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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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bezeichnet. Hier war Berlin sauber, hier konnte in Ruhe geforscht werden.
    Und so sollte es nach Frau Dr. Kipp-Lorentzen auch bleiben. Die Expertin für frühislamische Aufzeichnungen konnte es auch nicht fassen. In wenigen Stunden sollte ihr Flug nach Kairo gehen. Sie war als Expertin für eine Grabung vorgeschlagen worden und hatte für diesen Mumpitz hier gar keine Zeit. Das Büro der Historikerin befand sich im Erdgeschoss mit herrlichem Blick auf einen verwilderten Garten.
    Wer für die Vergangenheit lebt, scheint wenig für die Schönheit der Gegenwart übrig zu haben, dachte Jan.
    Die blecherne Stimme Dr. Kipp-Lorentzens erfüllte den Raum. »Dann zeigen Sie das doch mal her.« Unwillig griff sie nach dem Umschlag, in dem Regina das Fundstück verstaut hatte. Die Historikerin hatte ihre Baumwollhandschuhe übergestreift und das Exponat auf einen Leuchttisch gelegt. Immer wieder beugte sie sich darüber, ihre Haare waren zu einem Dutt nach hinten gebunden.
    Regina wollte sich eine Zigarette anzünden, hielt aber sofort inne, als Kipp-Lorentzen nur böse aufschaute.
    »Es ist eine Aufzeichnung. Es scheint Teil eines größeren Werks zu sein. Aber es sind so viele Fälschungen im Umlauf. Die Schrift kann ich noch nicht entziffern …« Sie murmelte vor sich hin. Jan wollte sich setzen, als die Expertin ihren Kopf nach oben warf und beide mit durchdringendem Blick ansah. »Wo haben Sie das her?«
    »Wie wir schon sagten, ein Imam gab es uns in Syrien, wir sollen in seinem Auftrag die Echtheit hier in Europa überprüfen.« Jan konnte mit einer Unschuldsmiene die größte Lügengeschichte erzählen, eine Eigenschaft, die hilfreich im Umgang mit Patienten war. Hier zog sie leider nicht.
    »Was für ein Unsinn! Kein Muslim gibt einem Ungläubigen so etwas in die Hand. Dieser Text bezieht sich auf die Gründung einer Glaubensform, hier wird die Anweisung zu einer Religion gegeben, dem Islam. Wenn das stimmen würde, wäre das eine Katastrophe für den Islam. Also sind Sie einem üblen Fälscher aufgesessen.« Sie richtete sich auf, zog die Handschuhe aus und wollte sich aus dem weißen Kittel schälen. »Ich schlage vor, Sie vernichten das Stück. So etwas bringt nur Unheil. Oder Sie lassen es hier.«
    Eine junge Studentin blickte in das Büro, wies mahnend auf die Uhr. »Ihr Taxi wartet schon.«
    »Ja, danke, Astrid. Nach meiner Reise würde ich noch einmal einen Blick darauf werfen.« Sie hängte den Kittel an die Garderobe, wies unwirsch auf die Tür, was Jan und Regina als Rauswurf verstanden. Aber Kipp-Lorentzen ging mit ihnen nach draußen, schloss ab und erklärte weiter: »Exponate aus anderen Ländern, die nicht bei offiziellen Grabungen gefunden wurden, sind für uns tabu. Generell melden wir so etwas immer dem Landeskriminalamt, da wir davon ausgehen, dass es Hehlerware ist. Zudem schätzen wir es nicht, weil es meistens Funde aus unseren eigenen Grabungen sind, die Arbeiter oder einfach Räuber geplündert haben.Man versucht sie hier an den Mann zu bringen. Privatsammler zahlen Unsummen dafür.« Ihre Assistentin reichte ihr eine Reisetasche, schaute nervös und ungeduldig. »Kindchen, geht sofort los. Sie sind augenscheinlich ja nicht Grabräuber, also geben Sie es mir oder einer offiziellen Stelle.«
    »Danke für Ihre Hilfe«, erklärte Jan lächelnd, »aber wir müssen uns sicher noch einmal besprechen.«
    Frau Kipp-Lorentzen schaute die beiden an. »Passen Sie auf sich auf. Wenn das – gegen alle Wahrscheinlichkeit – keine Fälschung ist, besitzen Sie eine Waffe gegen den Islam.«
    Die Wissenschaftlerin drehte sich um und eilte über die enge Kopfsteinpflasterstraße zum Taxi, das auf der anderen Seite des Hüttenwegs wartete. Links und rechts der Straße parkten Autos. Jan und Regina schauten ihr nach. Gerade als sie sich umdrehen wollten, sahen sie einen weißen Kastenwagen, der mit aufheulendem Motor die Straße heraufkam: ein Lieferwagen, mit einem rotweißen Aufdruck an der Seite, auf dem »Bröpkes bunte Backwaren« zu lesen war. Sie sahen, wie die beiden Akademikerinnen noch erstaunt in die Richtung des Wagens blickten. Dann flogen der massige Körper der Historikerin wie auch der zierliche der Assistentin zwei Handpuppen gleich durch die Luft.
    Der Lieferwagen bremste wenige Meter weiter, krachend wurde der Rückwärtsgang eingelegt. Der Fahrer gab Gas und fuhr zurück.
    Die beiden Körper lagen regungslos wenige Meter neben zwei parkenden Autos. Der Motor des Transporters heulte auf.

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