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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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gemocht. Für ihn war er Teil des Problems Israels, nicht der Lösung. Er gehörte der Gemeinschaft der Chabad an, einer religiösen Sekte innerhalb des Judentums, streng missionarisch – und messianistisch. Entstanden im 18. Jahrhundert im russischen Lubawitsch, hatte die Chabad-Bewegung heute ihren Sitz in New York. Viele ihrer Anhänger verehrten ihren 1994 dort verstorbenen Oberrabbiner Menachem Schneerson als Messias. Die Rabbiner der jüdisch orthodoxen Hauptglaubensrichtungen allerdings distanzierten sich von dieser Meinung. Denn eine solche Verehrung verbot das Judentum eigentlich. Der Messias, so glaubten sie, würde erst noch kommen. Diese religiöse Splittergruppe hatte aber in den letzten Jahren immer mehr Zulauf erhalten, einerseits aufgrund der Einwanderung frommer Lubawitscher Juden aus den USA und Russland, andererseits auch aufgrund erheblich höherer Geburtenraten gegenüber den gemäßigten Israelis. Schon einmal, in den neunziger Jahren, als die Chance für einen Frieden sehr nah war, hatte ein Chabad-Anhänger mit einer Spende alles zunichte gemacht. Der Millionär aus Australienverhalf mit erheblichen Geldspenden einer rechtsnationalen Partei um Benjamin Netanjahu zum Sieg. Avni hätte eine stabile und vor allem gemäßigte Regierung gebraucht, um die aktuelle Krise zu bewältigen. Jetzt sah er sich Feinden von außen wie von innen gegenüber.
    »Rebbe, wir werden abwarten. Die Anschläge auf die Synagogen sind schlimm, wir haben bei den jeweiligen Regierungen mehr Schutz gefordert, aber wir werden nicht aktiv in diesen innerislamischen Konflikt eingreifen. Das wäre der Tod Israels.«
    Der Alte ließ ihn nicht ausreden, er geiferte über den großen Kabinettstisch herüber und war nicht einmal von seinen Kollegen zu stoppen. Avni schlug mit seinen beiden großen Pranken auf den Tisch. Augenblicklich verstummten alle im Raum.
    »Jetzt ist gut. Ich werde nicht für so einen Unsinn zur Verfügung stehen. Wir werden nicht die Gelegenheit nutzen und jetzt im Schutz von Chaos und Anarchie in der arabischen Welt Fakten schaffen. Genau darauf warten alle. Du willst, dass wir die Siedlungen ausbauen – jetzt?« Avnis Gesicht war feuerrot. Er schwitzte. Freunde hätten jedem hier geraten, aus der Feuerlinie zu gehen. Sein Jähzorn, der vor nichts haltmachte, war legendär. »Ich sehe die Bilder bei Al Jazeera. Ich höre die Kommentare. ›Juden machen sich die Schwäche der Araber zunutze. Die Staatengemeinschaft ist empört.‹ Das werden wir hören. Damit sie ihre eigenen Fehler wie diese unselige Pressekonferenz in London überspielen können. Wir werden dieses Spiel nicht spielen. Und du«, sein Zeigefinger wies auf den alten Rabbiner, »wirst mich auch nicht dazu bringen.«
    Avni war erschöpft. Er brauchte eine Pause und schob ein wichtiges Telefonat vor. Murrend und diskutierend standen die Minister auf. Mit schnellen Schritten erreichte Avni einen Konferenzraum, gleich neben dem Kabinettssaal. Wie jeder Politiker konnte er nach solchen Schlachten nur gute Nachrichten gebrauchen. Shlomo und Lea saßenschon am Tisch. Sie waren alle militärisch ausgebildet, Floskeln waren ihnen fremd.
    Avni drehte hektisch den Verschluss einer kleinen Wasserflasche auf, goss sich den gesamten Inhalt in den Mund, ehe er rülpsend fragte: »Los, was habt ihr?«
    Shlomo ergriff als Erster das Wort. »Die Iraner drohen mit ihren Langstreckenwaffen. Wir wissen von auffälligen Aktivitäten an der Grenze zum Irak, unser Büro in Bagdad glaubt, dass zwei Gruppen aus dem Iran mit schmutzigen Bomben eingeschleust wurden und auf dem Weg zu uns sind. Wir sind an den Gruppen dran. Ein sicheres Haus, das in Syrien liegt und das als möglicher Aufenthaltsort der einen Gruppe gilt, ist erfasst und kann nötigenfalls von unserer Luftwaffe eliminiert werden. Für die andere Gruppe haben wir nur vage Hinweise.«
    Avni schüttelte langsam den Kopf. »Wer will die Welt in Brand stecken? Das sind doch keine Zufälle.«
    Jetzt schaltete sich Lea ein. »Das glauben wir auch. Die Pressekonferenz ist ein Desaster. Unfassbar, dass die Engländer das zugelassen haben. Aber vielleicht haben wir etwas in der Hand.« Shlomo stöhnte auf. Er wusste, was kam. »Unser Kontakt in Syrien ist nach Deutschland gereist. Er hat eine Spur.«
    »Lea, kannst du es etwas konkreter machen?«
    »Setz dich, es ist etwas sonderbar.«

Berlin, 20. 06., 20.09 Uhr
    Eine Veränderung bewirkt stets eine weitere Veränderung.
    Aus: Niccolò Machiavelli »Der

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