Unwägbarkeit auslöschen. Dennoch wusste er, dass gerade bei Operationen solchen Ausmaßes Improvisation gefragt war. Es geschah immer wieder Unvorhergesehenes. Den Killer in Istanbul hatte er abgeschrieben. Der Deutsche und die Österreicherin waren entkommen. Dank des Zugriffs seiner amerikanischen Freunde auf den internationalen Fahndungscomputer wusste er, dass ihr Reiseziel die alte Reichshauptstadt war. Also musste die Berliner Sektion jetzt eingreifen. Der Horchposten hatte Bruchstücke eines Gesprächs der beiden mitschneiden können. So wusste er, dass sie mehr über den Fund herausbekommen wollten. Fischer hatte eine schöne Überraschung für sie vorbreitet und mit Falk und Dieter zwei exzellente Soldaten aus dem KSK-Umfeld rekrutiert.

Berlin, 20. 06., 15.10 Uhr
    Befreie Deine Seele von unnützen Gedanken und Erregungen, dann findet der Tiger keinen Punkt an Dir, wo er seine Krallen wetzen kann.
    Myamoto Musashi
     
    »Was bilden Sie sich denn ein? Sie kommen hier mit Raubkunst und wollen, dass ich noch helfe bei der Datierung, damit Sie es noch teurer auf dem Schwarzmarkt verkaufenkönnen?« Die korpulente Frau mit den dunklen, hochgesteckten Haaren wollte an diesem Montag ihrem Ärger über so viel Dreistigkeit Luft machen.
    Jan und Regina standen wie ertappte Schüler vor diesem Drachen aus dem Institut für Vorderasiatische Archäologie der Freien Universität Berlin. Es war Jans Idee gewesen. Er hatte gehofft, dass die deutschen Akademiker ihnen mehr helfen konnten als eine windige Adresse, die ein Imam ihm gegeben hatte. Am Morgen waren sie mit dem Taxi in das Villenviertel Dahlem gefahren. Hier residierte die Historische Fakultät der FU Berlin in einem roten Backsteinhaus in vornehmer Stille am Hüttenweg, einer langen Straße, die den Grunewald mit den vornehmen Dahlem und Zehlendorf verband. Nicht weit entfernt, die Straße hinunter an der Clayallee, lag die Konsularabteilung der Botschaft der USA, derzeit »streng bewacht« von zwei übergewichtigen Berliner Polizisten, in dieser Stadt spöttisch als »Buletten«

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