Der Lilith Code - Thriller
das nicht Freunde des Staates Israel, die mit Spenden in Milliardenhöhe in den letzten Jahrzehnten diverse Siedlungsprojekte auf palästinensischem Gebiet finanzierten?«
»Ja, genauso wie die Saudi-Bank die Waffen für die Hamas bezahlt haben soll. Dieser Konzern ist zwar international vernetzt und sehr vermögend, aber einen Spion in euren Reihen wird er nicht haben. Also kommt das Interesse aus eurem Land heraus. Zu den üblichen Verdächtigen für so etwas gehört zunächst einmal das Militär, denn eine Union könnte den einen oder anderen schlechten Offizier in einer vereinten Armee arbeitslos werden lassen. Ein Putsch lag in den letzten Jahren in Syrien und auch in anderen Ländern wie Ägypten und Libyen immer in der Luft. Aber sind sie vernetzt und smart genug für so eine perfide Nummer? Eher unwahrscheinlich …«
»Im Übrigen war der allergrößte Teil der Armee nicht in die Pläne der Union eingeweiht«, schob Faruk ein. »Dann hätten wir noch den Windjackenträger aus dem Iran, Präsident Ahmadinejad, immer gut für eine perfide Aktion, aber auch er wusste davon augenscheinlich nichts.«
»Was macht dich da so sicher?«, fragte Jan dazwischen.
Elijah schaltete sich ein: »Den iranischen Präsidenten haben wir gut im Blick Wir wissen eigentlich so ziemlich alles aus seiner Umgebung. Er ist sehr gesprächig.«
Jan blickte ihn verständnislos an. »Aber dann verstehe ich den jahrelangen stillen Krieg zwischen Israel und dem Iran nicht.«
»Mein Freund, lass es mich so sagen: Israel braucht den Iran, und der Iran braucht Israel. Er hetzt gegen uns, wir haben eine Berechtigung zur Aufrüstung, und wir siedeln und stigmatisieren. Dann hat er wieder eine Begründung, warum wir ausradiert gehören. Feiner gesagt: Wir leben in einem symbiotischen Verhältnis miteinander.«
Regina und Jan schauten sich an. So lakonisch hatten sie beide noch nie gehört, dass ein Konflikt in Wahrheit politisches Kalkül war.
»Das heißt, ein Friedensprozess ist gar nicht wünschenswert aus eurer Sicht?«
Elijah lächelte müde. »Du verwechselst Ursache und Wirkung. Wir haben uns damit arrangiert, dass man uns seit Jahrzehnten von allen Seiten ausradieren möchte. Jeder Friedensprozess heißt, einen Kompromiss zu finden. Am Ende würde es für Israel bestenfalls mit Landabtretungen und einem weiteren gegnerischen Land wie Palästina enden. Und Land ist das Zauberwort für ein Volk, das Jahrtausende in der Fremde leben musste. Jetzt wurden die Karten neu gemischt. Die Union ist für uns nicht nur ein Risiko, sie ist auch eine Chance. Das glauben zwar noch nicht viele, schon einmal gar nicht unsere Regierung, doch das hat auch etwas mit dem jahrelangen Alarmzustand zu tun, der in unseren Köpfen herrscht. Er hat uns abgestumpftgegen jede neue Chance. Keiner glaubt mehr an einen Frieden. Also arrangieren sich alle mit dem latenten Alarmzustand. Aber die Union hat die drei Regeln des Nahen Ostens ausgehebelt. Erstens: Geduld. Jeder spielt hier auf Zeit. Mit der Schnelligkeit hat der gesamte Prozess aber jetzt eine irrsinnige Dynamik bekommen. Zweitens: Palästinenser. Sie haben sie, wissend um deren Zerstrittenheit und korrupten Einzelgruppen, einfach nicht zum Thema werden lassen. Sie haben sie vermutlich nicht einmal gefragt und damit auch – und das ist die dritte Regel – die Islamisten aus der Diskussion gelassen. Das ist so irrsinnig, dass es schon wieder funktionieren könnte.«
Der Araber hob die Hand. »Wer glaubt das auf eurer Seite noch?«
Elijah schaute ihn an. Der Israeli wollte keine private Außenpolitik betreiben. Er war als Soldat darauf geschult, sich aus diesen Dingen immer und konsequent herauszuhalten. Und hier saß ihm ein erklärter Feind gegenüber. Die Jahre in Syrien und anderen arabischen Ländern hatten Elijah jedoch verändert. Noch immer war Israel das Land seiner Träume. Dort war er sicher vor Verfolgung und Hass. Aber die Jahre des Kampfes, der auch Ungerechtigkeit und Willkür von seiner Seite mit sich brachte, ließen ihn offener für politische Gesamtzusammenhänge werden. Er wusste um Faruks Verbindungen, kannte auch die Geschichte mit dem Präsidenten. Al-Ali hatte 1999 in letzter Sekunde einen Anschlag auf den jungen Bashar verhindert, der sich noch nicht einmal im Amt befand. Eine Gruppe radikaler Sunniten wollte ihn während einer Reise in den Norden des Landes mit einer Straßenbombe töten. Der Syrer hatte dank seines Informationsnetzes früh genug davon erfahren und die
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