Der Lilith Code - Thriller
zeigte die Ausbreitung des Islams in grellgrünen Farben über Arabien nach Norden und in die Länder des Mittelmeerraums bis nach Spanien.
»Der Islam wird zusammengehalten durch den gemeinsamen Glauben, ob in Indonesien oder Somalia, in den Straßen von Birmingham oder Kabul, auch wenn Spannungen innerhalb der Umma, der islamischen Gemeinde, die Einheit zu sprengen drohen. Der Glaube aber manifestiert sich im Koran, der Heiligen Schrift.«
Die ersten Journalisten gähnten bereits und spielten mit ihren Smartphones. Wieder steigerte sich die drohende Musik ins Unheimliche. Dr. Meredith Butfaith, im Dunkeln sitzend, wusste um den kommenden Effekt und fixierte gebannt die Gesichter der Zuschauer.
»Aber was, wenn das alles nicht wahr ist?« Die Bilder auf den Leinwänden froren ein. »… Wenn es Mohammed gar nicht gegeben hat?«, tönte es aus den großen schwarzen Lautsprechern. Die Reporter blickten auf. »Was, wenn dies alles eine Verschwörung war? Gibt es dafür Beweise? Vor sieben Monaten stießen diese Frau und dieser Mann«, bildfüllend wurden Butfaith und Schlesinger lächelnd und mit Indiana-Jones-Hüten in der Wüste gezeigt, »auf den mysteriösesten Fund seit der Öffnung des Grabes von Tutanchamun.«
Butfaith hätte diese populistische Formulierung gerne gelöscht, aber Manson hatte darauf bestanden. »Wer zahlt, schafft an«, hatte er nur geknurrt.
»In einer Höhle, nördlich von Damaskus, im heutigen Syrien fand das Team um die renommierte Wissenschaftlerin Dr. Butfaith«, diese Passage war ihr wichtig, »den außergewöhnlichen Fund, der die Wissenschaft wohl auf Jahrzehnte beschäftigen wird.« Ein Trommelstakkato setzte ein. »Die Hadith der Wahrheit.« Auf allen drei Leinwänden prangte das Bild einer Schriftrolle, braun und verblichen. Die Kamera zoomte heran, einzelne arabische Schriftzeichen waren zu erkennen. Die Pressevertreter der arabischen Sender standen auf, um den Text zu lesen, aber da sprang das Bild schon in das nächste. Der Eingang zur Höhle wurde gezeigt.
»Hier, in der Höhle am Jebel Tal Bil fanden die Forscher eine vergessene Zisterne, dem Hinweis eines Hirten waren sie gefolgt. Der Alte hatte von einem Schatz in den Tiefen des schon lange ausgetrockneten Brunnens erzählt. Vor exakt sechs Monaten war es dann soweit. Nach Wochen der Qual und des Rätselns konnte das Team den Schatz bergen.«
Es folgten Ausführungen über den Mut und die Anstrengung der Beteiligten. Aber die Behauptung, dass Mohammed nicht gelebt haben soll, elektrisierte alle. Denn alle waren sich hier und heute bewusst, dass, wenn dieser Beweis sich als wahr herausstellen würde, es eine völlige Veränderung der islamischen Welt und ihrer Ordnung bedeuten konnte. Und wäre es falsch, so wären die Beteiligten dort oben auf dem Podium bald tot.
Die Leinwand wurde schwarz. Der Moderator räusperte sich kurz, ehe er die Personen auf dem Podium vorstellte.
Butfaith ergriff als Erste das Wort. »Sehr geehrte Damen und Herren, wir sind uns – und da kann ich für das gesamte Team wie auch den Sender History & Discover sprechen – der Bedeutung wie auch der Verpflichtung, die aus diesem Fund hervorgeht, bewusst.« Sie machte eine bedeutungsschwere Pause. »Aber in diesem Jahrhundert darf die Wissenschaft sich nicht mehr von Zwängen der Religion und des Glaubens einengen lassen. Die Wahrheit drängt ans Licht. Hat es Mohammed gegeben? Ist die Frage ketzerisch? Wir wissen: Nur eine kleine Experten-Minderheit weltweit befürwortete eine solche These, meist wurden sie als faktenferne Spinner von der Mehrheit abgeurteilt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Hier sind die Fakten: Die Biografie des Mannes aus Mekka ist jedem geläufig, aber weiß auch jeder, dass sie erst im 9. Jahrhundert, also rund zweihundert Jahre nach seinem Tod, niedergeschrieben wurde? Die älteste Gesamtschrift des Korans stammt ebenfalls aus dem Jahr 870 n. Chr. Keine christliche Quelle erwähnt bis zu dieser Zeit die neue Religion. Warum? Einigemeiner wissenschaftlichen Kollegen, aber auch Theologen haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der Ur-Koran aus dem syrisch-aramäischen Raum stammt und folglich gar nicht auf Arabisch verfasst worden ist. Wurde da etwas umgeschrieben, um überhaupt etwas Schriftliches in der Hand zu haben? Wie so oft, sind wir, die wir diese Fragen gestellt haben, belächelt, beleidigt und nicht zuletzt auch bedroht worden. Wer legt sich schon gern mit einer derart aggressiven Weltanschauung an,
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