Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
haben wir mal gewohnt!« sagte Mr. Meisner. »Hier, nehmen Sie doch Platz! Sie machen mich nervös, wenn Sie da so rumstehen! Muriel, stell den Fernseher ab!«
Wir setzten uns auf die Couch. Mr. Meisner saß in einem Sessel neben Mrs. Meisners Rollstuhl.
»Mr. und Mrs. Meisner«, sagte ich. »1971 haben Sie in der Leverette Street gewohnt, stimmt das?«
»Ja«, sagte Mr. Meisner. Jetzt, wo er saß, war seine Stimme um zwei Striche schwächer im Volumen. »Wir haben das Haus 1934 gekauft, ob Sie das glauben oder nicht. Direkt nach unserer Heirat.« Er streckte den Arm aus und griff nach der Hand seiner Frau. »Vier Söhne haben wir da großgezogen. Hier, wollen Sie nicht die Fotos sehen?«
Die nächsten Minuten gingen wir alle vier Söhne durch, ihre Ehefrauen, die sieben Enkel und die elf Urenkel.
»Das alte Haus wurde uns schließlich zuviel«, sagte Mr. Meisner, als wir mit den Fotos fertig waren. »Wir mußten es verkaufen und sind hierhin gezogen.«
»Du redest vielleicht eine Scheiße«, sagte Mrs. Meisner.
»Muriel, bitte, wir haben Gäste.«
»Ich hasse dieses Ding«, sagte sie. »Peach Tree Senior Community? In hundert Meilen Umkreis gibt es hier keinen Pfirsichbaum. Und, wie bitte, Seniorenresidenz? Warum nennen Sie es nicht einfach Pflegeheim?«
»Es ist kein Pflegeheim, Muriel. Es ist ›betreutes Wohnen‹. Möchtest du wirklich, daß ich wieder in dem Haus wäre und den Rasen mähen müßte? Schnee schaufeln?«
»Du gibst einem Jungen Geld, und der mäht dir den Rasen! Und Schnee schaufelt der auch!«
»Das Eis ist in den Dachrinnen gefroren, weißt du nicht mehr? Ich mußte im Frühling hochklettern und es raushacken!«
»Alex’ Partner ist gerade vom Dach gefallen, als er das machen wollte«, sagte Randy. »Er hat beide Knöchel gebrochen.«
»Hörst du?« sagte Mr. Meisner. »Hörst du, was passiert? Wünschst du das etwa mir, daß ich vom Dach falle und mir beide Knöchel breche?«
»Mr. Meisner«, sagte ich, »Mrs. Meisner. Erinnern Sie sich zufällig an eine Familie, die ein Stück die Straße runter gewohnt hat? Die Valeskas?«
»Valeskas?« sagte Mr. Meisner. »Muriel, erinnerst du dich an die Valeskas?«
»Sie wohnten über den Kowalskis. Sie hatten die obere Etage gemietet, meine ich.«
»Die Kowalskis«, sagte Mrs. Meisner. »Die Kowalskis kennen wir.«
»Mickey Kowalski«, sagte Mr. Meisner. »Und seine Frau, Martha. Wir kriegen immer noch Weihnachtskarten von ihnen.«
»Ich glaube, er ist krank, nicht wahr?«
»Wer, Mickey Kowalski? Der ist doch nicht krank.«
»Ich glaube, er ist krank.«
»Er ist nicht krank. Hören Sie nicht auf meine Frau.«
»Was ist mit den Valeskas?« fragte ich. »Die Leute, die das Obergeschoß gemietet hatten. Erinnern Sie sich an die?«
»Ich erinnere mich nicht an Valeskas«, sagte Mr. Meisner. »Muriel, erinnerst du dich an die Valeskas?«
»Valeska, Valeska, Valeska«, sagte sie. »Nein, da klingelt nichts bei mir.«
»Sie las einem aus der Hand«, sagte Randy. »Sie war Wahrsagerin.«
Das traf sie wie ein Blitz. »Die Wahrsagerin!« sagte Mrs. Meisner. »Oh, mein Gott, Fred! Die Wahrsagerin!«
»Ja! Ja!« rief Mr. Meisner. »Und diese Familie, wie hießen sie doch gleich?«
»Valeska«, sagte ich. »Sie erinnern sich an die Familie?«
»Guter Himmel, und ob!« sagte Mrs. Meisner. »Gott, war das eine Zeit! Mit dieser Familie in der Nachbarschaft. Und das Schild, das sie immer auf den Bürgersteig gestellt hat! Weißt du noch, mit der großen Hand drauf?«
»Ja! Die Hand!« sagte Mr. Meisner. »Mickey hatte die obere Etage an diese Leute vermietet. Ich glaube, sie haben da nur neun Monate gewohnt, vielleicht auch zehn. Und dann waren sie weg! Einfach so! Mickey glaubte, sie seien Zigeuner oder irgend so was.«
»Aber sie haben ihre Miete bezahlt«, sagte Mrs. Meisner. »Ich weiß, daß Martha mir das erzählt hat. Und sauber haben sie die Wohnung auch gehalten.«
»Ah, aber das waren die komischsten Leute«, sagte Mr. Meisner. »Der Mann – wie war noch mal sein Vorname?«
Jetzt kommt es, dachte ich. Deshalb sind wir hier. Randy und ich hingen jetzt beide an ihren Lippen.
»Es war ein interessanter Name«, sagte sie. »Irgendwie exotisch.«
»Die ganze Familie war exotisch. Wie hießen sie noch mal? Sie waren zu viert.«
»Der Mann hieß …«
Wir hielten den Atem an.
»Gregor!« sagte sie. »Das war sein Name! Ich weiß noch, daß ich mich gefragt habe, was
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