Der Lilith Code - Thriller
Mr. Horowitz, mag durchaus vernünftig und logisch sein, doch über das Geschick von Völkern entscheiden nicht Vernunft und Logik. Völker machen keine Zugeständnisse; sie kämpfen. Mit friedlichen Mitteln oder Kompromissen erreicht man gar nichts. Wenn man etwas erreicht, dann durch Waffengewalt. Wir werden versuchen, euch zu schlagen. Ich bin nicht sicher, ob es uns gelingen wird, aber wir werden es versuchen. Es ist uns gelungen, die Kreuzfahrer zurückzuschlagen – andererseits haben wir Spanien und Persien verloren. Vielleicht werden wir auch Palästina verlieren. Doch es ist in jedem Fall zu spät, um noch von friedlichen Lösungen zu sprechen.
Azzam Pascha, 1. Generalsekretär der Arabischen Liga, gegenüber einer jüdischen Delegation, 1947
Heute Morgen waren sie wieder aus dem Bunker gekommen. Seit die Araber am Samstag die Union verkündet hatten, sich der Anschlag von Kairo ereignet und Israel mobil gemacht hatte, hatte die Regierung ihre Geschäfte wieder aus dem Bunker unter dem Mossad-Gebäude am KingShaul Boulevard heraus verlagert. Jetzt, vierundzwanzig Stunden nach dem Anschlag, kamen der Premierminister, sein Sicherheitsstab, der Verteidigungsminister und ein Rabbiner der Lubawitscher-Gemeinde wieder in die Gebäude über Tage.
Finkelstein kochte noch immer. »Was ist mit deinem Mann in Damaskus? Fickt der da nur die Touristenweiber?«
Lea wusste, was ihr bevorstand. Gegenüber den Politikern würde Shlomo sie als Mossad-Mitarbeiterin niemals angreifen, aber jetzt waren sie unter sich, und sie musste ihm Rede und Antwort stehen. »Nichts von Elijah, gar nichts? Nur diese elende Räuberpistole mit diesen Fundstücken? Willst du mich auf den Arm nehmen? Wir stehen so nah vor einem nuklearen Krieg.« Der Sicherheitsberater zeigte mit dem Daumen und dem Zeigefinger die Distanz. Er klatschte in die Hände, direkt vor Leas Gesicht. »Komm, Schwester, sag mir, was du noch weißt.«
Sie kannte das. Er drehte jetzt richtig auf. Anders als normale Männer, die erst einmal schreien und Dampf ablassen, sich dann aber beruhigen, hatte Shlomo erst richtig angefangen. Es hatte keinen Sinn. Sie musste ihm die Karten auf den Tisch legen.
»Er ist einem Deutschen und einer Österreicherin auf der Spur.«
»Das weiß ich«, knurrte er.
Sie musste sich beherrschen, irgendwann war auch ihre Geduld am Ende. »Elijah ist auf eine Verschwörung religiöser Art gestoßen. Es muss was mit der Pressekonferenz heute Mittag in London zu tun haben. Er hat uns wissen lassen, dass bedeutende Hinweise in den Händen der beiden liegen, er aber nicht sauber genug an sie herankommt. Der syrische Geheimdienst hat sie auch im Visier, und es scheint wohl noch ein dritter Spieler am Tisch zu sitzen.« »Franzosen?« Nach den Syrern waren die Franzosen Finkelsteins erklärte Lieblingsfeinde. »Verdammte Sprache, ekelhaftes Essen undkeine Eier. Die Deutschen haben das Land in sechs Wochen überrannt.«
Lea kannte den Sermon. »Nein, es ist ein Geheimkult, der einerseits, so glaubt Elijah, aus Syrien heraus agiert, andererseits aber auch international vernetzt ist, und das bis in höchste Stellen.«
»Was hat das mit unserer Krise hier zu tun?«
»Elijah glaubt, dass in Syrien jemand ein Interesse hat, uns gegen die Araber auszuspielen. Es gibt wohl Verbindungen in die USA, aber der Schlüssel sind wohl die beiden.«
Finkelstein setzte sich an seinen Schreibtisch und legte die Beine auf den Tisch. »Und nun? Innere Kämpfe in der Arabischen Union wären nicht so verkehrt für uns. Ich glaube diesem Bastard aus Damaskus kein Wort, wenn er behauptet, dass wir ihm egal seien.«
»Du weißt, dass ich das anders sehe«, hakte Rothblum ein. »Innere Unruhe in der Union könnte bei den Falken im Militär, den radikalen Islamisten und allen Zukurzgekommenen in der Politik ein Ventil finden, zum Beispiel in einem Präventivschlag gegen uns. Ich sehe die Union nicht so kritisch wie du. Sie lösen unser Palästinenserproblem, sie bringen die Terrorzellen unter Kontrolle und stellen sich gegen den Hetzer aus dem Iran …«
»Hör auf, du weißt, dass du Arabern nicht mit Logik kommen musst. Sie alle hassen uns. Jeden Fehler, jede Krise werden sie uns in die Schuhe schieben und für einen Überfall nutzen. Und so nebenbei nehmen sie sich das Westjordanland. Nur dass wir dann nicht einen korrupten, aber kontrollierbaren Palästinenserstaat als Nachbar haben, sondern eine verdammte Araber-Union mit einer Armee, einer Wirtschaft und
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