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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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heraus und sah mir beim Tanken zu. Er trug einen Overall, auf dessen Brusttasche in roter Schrift STU stand.
    »Hübsche Stadt hier«, meinte ich.
    Er sah auf die Straße hinaus, als müsse er das selbst überprüfen.
    »Diese Stadt?«
    »Haben Sie Chief Rudiger gesehen?« fragte ich.
    »Sie suchen ihn?«
    Ich ließ mir mit meiner Antwort einige Sekunden Zeit. Ich wollte meine Gefühle über die Sorte Tag, die ich gehabt hatte, nicht an unschuldigen Zuschauern auslassen.
    »Ja, ich suche ihn.«
    »Hab ihn nicht gesehn …«
    »Okay.« Ich sah die Zahlen auf der Säule hochschnellen. Ich stand im Begriff, einen neuen Rekord hinsichtlich der teuersten Tankfüllung für den Lastwagen aufzustellen, dank der völlig überzogenen Preise, die dieser Typ verlangte. Vermutlich hatte er auf diesem Markt das Monopol.
    »Tankt jeder in der Stadt hier?«
    »Natürlich«, sagte er und lehnte sich an die Säule. »Warum auch nicht?«
    Weil einen ein Liter Bier billiger kommt als ein Liter Benzin, wie du es verzapfst. »Ich dachte eher daran, daß Sie dann doch jeden in der Stadt kennen müssen.« Ich schenkte ihm ein Lächeln.
    »Ja, die meisten schon«, sagte er. »Nehme ich jedenfalls an.«
    »Ich suche nach einer Frau mit dem Namen Maria«, sagte ich. »Kennen Sie hier in der Stadt eine, die Maria heißt?«
    »Aus dem Stegreif wüßte ich nicht.«
    »Okay, kein Problem.«
    »Ich bin mir sogar ziemlich sicher, daß es in der ganzen Stadt keine mit dem Namen gibt.«
    Ich war mit dem Tanken fertig und füllte noch bis zu einem runden Dollarbetrag nach. »Richtig günstig«, sagte ich und holte das Geld für den Mann aus der Tasche.
    Während er es entgegennahm, sah er mir lange in die Augen. »Haben Sie nicht gesagt, Sie suchen den Chief?«
    »Ich treffe ihn bestimmt noch«, murmelte ich. »Bei Gelegenheit.«
    »Ich könnte ihm etwas ausrichten. Ich meine nur, wenn Sie hier nicht warten wollen. Vielleicht kommt er ’ne ganze Weile nicht zurück. Manchmal ist er direkt für ein paar Tage weg.«
    »Er müßte bald zurück sein«, erklärte ich. »Er arbeitet an einem Fall. Ich habe gehört, daß hier gestern jemand niedergeschossen wurde.«
    »Oh ja«, sagte er. »So war es.«
    »Muß doch jeden in der Stadt mächtig aufgeregt haben. Ich kann mir nicht denken, daß das hier oft vorkommt.«
    »Nicht allzuoft.«
    »Wo kann ich hier herum etwas zu essen kriegen?«
    »In Whitehall gibt es ein richtig gutes Restaurant.«
    »Das ist ja dreißig Kilometer weg. Hier in der Stadt gibt es so was überhaupt nicht?«
    »Eigentlich nicht. Hier gibt es nichts, was ich Ihnen empfehlen könnte. Nicht zum Essen.«
    »Was ist denn mit dem Schuppen da?« fragte ich und nickte mit dem Kopf in Richtung des einzigen zweistöckigen Gebäudes im ganzen Block. Über der Tür war ein Schild ROCKY’S.
    »Oh, Rocky’s«, sagte er. »Das ist aber mehr ’ne Kneipe. Wenn Sie was essen wollen, sollten Sie nach Whitehall rüberfahren.«
    »Eigentlich wär ’ne Kneipe jetzt gerade das Richtige für mich.« Ich schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken – ich konnte einfach nicht widerstehen. »Und vielen Dank für die Empfehlung, Stu.«
    Er sagte nichts mehr. Er sah mir nur zu, wie ich in den Wagen stieg. Ich fuhr einen halben Block nach Süden und parkte draußen auf der Straße, weil der Parkplatz ziemlich voll war. Das war wohl der Ort, wo man an einem Abend in Orcus Beach einfach sein mußte, nahm ich an. Natürlich hatte man, wie bei der Tankstelle, wenig Auswahl.
    Als ich ausstieg, blickte ich noch einmal die Straße entlang. Stu stand immer noch an der Zapfsäule und beobachtete mich. Ich winkte ihm zu. Er winkte nicht zurück.
    Rocky’s war ein großer Holzbau, der aussah wie ein Chalet in den Bergen, obwohl die nächsten Berge die Porcupines waren, mehr als fünfhundert Kilometer entfernt. Direkt über der Tür hing der riesige Plastikkopf eines Hirsches und sah mich an. Ich trat ein und sah eine Menge Männer in karierten Flanellhemden. Die meisten Frauen trugen blaue Jeansklamotten. Ich wählte einen Platz am Fenster. Ich konnte den Parkplatz sehen und die Straße, bis hin zur Tankstelle. Stu stand nicht mehr dort.
    Eine Kellnerin kam zu mir und schenkte mir das erste echte Lächeln, das ich an diesem Tage gesehen hatte. Ich bestellte ein Bier und hoffte, daß sie es schnellstmöglich servieren würde. Während sie sich darum kümmerte, sah ich mich im Lokal um. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine hufeisenförmige Theke, Tische

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