Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
Vom Netzwerk:
hat sie gesagt. Das war der Name, der auf ihren Schecks stand. Sie hat gesagt, daß sie sich erinnern kann, Marias Mutter hätte sich ›Madame Valeska‹ genannt, weil der andere Name für Amerikaner zu schwer war.«
    »Klar«, sagte ich. »Das klingt doch plausibel.«
    »Tut es«, sagte er. »Das ist plausibel. Und so erklärt sich auch, daß wir sie bislang nicht gefunden haben. Oder ihre Eltern oder ihren Bruder. Wir hatten nicht den richtigen Namen.«
    »Randy, das sagt dir doch hoffentlich was, oder?«
    »Und was bitte?«
    »Du hast nicht mal ihren richtigen Namen gekannt.«
    »Und?«
    »Du hast eine Woche mit ihr verbracht, und das vor fast dreißig Jahren, und du hast nicht mal ihren richtigen Namen gekannt.«
    »Zehn Tage«, sagte er. Er griff nach dem Detroiter Telefonbuch. »Hier finde ich keine Valenescus. Was machen wir jetzt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Aber Randy …«
    »Warte mal!« sagte er. Die Wolken waren verschwunden. »Wir rufen Leon an!«
    Ich atmete tief aus und rief dann Leon an. Ich nannte ihm den neuen Namen. Maria Valenescu. Ihre Eltern Gregor und Arabella.
    »Das ist ja eine phantastische Leistung!« sagte Leon. »Erzähl du mir noch mal, du seist kein richtiger Privatdetektiv!«
    »So schwer war das nun auch wieder nicht, Leon.«
    »Auf der Stelle bearbeite ich die Namen. Ihr müßt doch direkt euphorisch sein! Wir sind nah dran!«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte ich und sah zu Randy hinüber.
    »Was ist denn los?«
    »Ich werde mit ihm essen gehen und ihm einen Slinky spendieren«, sagte ich. »Ich muß mit ihm reden.«
    »Was ist ein Slinky, Alex?«
    »Wodka mit Root Beer, Leon. Frag mich bitte nicht weiter.« Ich wünschte ihm eine gute Nacht und legte auf.
    »Und?« sage Randy.
    »Leon bearbeitet die Namen«, sagte ich.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. »Wir haben wieder eine Spur. Komm, wir gehen ins Lindell.«
    »Ich will woanders mit dir hin«, sagte ich. »Wo es etwas stiller ist.«
    »Du bist hier zu Hause. Gehen wir.«
    Ich ging mit ihm in ein Restaurant auf der Telegraph, an das ich mich erinnerte. Ich hoffte, er käme langsam selbst zu der Einsicht, daß die Angelegenheit immer lächerlicher wurde. Ich wartete ab, ob die Eindrücke des Tages sich bei ihm setzen würden. Nichts geschah.
    Ich fuhr ihn ins Motel zurück. Als ich das Licht ausknipste, lag er noch wach und starrte die Decke an. Von draußen hörten wir den Verkehrslärm auf der Michigan Avenue. Dann fing er wieder an zu reden. Es gab nichts außer seiner Stimme im Dunkeln, ganz wie in der ersten Nacht, der Nacht, als er den weiten Weg nach Paradise auf sich genommen hatte, um mich zu finden, und gewartet hatte, bis er im Dunkeln auf meiner Couch lag, um mir zu erzählen, warum er den weiten Weg wirklich zurückgelegt hatte.
    »Am Tag vor dem Spiel haben Maria und ich uns ein Hotelzimmer genommen. Maria hatte ihren Eltern erzählt, sie bliebe über Nacht bei einer Freundin. Wir nahmen uns dieses Zimmer und haben miteinander geschlafen. Zum ersten Mal. Zum ersten und einzigen Mal. Aber danach … Das ist es, woran ich mich im Grunde erinnere, Alex. Ich saß auf dem Bett und dachte an das Spiel am nächsten Tag. Es war so, als ob meine ganze Zukunft auf dem Spiel stünde, verstehst du? Ich wußte, daß ich in der Nacht nicht viel schlafen würde. Und Maria saß in einem Sessel. Sie hat ein Porträt von mir gezeichnet. Sie hat überhaupt gern gezeichnet. Habe ich dir das schon erzählt?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Sie wollte Künstlerin werden. Sie hatte immer diesen großen Block dabei und eine kleine Leinentasche mit Stiften, Kohle und so Zeug drin. Manchmal an den Nachmittagen sind wir am Ufer langgegangen und irgendwo stehen geblieben, haben uns einfach hingesetzt, und sie hat irgendwas gezeichnet. Aber vor dieser Nacht hatte sie noch nie eine Zeichnung von mir gemacht. Und ich war so angefüllt von dem Spiel am nächsten Tag, daß ich eigentlich gar nicht richtig daran gedacht habe, weißt du? Ich hab nur da gesessen, nichts gesagt, und sie machte ihre Zeichnung.«
    Er verstummte. Draußen rumpelte ein schwerer Lastzug vorbei, so daß die Bilder an der Wand sich bewegten.
    »Hast du jemals dieses Bild von – wer war es noch? Ich glaube, Toulouse-Lautrec – gesehen? Das Bild von dem Mädchen, das alleine in einer Bar auf einer Bank sitzt? Irgendwie weiß man, daß da eine Party oder so was ist, und daß da Leute ganz in ihrer Nähe sind. Aber sie sitzt einfach da und starrt ins Nichts, als

Weitere Kostenlose Bücher