Der Lilith Code - Thriller

Adams. Es waren Anweisungen für einen Kult – einen Kult, der Macht und grenzenlose Kraft versprach, aber in seiner Komplexität und seinen Forderungen nach menschlichem Blut selbst dem SS-Soldaten Fischer den Schrecken in die Glieder fahren ließ. Ihm blieb zur Sichtung des Gesamtwerks keine Zeit, deswegen vergrub er die Tafeln an sicherer Stelle. Nach dem Krieg kam er wieder, fand alles so vor, wie er es verlassen hatte, und begann mit den Vorbereitungen für die Wiedergeburt des Kultes. So kauerte er in der Nacht der ersten Begegnung zwischen dem Opferplatz und einem verwitterten Quader.
     
    Erst hört er ein Knirschen, ein quälend metallenes Geräusch, das sich in ein lärmendes Stakkato aus Schreien und Wispern, Stöhnen und Gurren steigert. Er hat sich die Ohren zugehalten, aber schnell gespürt, dass dieses Geräusch nur in seinem Kopf herrscht. Er ist nach vorn gefallen, seinen Oberkörper willenlos hin und her wedelnd. Und dann sieht er sie. Eine
übernatürliche Schönheit, schwarze lange Haare fallen wie ein Schleier aus Satin vom Kopf über ihre Schultern. Die Augen, zwar schwarz, aber dennoch glühend, fixieren ihn lustvoll. Ihre Brüste sind sehr groß, aber fest. Ihre Brustwarzen, rötlich schimmernd, haben sich verfestigt und sind aufgerichtet. Der Bauch wirkt ein wenig gewölbt, hebt und senkt sich. Aber unter ihrer Vulva, deren rotsaftiges Fleisch feucht glänzt, fehlen zu seinem kurzen Bedauern die Beine. Stattdessen blickt Fischer in viele kleine Flammen, die sich zum staubigen Boden hin in glühende Strahlen verwandeln. Es geht jedoch keine Wärme, geschweige denn Hitze davon aus. Er will alles aufnehmen, nichts verpassen. Aber dieser Ton lässt ihn immer wieder vor Schmerz die Augen schließen. Das Wesen kommt näher, streckt die Hand aus. Fischer überwindet sich, mit aller Kraft richtet er sich auf und streckt auch seinerseits die Hand aus. Aber Lilith greift nicht nach der Hand. Sie fährt in den khakifarbenen Anzug, gleitet tiefer, und Fischer spürt seine Erregung. Und dann hält sie sein Geschlecht. Drückt und zieht, und Fischer ist, als ob ein feuchter warmer Mund ihn umschließt. Dann greift sie mit der linken Hand nach ihm. Sein Gesicht liegt fast zwischen ihren Brüsten. Ein eigentümlich metallener Duft strömt aus ihrem Körper. Unwillkürlich beginnt sein Körper zu zittern. Die linke Hand streicht jetzt über seine Brust, fährt über die Rippen, und mit einem Stoß greift die Hand in Fischers Körper. Er versucht zu schreien. Aber er kann nur seinen Mund weit öffnen. Kein Laut dringt über seine Lippen. Lilith schaut ihn weiterhin an, sie lächelt nicht, aber wirkt auch nicht bösartig. Die linke Hand scheint in ihm zu wühlen. Und er kann den Schmerz kaum aushalten, als sie ruckartig zurückfährt und dicht vor seinem Gesicht stoppt. In ihrer Hand hält Lilith, die göttliche Dämonin, Fischers Leber. Aber statt Schmerz und Todesangst strömt von seinem Nacken an pure Lust in seinen Körper. Er erschauert, seine Beine wollen nachgeben. Die Frau zerrt Hose und Hemd von seinem Körper, drückt ihn rückwärts auf einen Felsen. Die Hose hängt auf seinen Schuhen. Er
kann sich kaum bewegen. Aus den Augenwinkeln sieht er die Öffnung an seiner rechten Seite. Blut sickert an seinem weißen Oberschenkel in einer breiten Bahn hinab und tropft oberhalb des Knies auf den Boden. Sie wendet sich, setzt sich auf sein Gesicht, und er schaut in die Flammen und sieht sein Paradies. Seine Träume. Sein Chaos. Er schnappt nach Luft, dreht seinen Kopf. Es ist, als ob die Flammen seinen Hals hinunterrennen. Sie dreht sich erneut und schaut gierig auf seinen Schwanz. Jetzt setzt sie sich auf das zuckende Fleisch, und Fischer, der SS-Offizier, Schlächter von Tausenden Juden und Jünger eines Tausende Jahre alten Kultes, ergießt sich in den Flammen.

Berlin, 20. 06., 21.50 Uhr
    And if you listen very hard
    The truth will come to you at last
    When all are one and one is all
    To be a rock and not to roll
    Led Zeppelin
     
    Betrachtet man den Nahost-Konflikt aus der Ferne, könnte man meinen, dass jeder Jude jeden Araber hasst und umgekehrt. Schaut man genauer hin, lebt vielleicht einige Zeit im Nahen Osten, wird man eines Besseren belehrt. Wie eine Zwiebel schälen sich dann die Beziehungen und Interessen der einzelnen Gruppen ab. Ultraorthodoxe Juden wirken in ihrer Radikalität und ihrer Verbohrtheit kaum anders als islamistische Fanatiker. Sie brauchen den Konflikt zwischen den Ländern und