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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Gläsern zurück. Die Frau sah mich nicht einmal an.
    Eine Zeitlang sah ich mir die Seifenoper an, weil es sonst nichts gab, was meine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hätte. Eine Frau in teuren Klamotten ging in einem vornehmen Büro auf und ab und quatschte einen Typen in teuren Klamotten völlig zu. Ich ließ die Seifenoper Seifenoper sein und ging zur Toilette, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Ich trocknete mich ab, ohne mein Gesicht im Spiegel zu betrachten. Auf meinem Weg nach draußen warf ich einige Geldscheine auf die Theke.
    Ich ging zum Krankenhaus zurück. Der Mann vom Sicherheitsdienst streckte das Kinn in meine Richtung, als ich an ihm vorbeiging. Ich drückte den Knopf für den Aufzug, wartete, bis einer kam, stieg ein und drückte auf vier. Die Schwester von der Intensivstation war nicht auf ihrem Posten, als ich daran vorbeiging.
    Der Mann vom County saß noch immer auf seinem Stuhl vor Randys Tür. Als er mich sah, verschränkte er die Arme.
    »Sie schon wieder«, sagte er.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Wegen vorhin. Sie tun schließlich nur Ihre Pflicht hier.«
    »Und habe irre viel Spaß dabei«, sagte er. »Ich kann gar nicht fassen, daß ich dafür auch noch bezahlt werde.«
    »Ich bin Polizeibeamter gewesen«, sagte ich. »Acht Jahre lang.«
    »Aha.«
    »Ich mußte damals auch so Zeug machen«, sagte ich. »Ich weiß, wie das ist.«
    Er nickte nur.
    »Wie schätzen Sie diesen Typ von Rudiger ein?«
    »Der Chief mit dem tollen Haar?« sagte er. Was für ’n Pferdearsch. Waren Sie jemals in Orcus Beach?«
    »Nie im Leben.«
    »Eine Ampel«, sagte er. »Die hatten mal ’ne Möbelfabrik da, aber die hat dichtgemacht. Jetzt ist es eine Geisterstadt. Chief Rudiger ist der letzte Vollzeitpolizist im Ort.«
    »Das hat er mir erzählt.«
    »Überall sonst hätten sie längst auf eine eigene Truppe verzichtet und einen Vertrag mit dem Sheriff vom County abgeschlossen. Aber doch nicht Orcus Beach. Rudiger muß da jeden hypnotisiert haben oder sonst was.«
    »Vielleicht liegt es am Haar.«
    Jetzt mußte der Mann lachen. »Er hat genügend Öl auf’m Kopp, daß sie ihn besser nicht an den See lassen. Wie hieß das Schiff noch mal? Das in Alaska?«
    »Die Exxon Valdez ?«
    »Genau die. Das hätten wir dann im Lake Michigan.«
    »Hey, war das gut«, sagte ich. »Habe ich ’ne Chance, meinen Freund ’ne Minute lang zu sehen?«
    Er steckte seine Zunge in die Backe und sah den Flur hinunter. »Beeilen Sie sich.«
    »Das ist riesig nett von Ihnen.«
    Ich ging in das Zimmer. Der Monitor beepte. Das Beatmungsgerät saugte Luft an, blies sie aus, sank in sich zusammen, immer und immer wieder. Ich trat näher an ihn heran. Seine Augen waren geschlossen. Auf seinem Gesicht waren Abschürfungen zu sehen. Der Atemschlauch war mit Pflastern an seinem Mund befestigt.
    Und dann die Verbände, überall am Hals, an den Schultern. Er war eingepackt wie eine Mumie und wirkte genau so still. Als würde er sich nie wieder bewegen.
    »Stirb noch nicht«, sagte ich laut. »Vorher möchte ich noch einige Antworten von dir.«
    Der Monitor beepte weiter. Die Maschine pumpte ihm Luft in die Lungen und ließ sie wieder heraus.
    »Außerdem«, sagte ich, »möchte ich dich höchstpersönlich umbringen.«

Kapitel 12
    Ich betrachtete das Stück Papier, das der Chief mir gegeben hatte. Randys Exfrau, Sandra van Buren. Randy und Sandy. Das müssen sie ständig gehört haben. Van Buren war entweder ihr Mädchenname, oder sie hatte wieder geheiratet. Wie dem auch sein mochte, fragte ich mich, wie sie wohl auf meinen Anruf bei ihr reagieren würde. Ich würde es herausfinden.
    Ich war wieder in meinem Laster, im Parkhaus. Ich wählte Sandras Nummer auf dem Handy, das ich im Wagen liegen habe, einem uralten analogen Scheißteil, das ich kaum benutze. Der Ruf kam nicht durch. Ich versuchte es noch mal. Die Verbindung knisterte und knackte und war dann ganz weg. Ich schmiß das Gerät auf den Sitz.
    Ich stieg aus, ging die Straße entlang und dann wieder in dieselbe Kneipe. Der Mann hinter der Theke hatte ein paar mehr Gläser gespült. Die Frau sah sich noch immer ihre Seifenoper an. Sie beachtete mich auch diesmal nicht, nicht einmal, als ich direkt bei ihr vorbeiging. Im Flur vor den Toiletten hatte ich ein öffentliches Telefon entdeckt, mit einem zerfledderten Telefonbuch, das auf einem Holzstuhl lag. Ich legte das Telefonbuch auf den Boden und setzte mich auf den Stuhl. Er quietschte, als wolle er kollabieren,

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