Der Lilith Code - Thriller
Spitzenspione werdet uns jetzt einmal aufklären.« Ohne zu fragen, hatte Regina das »Du« als Anrede eingeführt, ein sehr weibliches Mittel, um eine bessere Gesprächsatmosphäre zu schaffen, wie Jan fand.
Faruk setzte sich an den Tisch in der Küche, goss Tee in ein kleines Glas und hustete.
»Du bist zu früh aus dem Krankenhaus«, sagte Jan missbilligend. »Ich werde mir das noch mal anschauen müssen.«
Faruk winkte müde ab. »Ihr zwei oder besser ihr drei habt gegen einen Baum getreten, in der Hoffnung auf einen herabfallenden Apfel. Stattdessen flog euch ein Wespennest in den Schoß.«
Regina liebte diese Aussprüche. Sie hatte schon in Syrien von den blumigen Ausführungen des Imams nicht genug bekommen können.
Jan wirkte allerdings etwas genervt. »Geht es etwas konkreter?«
Faruk schaute ihn versonnen an. »Du hast mein Leben gerettet, mein Freund. Du hättest es nicht machen müssen.«
»Komisch, das hat auch dein Spionkollege damals zu mir gesagt. Ihr scheint im Nahen Osten ein seltsames Verständnis des medizinischen Kodex zu haben. Das war eine Selbstverständlichkeit.«
Regina schüttelte den Kopf und beugte sich zu Faruk vor. »Er meint, dass er den Dank annimmt und sich freut, dass du nach seiner Behandlung noch lebst.«
»Danke für die Übersetzung.«
Bis auf Jan lachten alle.
Faruk fuhr fort. »Euer Fundstück gehört zu den Londoner Exponaten, die die islamische Welt in Aufruhr bringen. Ichhabe mit eurem Freund, dem Imam, gesprochen. Er glaubt, dass es eine Fälschung ist.«
Elijah hörte still zu, während er immer wieder nach den Kibbeh schaute. »Ich bin sicher, dass du dich mit ihm nur … unterhalten hast.« Faruk ging auf die Spitze nicht ein. »Nach unseren Erkenntnissen gibt es interessierte Kreise, die mit dieser Veröffentlichung, die vom Zeitpunkt her sehr bewusst gewählt scheint, dieses Chaos zumindest billigend in Kauf genommen, wenn nicht sogar bewusst gesteuert haben.« Faruk schaute über sein Teeglas hinweg zu Elijah. Der, in den Kochtopf starrend, nur nickte. »Jetzt kommt die große Israel-Verschwörung. Wir haben die Pressekonferenz organisiert. Wir haben die Fundstücke hergestellt. Wir haben die Morde in Syrien auf dem Gewissen, weil wir schon Wochen vorher von eurer Arabischen Union wussten und nur so perfide euren Einigungsdrang unterwandern konnten.«
»Es wird dich nicht erstaunen, dass wir und sogar ich das anfangs tatsächlich angenommen haben. Es ist vordergründig nicht von der Hand zu weisen. Eine Union ist in euren Augen existenziell bedrohend. Durch die strikte Geheimhaltung habt ihr nicht die Chance bekommen, wieder einmal eure politischen und medialen Störfeuer weltweit einzusetzen. Ihr seid es nicht gewohnt, von den Arabern überrumpelt zu werden. Ihr Israelis denkt, ihr seid im Nahen Osten die Smarten, und die Araber seien nur die Kameltreiber, Steinewerfer und Hassprediger, nicht wahr?«
Elijah drehte sich langsam um. Er legte die Schöpfkelle beiseite und setzte sich zu Faruk an den Tisch. »Mein Freund, du liegst falsch. Ich bin schon seit langem weit davon entfernt, in diesen Kategorien zu denken. Ich liebe die Araber, nie sah ich sie als Untermenschen. Ich habe viele Freunde gefunden, Menschen, die mir sehr viel bedeuten, vielleicht mehr als manch einer aus Israel. Sogar Deutsche sind dabei.«
Er nickte zu Jan, der nur müde einen Daumen hob, umweiter Zwiebeln zu schneiden, wie es ihm Faruk aufgetragen hatte. »Aber willst du uns nicht einmal in das Wissen des syrischen Geheimdienstes einweihen? Was steckt hinter diesem ganzen Chaos?«
Faruk war zu sehr Geheimdienstoffizier, als dass er Elijahs Art nicht durchschaut hätte. In angenehmer Atmosphäre wurde zu allen Zeiten mehr ausgeplaudert als unter Zwang und Drohung. Daher hielt er sich zurück. Schließlich wollte er auch Elijahs Trümpfe sehen. »Ich lasse dem auserwählten Volk gern den Vortritt.«
Elijah nickte. »Du hast ja schon was gelernt. Sehr gut. Also, wir wissen noch nicht, wer im Hintergrund die Fäden zieht, aber ich habe eine Theorie, was der oder die damit bezwecken. Jemand in eurem Einflussbereich«, er zeigte auf Faruk, »wusste von den Unionsbestrebungen. Sie haben ihm nicht gefallen. Diese Pressekonferenz gehört zu einem Plan, den Terror, der jetzt entsteht, loszutreten. Wir wissen, dass die Grabungen wie auch die Veröffentlichung von einem Konzern, MansonCorp. aus den USA, initiiert, finanziert und medial begleitet werden …«
Faruk unterbrach ihn. »Sind
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